Mittwoch, Dezember 27, 2006

Petition: Arztbesuch für Illegalisierte

Kann leider nur noch bis zum 28.12. unterzeichnet werden. Also schnell hin, unterschreiben und/oder im zugehörigen Forum diskutieren.

Und, besser spät als nie, hier mein nachträglicher Weihnachts- bzw. aktueller Kwanzaa-Gruß: Victory-Dance

Freitag, Dezember 22, 2006

Schimmel-Mann des Jahres!

Unser lieber Graf Carl Heinrich von Schimmelmann war in seiner Familiengeschichte keine Ausnahme, wenn es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit ging, sondern hat offenbar auch seinen Nachkommen die nötige Skrupellosigkeit hinterlassen, um zu wahren Business-Helden zu werden. Sein aktuellster Spross Wulf von Schimmelmann, Postbank-Vorstandsvorsitzender, wurde soeben vom Horizont-Magazin zum Mann des Jahres ausgezeichnet. Das Springer-Blatt Hamburger Abendblatt hat dann auch am 19. ein sehr nettes und sehr ausführliches Interview mit diesem sympathischen Mann abgedruckt. Und auch schon Anfang 2006 wurde er als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.

"Gewählt wurde der Postbank-Chef von den Lesern von EURO und EURO am SONNTAG. Den Preis übergab Dr. Andreas Wiele, Vorstand Zeitschriften und Internationales der Axel Springer AG."
Aber das nur nebenbei. Über den Familien-Ethos der von Schimmelmanns kann man sich zum Beispiel hier informieren. Und auch Maike hat in ihrem Blog Interessantes über die Schimmelmanns herausgefunden. So zum Beispiel jenes über die NS-Zeit:

"In jenen Jahren taucht ein Karl Hubertus Arndt Graf von Schimmelmann auf, Adjudant von Göbbels und ab 1944 Leiter einer “Germanischen Leitstelle” in Kopenhagen, die der Rekrutierung und Ausbildung “germanischer” SS-Freiwilliger diente."

Schönes Ding. Weiterhin hat Maike sich mit der Firma Imtech auseinandergesetzt, die dem Bezirk Wandsbek die Büste als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat.
Offenbar hat sich der Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs für die Ansiedlung der Firma eingesetzt. Offenbar hat die Imtech Aufträge für die Postbank unter Freiherr Wulf von Schimmelmann umgesetzt... Interessante Verbindung. Und da sind noch einige mehr. Seht doch mal bei ungesundleben nach!

Montag, Dezember 18, 2006

Schimmelmann on TV

Heute um 21 Uhr läuft ein Beitrag über die ganze Schimmelmann-Schose bei Feuerlöscher TV auf dem Hamburger Sender TIDE. Starring: Hamburgs Kultur-Senatorin Karin von Welck, UN-Sonderberichterstatter für Folter Prof. Manfred Nowak, Dr. Marcos Romao und eine gewisse Victoria B. Robinson. Ansehen und Meinung sagen!!!
Eine Wiederholung gibt es außerdem am Mittwoch, 20.12. um 21.30 Uhr und in ein paar Tagen auch hier auf diesem Blog und auf der Website von Skrollan Alwert.

Sonntag, Dezember 10, 2006

Bild-Zeitung über "Afrikaner"/"so einen" und...

...jemanden, der aus Unsportlichkeit und Undankbarkeit (schließlich kriegt "so einer auch noch Millionen!") den Stinkefinger hebt

Kai Pahl hat die lokale Presseberichterstattung zusammengefasst und Interessantes festgestellt. Während unser aller Lieblingszeitung Bild Atouba als undankbaren, untalentierten und überflüssigen "Afrikaner" darstellt, weil er beim letzten HSV-Heimspiel den Mittelfinger gehoben hat, berichten Abendblatt und Mopo von einem anderen Skandal: von handfestem, offen geäußerten Rassismus im HSV-Stadion (gerade auf der VIP-Tribüne):

Offensichtlich wurde der Afrikaner nach seiner selbst geforderten Auswechslung von den Rängen als “Nigger, Kanacke und Affe” beschimpft. Für Vukovic ist das der eigentliche Skandal. In die gleiche Kerbe schlägt Christoph Jakubowsky, selbst Fußballer und Besucher des Spiels auf der VIP-Tribüne: “Dass sich auch angeblich honore Personen derart gehen lassen, ist beschämend. Da waren Beschimpfungen wie Neger oder Nigger fast schon die harmlosesten Ausdrücke. Und das muss sich niemand gefallen lassen.”
Und weiter:
Das Problem ist nicht Atouba, das Problem sitzt mitten auf der VIP-Tribüne der AOL Arena: Dort, auf den teuersten Plätzen im Rund, tummelt sich mindestens eine Hand voll Rassisten! Mit schlimmsten Verunglimpfungen provozierten diese Leute den unrühmlichen Ausraster Atoubas […]
Nicht die Pfiffe, so Atouba, seien es gewesen, die in gestört hätten. Vielmehr wurden von den direkt hinter der Trainerbank gelegenen Rängen Parolen wie “Scheiß-Nigger” oder “Geh zurück in den Busch” aufs Spielfeld gedroschen!
Schönes Ding, mal wieder. Aber alles kein Grund auszuflippen, wie auch dort zu lesen ist, er muss eben mal die Faust in der Tasche behalten, er wird ja schließlich bezahlt. Alles klar. Warum sagt nur keiner, dass die Assis aus der VIP-Tribüne nicht ihre Weiß-heiten in der Fresse behalten sollen?!

Freitag, Dezember 08, 2006

taz: Der größte Menschenhändler seiner Zeit

Nun hat also auch die taz das Thema Schimmelmann entdeckt und berichtet heute relativ ausführlich über den gesamten Protest. Aufhänger ist die Ankettungs-Aktion von Gisela Walk, aber GAL und die Black Community kommen ebenfalls zu Wort. Hier Ausschnitte aus dem Artikel:

Der größte Menschenhändler seiner Zeit
Der Protest gegen die Büste für Heinrich Carl von Schimmelmann am Wandsbeker Markt in Hamburg reißt nicht ab: Eine 58-Jährige kettet sich täglich an das Abbild, eine Rechtsanwältin klagt wegen Beleidigung gegen die Kultursenatorin und die Black Community bedrängt die CDU in Wandsbek

VON FRIEDERIKE GRÄFF

Das Denkmal, an das sich Gisela Walk ankettet, ist nicht besonders groß. Es ist die Büste eines griesgrämig aussehenden Mannes mit Perücke, und die Inschrift auf dem Sockel ist wegen der roten Farbreste daran schlecht zu lesen. Gisela Walk hat ihm einen Zettel um den Kopf gehängt, auf den sie mit blauem Filzstift geschrieben hat: "Kein Denkmal für den Sklavenhändler". Und darunter: "Rücktritt Bezirksamtsleiter Fuchs und Karin von Welck".

Anzeige

Die Büste für Heinrich Carl von Schimmelmann haben der Bezirksamtsleiter von Wandsbek und die Hamburger Kultursenatorin im September eingeweiht. Sie steht auf einer Verkehrsinsel neben einem Busbahnhof, neben den Büsten von Tycho Brahe, dem Astronom und der des Grafen Rantzau, der hier eine Burg bauen ließ. Die Büsten sollen die Wandsbeker an die Menschen erinnern, die wichtig für Wandsbek waren, so zumindest erklären es die Menschen im Bezirksamt und in der Kulturbehörde. "Er war ein Sklavenhalter und hat die Menschenrechte verletzt", entgegnen dann Gisela Walk, die neu gegründete "Black Community" und die Wandsbeker Opposition aus SPD und GAL.

Wenn man den Sprecher der Kulturbehörde in Sachen Schimmelmann anruft, schweigt er erst einmal. Dann sagt er, dass die Büste "keine Ehrung" sei, sondern "im Kontext eines Menschen zu sehen sei, der mit Wandsbek wahnsinnig viel zu tun gehabt habe". Und schließlich verweise eine Tafel darauf, dass Schimmelmann sein Geld, mit dem er unter anderem das Wandsbeker Schloss bauen ließ, auch durch Sklavenhandel verdiente. "Die Kultursenatorin begrüßt die Diskussion um die Biographie von Schimmelmann", sagt der Pressesprecher. "Insgesamt kann die Diskussion um Hamburger Persönlichkeiten im Kolonialismus nicht maßgeblich von der Kulturbehörde geführt werden." Von wem dann? "Von Institutionen wie der Hamburger Universität mit dem Schwerpunkt Überseegeschichte".

Für Gisela Walk macht die Tafel, die der Pressesprecher erwähnt hat, die Sache nur noch schlimmer. "Auch durch den so genannten Dreieckshandel (Kattun und Gewehre, Sklaven, Zuckerrohr und Baumwolle) zwischen Europa, Afrika und Amerika galt er als reichster Mann Europas", steht darauf. "Das ist ein Skandal", sagt sie und hängt eines ihrer Schilder darüber, auf dem ein Herz mit einem S darin zu sehen ist - das sei der Brandstempel, der Schimmelmanns Sklaven eintätowiert wurde.

(...)

Gegen das Schimmelmann-Denkmal protestieren längst verschiedenste Gruppen: Die Wandsbeker GAL- und SPD-Fraktionen haben einen Antrag für den Abriss gestellt, den die CDU-Mehrheit ablehnte. In der Folge schrieb die GAL die Hamburger Konsulate an und forderte sie auf, Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. Nachdem sie darauf keine Antwort erhielt, schickte sie Briefe an 17 afrikanische Botschaften in Berlin mit der Bitte, sich für die Entfernung einzusetzen. Frank Hiemer, der kulturpolitische Sprecher der Wandsbeker GAL spricht mit einer gewissen Freude über die Vertreter der Black Community, die in die Ausschuss-Sitzungen kämen und "nervten".

Pressesprecherin der Hamburger Black Community ist Victoria Robinson, die Wert darauf legt, dass der Widerstand nicht durchweg ein "internationaler" ist. Sondern ein Widerstand der Schwarzen selbst. Zwei Demonstrationen haben sie bislang organisiert und beabsichtigen, künftig bei allen Kulturausschusssitzungen dabei zu sein. Bislang, so sagt Victoria Robinson, hätten sie von der CDU-Fraktion keine Antworten auf ihre Fragen bekommen. "Sie haben sich körperlich weggedreht, wenn wir mit ihnen sprechen wollten." Einmal habe man die Diskussion wegen eines Formfehlers im Antrag abgelehnt, beim letzten Mal war der CDU der Ton zu provokant. Die Vertreter der Black Community hatten gefragt, ob Wandbek Interesse habe, nur als Standort der am besten organisierten Hamburger Neonazi-Szene und Befürworter eines rassistischen Denkmals in den Schlagzeilen zu erscheinen. "Wir diskutieren nicht auf dieser Ebene", war die Antwort darauf.

Inzwischen ist auch Strafanzeige in der Sache Schimmelmann erstattet worden. Die Hamburger Rechtsanwältin Ama-Pokua von Perreia hat gemeinsam mit einem Kollegen Anzeige gegen die Hamburger Kultursenatorin und den Wandsbeker Kulturamtsleiter erstattet und zwar wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung. In der Begründung heißt es: Schimmelmann "hielt tausende Menschen auf seinen Plantagen als Sklaven, quälte, peitschte, brandmarkte, folterte und ermordete sie durch seine Behandlung. Zudem verschiffte er mit gecharterten Schiffen tausende Sklaven von der westafrikanischen Küste nach Amerika. Es handelt sich um einen der führenden Menschenhändler seiner Zeit". "Noch ist nicht viel passiert", sagt von Pereia. "Die Vorermittlungen laufen noch".

taz Nord vom 8.12.2006, S. 23, 262 Z. (TAZ-Bericht), FRIEDERIKE GRÄFF



Schade, dass die taz warten musste, bis Gisela Walk ihre Aktion durchführte, um ausführlich darüber zu berichten und dass von unseren Aktionen nur in zwei Absäzen die Rede ist.

Außerdem ist natürlich mehr als schade, dass die Autorin einige Dinge sinnnentstellt wiedergegeben hat. Zum einen hat die Black Community nicht erst zwei, sondern drei Protestaktionen organisiert (in unserem Gespräch habe ich nur zwischen den ersten beiden, in denen wir klarstellen wollten, dass es ein Protest von Schwarzen für Schwarze ist und der letzten, in die auch nicht-Schwarze Organisationen und Parteien eingebunden waren, unterschieden). Das "Zitat" darüber, dass es kein "durchweg nationaler", sondern ein Schwarzer Protest ist (verstehe jetzt noch nicht, was sie damit ausdrücken wollte) bezog sich darauf, dass ich ihr gesagt habe, dass es für uns wichtig ist, dass die Black Community einen Protest von und für Schwarze durchführt und dass Medien in der Vergangenheit diese Darstellung unterlaufen haben, indem sie von "nationalen und internationalen Organisationen, die sich für die Rechte von Farbigen einsetzen" (Hervorhebung von mir) berichtet haben.
Wir gehen nicht nur zu Kulturausschusssitzungen, sondern auch weiterhin zu Bezirksversammlungen, um zu "nerven". Über andere Protestwege, wie das Sammeln von Unterschriften, wurde Frau Graeff ebenfalls informiert, aber sie hat es offensichtlich vorgezogen, diese Schmalspur-Version zu verbreiten. Schade eigentlich.

Donnerstag, November 30, 2006

800 Euro für Schimmelmann

Die Reinigungsaktion des Denkmals hat laut Hamburger Abendblatt etwa 800 Euro gekostet. Interessant.
Und schade, dass das Abendblatt es nicht für nötig gehalten hat, über unsere Protestaktion zu berichten, aber jetzt dem "Farbanschlag" eine Meldung widmet und dabei auch die heute stattfindende Protestaktion von der weißen Hamburgerin Gisela Walk erwähnt.
Wie dem auch sei, ich bin jedenfalls mit dem Abendblatt darauf gespannt, wie Herr Fuchs reagiert, wenn er am Donnerstag aus dem Urlaub kommt. Man kann ihm übrigens gern Faxe oder E-Mails zukommen lassen oder ihn direkt am Donnerstag anrufen, um ihn willkommen zu heißen.
Hier der Artikel:

Farbanschlag auf Schimmelmann-Büste

Blutrot leuchtete gestern die Büste von Heinrich Graf Carl von Schimmelmann im Wandsbeker Puvogelgarten. Unbekannte hatten Acrylharzlack über das Kunstwerk gegossen, um gegen die Aufstellung der Büste des Hamburger Kaufmanns zu protestieren, der sein Geld unter anderem mit Sklavenhandel verdient hat. Damit erreicht der Streit um die Schimmelmann-Büste (wir berichteten) eine neue Dimension.

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Seit gestern ist Maler und Lackierer Marcel Dorn im Auftrag des Bezirksamtes mit der Reinigung der Büste beschäftigt. Eine langwierige Prozedur. Etwa zwei Tage lang wird er dafür brauchen. "Zuerst trage ich Speziallöser auf, damit sich die Oberfläche des Acrylharzlackes löst." Danach geht die Arbeit erst richtig los: Mit Drahtbürste und Wasser muss Marcel Dorn jede einzelne Fuge bearbeiten, ohne dabei das Kunstwerk zu beschädigen.

Insgesamt wird die Reinigung das Bezirksamt und damit den Steuerzahler etwa 800 Euro kosten. Ordnungsamt und Polizei erkundigten sich vor Ort über die Fortschritte der Säuberung. Einen Tatverdächtigen gibt es bisher nicht. Strafanzeige wurde erstattet.

Bereits heute Nachmittag ist die nächste Protestaktion geplant. Unter der Überschrift "Wir erwürgen Schimmelmann, wir hängen ihn auf!" will Bürgerin Gisela Walk gegen die Büste demonstrieren.

Die Mitarbeiter des Bezirksamtes warten auf die Rückkehr von Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU), um über eine mögliche Reaktion zu beraten. Fuchs kommt am Donnerstag aus dem Urlaub zurück.
rek

erschienen am 29. November 2006

Mittwoch, November 29, 2006

Schimmelmann und kein Ende

Einmal mehr hat die Black Community am Wochenende protestiert. Kurz zuvor haben Unbekannte die Büste mit roter Farbe übergossen (Photo mit freundlicher Genehmigung von www.afrika-hamburg.de).
Es hat ganze drei Tage gedauert, bis diese Farbe wieder entfernt wurde.

Nun hat die GAL Folgendes angekündigt:

Die GAL Wandsbek wird die Botschaften aller afrikanischen Staaten, deren Bewohner Opfer von Sklavenhandel waren, über die umstrittene Büste des Sklavenhändlers Heinrich Carl von Schimmelmann informieren.

Mittlerweile sind mehr als zweieinhalb Monate vergangen, seitdem der Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs das Denkmal (das im Grunde ein Mahnmal sein müsste) hat aufstellen lassen und es zusammen mit der Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck feierlich eingeweiht hat. Bei diesen Personen kann man natürlich jetzt seinen Protest deutlich machen. Ebenso kann man sich mit Protest-Mails auch an den Hamburger Bürgermeister Ole von Beust wenden.

Was mir bei der Suche nach einem Direktkontakt zu der Kultursenatorin untergekommen ist, ist die Original-Pressemitteilung zur Einweihung des Denkmals vom 28.08.2006. Darin zeigt lässt sich ganz eindeutig nachweisen, dass es der Kulturbehörde in keiner Weise um eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit des Herrn von Schimmelmann ging, wie behauptet wird, seit wir protestieren. Hier der komplette Text (wer darin Hinweise auf Schimmelmanns Tätigkeit als Versklaver findet, dem sei mein Erstgeborenes versprochen):


Tag des offenen Denkmals

Die Schlossbewohner kehren zurück

Nachdem der neu gestaltete Puvogel-Garten am 16. August 2006 eingeweiht und der restaurierte Puvogel-Brunnen wieder in Betrieb genommen wurde, wird die kleine Grünoase im Herzen Wandsbeks mit weiteren Kunstwerken ausgestattet:

Am Sonntag, den 10. September 2006,

am Tag des offenen Denkmals,

um 14.00 Uhr

findet im Puvogel-Garten gegenüber der Christuskirche Wandsbek in Anwesenheit der Kultursenatorin Frau Prof. Dr. Karin von Welck und des Bezirksamtsleiters Gerhard Fuchs die Übergabe von drei Bronze-Plastiken statt.

Diese Skulpturen wurden von drei jungen Künstlern aus Süddeutschland – Antje Jakob, Matthias Rodach und Simone Weik – erschaffen, die auch während des 1. Wandsbeker Kunst- und Kulturmarktes am 08. und 09. September 2006 auf dem Wandsbeker Marktplatz bei ihrer Arbeit bestaunt werden können.

Dabei stellen die übergroßen Bronze-Köpfe – eine Leihgabe der in Wandsbek ansässigen IMTECH GmbH an den Bezirk – drei der bedeutendsten Bewohner des Wandsbeker Schlosses dar: Graf Heinrich Rantzau, Baron Heinrich Carl von Schimmelmann und den berühmten Astronom Tycho Brahe.

Diese Leihgabe ist die „Revanche“ für eine dauerhafte Leihgabe des Bezirksamtes Wandsbek an die IMTECH GmbH: Die Originale der Löwenskulpturen, die ursprünglich die Zufahrt zum Wandsbeker Schloss zierten, haben in der großzügigen Eingangshalle der IMTECH GmbH an der Hammer Straße einen neuen, witterungsgeschützten Platz gefunden.

Graf Rantzau, mächtiger Statthalter des dänischen Königs und Wandsbeker Gutsherr von 1564 bis 1598, ließ um das Jahr 1568 die Wandseburg errichten, in deren Burgturm in den Jahren 1597 und 1598 der berühmte Astronom und entfernter Verwandter von Heinrich Rantzau, Tycho Brahe, lebte und ihn als Observatorium genutzt hatte. Heinrich Carl von Schimmelmann, der 1762 dem dänischen König das Gut Wandsbek abkaufte, entschied sich jedoch für den Bau eines neuen Herrenhauses, ließ die Wandseburg mit Ausnahme des Turmes niederreißen und baute an Stelle der Burg das prachtvolle Wandsbeker Schloss.


Rückfragen an:

Bezirksamt Wandsbek / Verwaltungsamt
Allgemeine Abteilung - Gremienbetreuung/Öffentlichkeitsarbeit
Sonja Feßel
Tel: (0 40) 4 28 81 - 30 18
Fax: (0 40) 4 28 81 - 20 60
E-Mail: PressestelleWandsbek@Wandsbek.Hamburg.De

Freitag, November 24, 2006

Mauern bauen...

...erschien manchen Gruppen von Menschen in der Geschichte immer wieder wie eine gute Idee und auch im Moment versuchen sich sowohl die USA von den "schlimmen illegalen Immigranten" abzuschotten, wie auch Europa, um die "Massen-Anstürme" abzuwenden (beschrieben z.B. hier, hier oder hier).

Doch was wäre, wenn auch People of Color diesen Weg angewandt hätten?

Sonntag, November 19, 2006

Ein Statement zur Hip Hop-Kultur...

...und dem, was Aktivisten wie Malcolm und Martin und Hip Hop-Pioniere wie Afrika Bambaataa und Kool Herc uns eigentlich hinterlassen wollten, gibt es in Form des folgenden Videos:



Natürlich ist die Sprache genau wie der Titel "Yall Should All Get Lynched" ebenso wie die Benutzung von N-Worten nicht wirklich mein Style, doch es ist definitiv ein durchdachtes, gesellschaftskritisches Statement, das die destruktiven Auswüchse der Glorifizierung eines Ghetto-/Hustler-Lifestyles, von billigem Sexismus und einer Ja-Sager-Attitüde klar anspricht und mit - nicht immer erträglichen - Bildern untermauert. Natürlich ist die Praxis des Lynchens, genau wie Aufrufe dazu, in jeder Form zu verurteilen, allerdings scheinen auch viele vergessen (verdrängt?) zu haben, was vor gar nicht allzu langer Zeit Gang und Gäbe war (eine Praxis, die sich der Comedian Michael Richards offensichtlich zurückwünscht).

Unabhängig davon, durch wen die dargestellten Images kreiert und popularisiert wurden, liegt es heute in unserer Verantwortung sie zu hinterfragen und nicht einfach weiter zu tradieren oder diese Perpetuierung zuzulassen.
Es gibt schließlich so viele positive Vorbilder, auf die wir uns beziehen können, auf Helden und Vorkämpfer aus den verschiedensten Epochen und geographischen Räumen - falls euch niemand einfällt: einige Beispiele werden in dem Video genannt.

Hinweis: Das Video wurde von Youtube verbannt, ist kontrovers und nicht jugendfrei. Seht es euch nur an, wenn ihr volljährig seid und euch zutraut den Clip zu unterbrechen, falls ihr seelischen Schaden befürchtet!

Sonntag, November 12, 2006

Anders überlegt: kleines Goodie

Ich komm offensichtlich doch nicht darum herum, euch an meinen Web-Touren teilhaben zu lassen.
Hier ein paar Ausschnitte aus der Liste 25 ways to tokenize or alienate a non-white person around you:

1. walk up to that black girl you barely know in the co-op and say "what do you think of the new (insert hip-hop artist here) album."
4. in a big group of many activists, say "black people don't have the time to care about trees".
8. picture a violent, irrational arab everytime the word "terrorist" is mentioned. ignore the arabs who do not fit into this stereotype.
12. use the identity of white anti-racist as a shield against accusations of racism.
13. ask an arab you don't know what they think about the war in iraq.
16. pit light-skinned non-white people against each other based on how they identify racially and what you think is most correct.
18. when a multiracial native person tells you their heritages, say "what a magical mix."
19. tell a racially mixed black person, "you don't act black."
25. if you're white and confronted on your racism, cry.

Viel los...

Erstmal ein kleines "SORRY" für mein Schweigen - es sind gerade so viele Projekte in der Pipeline, die alle toll sind, aber noch nicht so weit ausgereift, dass man sie hier verkünden könnte...
Spätestens ab dem 21. gibt es aber bahnbrechende News!

Bis dahin ist u.a. die Hamburger Black Community wieder aktiv und organisiert eine Demo und Protestaktion am 25.11. Diesmal werden auch Vertreter von politischen Parteien Redebeiträge machen und einige andere (auch nicht-Schwarze) Organisationen werden mit eingebunden. Näheres/Offizielles dazu kann/darf ich allerdings erst übermorgen weitergeben.

Also, Gnade mit mir - die Stille liegt ganz sicher nicht daran, dass nichts passiert!

Montag, Oktober 30, 2006

Gedanken zum Brandanschlag

Offensichtlich sind nicht nur wir empört und schockiert über das, was die Hamburger/Wandsbeker CDU mit Hilfe von der parteilosen Kultursenatorin von Welck (die im Übrigen Politische Wissenschaften, Volkskunde, Germanistik, Altamerikanische Kulturen und Sprachen und Ethnologie studiert und sich demzufolge mit der Aktion noch mehr diskreditiert hat) angestellt hat (siehe black-hamburg.de).

Allerdings haben andere Menschen auch andere Methoden gewählt, um mit der Situation umzugehen:

Unbekannte haben sich bei einem Brandanschlag auf eine Altonaer Reederei auf das umstrittene Denkmal für den Sklavenhändler bezogen.
Die Täter hatten in der Nacht zum Montag zugeschlagen: Gegen 2.30 Uhr schlichen sich zwei Männer vom Elbhang an die Rückfront der Deutschen Afrika Linien (DAL). Sie zertrümmerten Scheiben, verschütteten Benzin und legten Feuer. Ein 120 Quadratmeter großer Büroraum wurde schwer beschädigt.
Auch wenn ich mit der in der Mopo abgedruckten Argumentation:
"Die koloniale Vergangenheit Hamburgs wird durch solche Aktionen verharmlost und gerechtfertigt. Die öffentliche Ehrung eines historischen Rassisten muss als rassistischer Akt verstanden werden."
aus dem der Mopo vorliegenden Bekennerschreiben konform gehe, unterstütze ich keine derartigen Aktionen.

Wir als Mitglieder der Black Community in Hamburg haben noch lange nicht alle juristischen und politischen Möglichkeiten ausgeschöpft und planen eine Vielzahl von Aktionen, die sich allerdings allesamt innerhalb der herrschenden Gesetze bewegen werden (zum Glück haben wir so viele Schwarze JuristInnen und Jura-Studierende unter uns, mit denen sich diese Rahmen stecken und absichern lassen).

Samstag, Oktober 21, 2006

We've only just begun: Juristische Konsequenzen

Einige von uns haben gestern Strafanzeige gegen den Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs und gegen die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck erstattet.

Weitere Anzeigen werden folgen.

Die Arroganz und Verachtung, mit der Herr Fuchs bei der letzten Bezirksversammlung und in der Presse mit uns umgegangen ist, wird ihm - und seinem Ansehen - also noch teuer zu stehen kommen.

Das Hamburger Abendblatt berichtet bereits heute

Pereira ist entsetzt, dass „eine Frau von diesem Format einem führenden Menschenhändler seiner Zeit ein ehrendes Andenken bereitet“, schließlich habe die Senatorin sogar Ethnologie studiert und deshalb Ahnung von der Materie. Das Gleiche gelte für den Bezirksamtschef, der immerhin Geschichtslehrer sei.

Das sehe ich natürlich ähnlich wie Ama von Pereira und bin sehr glücklich darüber, dass diese Initiative ergriffen wurde - an der ich mich natürlich beteiligen werde!

Montag, Oktober 16, 2006

Mopo für Ächtung von Nazis auf den Straßen

Die Hamburger Morgenpost berichtet heute über die Proteste gegen Neo-Nazi-Aufmärsche am Samstag und ruft dabei zu einer Ächtung und (friedlichen) Protesten auf den Straßen auf:

Nicht nachlassen!

FRANK WIEDING

2000 Gegendemonstranten, 1700 Polizisten - weil lächerliche 227 Neonazis ihren Hass auf die Straße tragen. Rechts liegen lassen, das braune Pack, meinen Sie, wäre besser? Keine Frage, auf die Idee könnte man kommen. Aber sie ist falsch! Im Osten unseres Landes können Sie immer öfter ablesen, was passiert, wenn Neonazis nicht öffentlich geächtet werden. Da feiern sie Straßen- und Stadtteilfeste, geben Kaffee und Kuchen aus - lassen die Kinder Schokoküsse futtern. Und keiner stört sich an dem braunen Bluff der Demokratie- und Ausländerfeinde. Nur hinterher ist plötzlich das Geschrei groß, wenn sie in die Parlamente einziehen. Das kann in Hamburg nicht passieren? Nur keine Arroganz. Auch bei uns saßen die Braunen schon in Bezirksversammlungen. Dass dies nicht von Dauer war und die Rechtsradikalen auch ansonsten schwer in Hamburg Fuß fassen können, liegt an der gesellschaftlichen Ächtung - und dazu gehört auch der (friedliche) Gegenprotest auf der Straße.

(MOPO vom 16.10.2006 / SEITE 2)

Schöne Sache, das. Die Frage ist nur, wie es dann passt, dass die Stadt Hamburg - und gerade der Bezirk Wandsbek (in dem Aufmarsch und Protest stattgefunden haben) - andere Zeichen setzen: dadurch, dass im Puvogel Garten einer der größten europäischen Versklaver seiner Zeit geehrt wird, zeigt sich deutlich, dass von Ächtung von rechtem Gedankengut auf institutioneller Ebene keine Rede sein kann.
Die Rechtfertigungsgrundlagen für die Versklavung von vielen Millionen Schwarzer Menschen decken sich mit den Ideologien, mit denen heute Neo-Nazis "argumentieren". Wenn man die Übel Rassismus, Faschismus und Nationalsozialismus ächten will, kann man nicht bei den aktuellen Entwicklungen - die auch Kontinuitäten aufzeigen! - anfangen, und gleichzeitig die Verbrecher von früher ehren und damit deren Taten noch einmal relativieren und legitimieren.

Ich hoffe, der Herr Fuchs und seine Kameraden kommen zur (rechten?) Besinnnung!

Freitag, Oktober 13, 2006

"Sklaven der eigenen Macht"

Artikel der Hamburger Morgenpost, 14.10.2006:

WANDSBEK

Sklaven der eigenen Macht
Warum mitten in Hamburg das Denkmal eines Menschenhändlers steht - und da bleibt

MATHIS NEUBURGER

Mit einem schnöden "Wir haben in den Anträgen Fehler gefunden. Deshalb stimmen wir nicht zu" beendete die CDU am Donnerstagabend die wochenlange Diskussion um den Abriss der Schimmelmann-Büste am Wandsbeker Markt. Der letzte Akt eines Lehrstücks, wie machtorientiert Politik schon auf den untersten Ebenen funktioniert. Und wie es im Hamburg des 21. Jahrhunderts möglich ist, dass ein Sklavenhändler ein Denkmal bekommt. Die Chronik der seltsamen Vorgänge:

Drei Büsten "verdienter Wandsbeker" hatte Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs am 10. September im Puvogel-Garten aufstellen lassen. Sie sollten, so die erste Begründung für das Denkmal, die Identifikation der Wandsbeker mit ihrem Stadtteil erhöhen. Mit dabei: Das Konterfei des größten Sklavenhändlers seiner Zeit, Heinrich Carl von Schimmelmann (1724-1782). Sofort folgte wütender Protest.

Doch weder die beteiligte Kultursenatorin Karin von Welck (CDU) noch Fuchs waren sich eines Fehlers bewusst. Stattdessen rühmte man sich - Begründung Nummer zwei -für das Denkmal - Schimmelmann zum ersten Mal in der Öffentlichkeit mit dem Sklavenhandel in Verbindung gebracht zu haben. Und in der Tat taucht auf einer Infotafel das Wort "Sklaven" auf - in Klammern am Ende des Textes. Im übrigen Teil wird seine Wohltätigkeit für die Wandsbeker gelobt. Geschichtsprofessor Andreas Eckert fiel zum Verhalten der Verantwortlichen im MOPO-Interview nur das Wort "naiv" ein.

Spätestens als neben der rot-grünen Opposition auch die "Black Community", ein Zusammenschluss afrikanisch-deutscher Initiativen, den sofortigen Abriss des Bronzekopfes forderte, wäre Zeit zum Umdenken gewesen. Doch das hätte gehießen, einen Fehler einzugestehen. Eine Tatsache, die die CDU sich und ihrem Bezirksamtsleiter unbedingt ersparen wollte. So kam es, dass CDU-Fraktionschef Eckard Graage erst der MOPO sagte, die Infotafel solle geändert werden. Dann aber einen Rückzieher machte: Alles solle bleiben wie es ist. Denn, und jetzt folgt die dritte und letzte Begründung für das Denkmal: Es hätte ja eine breite Diskussion über Schimmelmann eingesetzt - zum ersten Mal dank Fuchs und der CDU. Als hätten sie das von Anfang an gewollt.

Ein Fehler wird so in einen Verdienst verwandelt. Das Verdienst, dass in Hamburg das Denkmal eines Sklavenhändlers stehen bleibt.

(MOPO vom 14.10.2006 / SEITE 13)

Ohne Kommentar... erstmal

Hier der Artikel aus dem Hamburger Abendblatt von heute:


Schimmelmann-Büste bleibt

Die Schimmelmann-Büste im Wandsbeker Puvogel-Garten bleibt stehen. Die Bezirksversammlung Wandsbek stimmte bei der gestrigen Sitzung im Bundeswehrkrankenhaus mit der Mehrheit der CDU für den Erhalt der Büste. SPD- und GAL-Fraktion hatten den Antrag gestellt, die Bronze-Plastik des umstrittenen Hamburger Kaufmanns Heinrich Carl Graf von Schimmelmann (1724-1782) zu entfernen. Dieser hatte einen Großteil seines Vermögens mit Sklavenhandel erwirtschaftet.

Im Vorfeld der Bezirksversammlung demonstrierten Vertreter der "Black Community in Deutschland" gegen das "Denkmal für einen Rassisten, Entführer, Versklaver und Mörder von schwarzen Menschen". Etwa 50 Demonstranten zogen von der Schimmelmann-Büste im Puvogel-Garten zur Bezirksversammlung. Ihre Botschaft an den Bezirksamtsleiter: "Wandsbek und Herr Fuchs müssen mit uns rechnen, bis das Denkmal verschwunden ist."

Olaf Duge, Fraktionsvorsitzender der GAL Wandsbek, verlangte von der CDU: "Finden Sie einen Weg, die Gefühle der schwarzen Menschen nicht weiter zu verletzen. Nehmen Sie Rücksicht." Nach emotionaler Diskussion wurden die Anträge der SPD und GAL trotzdem abgelehnt.


Das Video der "Diskussion" gibt es bei Black-Hamburg.de

Dienstag, Oktober 10, 2006

News über unsere Protestaktion am Donnerstag

Durch unser Auftreten in den letzten Wochen, haben sich einige Neuerungen ergeben, die zeigen, dass es für manche langsam ungemütlich wird und sie versuchen, uns auf unterschiedliche, ziemlich perfide, Arten zu treffen.

Zum Beispiel wurde der Tagungsort der Bezirksversammlung verlegt. Zum ersten Mal in diesem Jahr (ich hab nur die Einladungen aus diesem Jahr gelesen) findet sie nicht in den regulären Sitzungsräumen statt, sondern wurde an einen anderen Ort verlegt.

Die Auswahl des Tagungsortes ist, gelinde gesagt, interessant. Es handelt sich um die Aula des Bundeswehrkrankenhauses.
Dies ist zum einen ein symbolischer Akt, der (unseren) Leuten Angst einjagen soll, zum anderen ändert sich dadurch auch die rechtliche Situation. Im Bundeswehr-Krankenhaus liegt das Hausrecht nicht bei der Versammlung, insofern kann es uns passieren, dass dort Ausweis-Kontrollen o.ä. durchgeführt werden. Eine weitere Taktik, um uns von der Teilnahme abzuschrecken bzw. uns so einzuschüchtern, dass wir dann doch die Klappe halten.

Auch die GAL sieht die Verlegung des Tagungsortes als gezielte Aktion.

Interessant ist nun auch die Tagesordnung, neben mehreren Anträgen, bei denen es um die Schimmelmann-Büste geht, findet sich unter TOP 5.26 folgender CDU-Antrag: "Schattenseiten einer Epoche abschließen".
Dieser Punkt wird laut Liste als erstes behandelt, wenn die öffentliche Fragestunde und die "Aktuelle Stunde" abgeschlossen sind. Was hinter diesem Antrag steckt, weiß man natürlich nicht genau, aber ich habe da so eine Vermutung...

Es haben ja einige CDU-Abgeordnete ebenso wie die Hamburger Kultursenatorin (parteilos) in den Medien und auf der letzten Kulturausschusssitzung immer wieder versucht zu behaupten, die Büste wäre da, um ein "kritisches Bewusstsein" und eine "Auseinandersetzung" mit dem Kolonialismus/der Versklavung zu schaffen. (Gleichzeitig wollte man uns erzählen, dass ein Denkmal keine Ehrung bedeutet und dass die "arrogante Kopfhaltung" der Büste ausdrücken soll, dass das ein schlimmer Mensch war...). Wahrscheinlich soll mit dem Antrag erreicht werden, dass die Büste stehen bleiben kann, weil damit ja Leute darauf aufmerksam gemacht werden, was der Herr Schimmelmann angerichtet hat.
Ich erinnere bei dieser Gelegenheit noch einmal an die Tafel: "AUch durch den so genannten Dreieckshandel (Kattun und Gewehre, Sklaven, Zuckerrohr und Baumwolle)[...] galt er als reichster Mann Europas" - so sieht kritische Aufarbeitung aus!

Einsichtige Redakteure...

...gibt es auch manchmal. Was zeigt, dass sich das dauernde Leserbriefe-Schreiben lohnen kann (Mails natürlich auch).

Habe heute auf einen Artikel auf www.dw-world.de reagiert, in der Kofi Annan als "erster Schwarzafrikaner" dargestellt wird, der das Amt des UN-Generalsekretärs erreicht hat.

Ich hab mich dezent über die Benennung beschwert und auf den Journalisten-Leitfaden hingewiesen, den Noah Sow vom Braunen Mob erarbeitet hat.

Folgende Antwort habe ich soeben erhalten:

Sehr geehrte Frau Robinson,

vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben natürlich völlig Recht! Ich werde den Text gleich ändern. Ich hoffe, dass Sie wenigstens mir nicht noch mal einen Brief wegen eines so groben Fehlers schreiben müssen. Den Leitfaden, den Sie mir empfehlen, werde ich mir ansehen.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Harjes - Redaktion / Deutsch

Also, steigt mit ein und schreibt (auch bei "Kleinigkeiten" - aus denen natürlich die großen Strukturen bestehen)...

Die Top 10 der meist überschätzten weißen US-Amerikaner

Mein Lieblings-Blogger und zukünftiger Ehemann *kicher* Marc Lamont Hill hat eine Liste von zehn Leuten zusammengestellt, die dort sehr viel Zuspruch findet.

Hier ein paar Ausschnitte:

Bill Clinton – Despite bombing Africa and the Middle East regularly, approving the Welfare Reform Bill, and “three strikes” legislation, Black folk regularly regard Clinton as a messianic figure. He may be better than Bush, but Slick Willie was far from a savior.

Elvis Presley – Elvis didn’t write his own songs, barely played the guitar, and was a worse actor than the entire cast of Belly. Despite being a cheap facsimile of Little Richard, he is still known as the “King of Rock ‘n Roll.” Only in America.

Eminem – Without question, Marshall Mathers is a dope MC. His first two LPs (particularly the second) will go down as classics. Still, the genius label is too quickly attached to Em at the expense of more significant old school rappers like Kool G Rap and Big Daddy Kane, as well as contemporaries like Black Thought, Kool Keith, and Common.

Common, mein zweiter zukünftiger Ehemann... ;-)

Von dessen Freund Mos Def (Ehemann Nummer drei und ein Veganer, genau wie Common) stammt der Textausschnitt, den ein Kommentator dort gepostet hat:
Elvis Presley ain’t got no soul (huh)
Chuck Berry is rock and roll (damn right)
You may dig on the Rolling Stones
But they ain’t come up with that style on they own (uh-uh)
Elvis Presley ain’t got no SOULLLL (hell naw)
Little Richard is rock and roll (damn right)
You may dig on the Rolling Stones
But they ain’t come up with that shit on they own (nah-ah)

Guess that’s just the way shit goes
You steal my clothes and try to say they yo’s (yes they do)
Cause it’s a show filled with pimps and hoes
Tryin to take everything that you made or control (there they go)
Elvis Presley ain’t got no SOULLLL
Bo Diddley is rock and roll (damn right)
You may dig on the Rolling Stones
But they ain’t the first place the credit belongs…

-Mos Def,
Album: Black on Both Sides
Single: Rock N Roll

Und weil Videos-Posten so einen Spaß macht und ich zwei von meinen Jungs in einem Vid gefunden hab (außerdem, weil es für uns hier in Deutschland so wichtig ist, zu sehen, wo HipHop herkommt und hin gehört und dass das alles nichts mit "Bitches, Hos, Blingbling und Pimps" zu tun hat), hier noch mal ein Goodie:

Sonntag, Oktober 08, 2006

Goodies!

Hier zwei ganz spezielle Videos, die ich in den Weiten des WWW gefunden hab:




Das Ganze zur Einstimmung auf die nächste Protestaktion der Black Community Hamburg.

Be there or be square! We're "bereit" to "fight the power"!

Donnerstag, September 28, 2006

WE'RE STIRRING EVERYTHING UP!

Leider doch nur ein kurzer Post, obwohl wir eine großartige Protest-Aktion hatten, die Medien ständig über das Denkmal und unsere Aktionen berichten und wir gestern zu dritt beim Wandsbeker Kulturausschuss erschienen sind, wo schließlich der Vorsitzende der CDU-Fraktion selbst beantragt hat, das Denkmal zu verhüllen und die Tafel abzubauen, bis eine "adäquate Lösung" gefunden wird...



Es geht weiter, wir planen, wir campaignen und wir kriegen das Ding noch los (und unsere Anliegen in die Öffentlichkeit!). Am 12.10. gehen wir gemeinsam zur Wandsbeker Bezirksversammlung...

Hier einige Links zur lokalen Presse:
Mopo-Interview mit Geschichtsprofessor
Mopo-Bericht über unsere Aktion
Mopo: SPD und GAL gegen Schimmelmann
Netter Mopo-Kommentar über das Denkmal
Lesen! Mopo über Schimmelmanns Methoden
Abendblatt über unseren Protest
Entwaffnend ignorantes Interview mit unserer Kultursenatorin
taz: "Falsche Ehre
Welt: Wandsbeker Bezirksamtsleiter Fuchs wirft uns vor, nicht lesen zu können

Montag, September 25, 2006

NOW WE SPEAK

Nicht nur, dass wir als Hamburger Black Community mit Unterstützung diverser Schwarzer Initiativen und Organisationen heute ein starkes Statement gegen das Schimmelmann-Denkmal (siehe Post von gestern) abgegeben haben (ab morgen dann hier alles zu der Berichterstattung darüber) - wir nutzen diese Möglichkeit auch, um auf andere Missstände aufmerksam zu machen.

Dazu wurde ich gerade für eine Live-Show auf dem freien Radiosender Wüste Welle interviewed - eine Wiederholung meiner Statements gibt es auch am Samstag, 30.09., 20 bis 22 Uhr im Livestream.

Sonntag, September 24, 2006

Schweiz "weiter" als Deutschland

Im Gegensatz zu der typisch deutschen Zurückhaltung, wenn es darum geht, sich mit alten Verbrechen zu konfrontieren, scheint die Schweiz jetzt einen Schritt weiter zu gehen und sich mit ihrem beträchtlichen Anteil an der Versklavung von Afrikanern und der Grundlage des nationalen Wohlstands auseinanderzusetzen: Swiss Info.

Swiss banks, for example, owned as much as a third of the Compagnie des Indes, a French company that held a monopoly over the West African slave trade, while trading houses financed and did business with slave traders.

Now that slavery has been internationally recognised as a crime against humanity, Fässler says Switzerland should take a fresh look at its past.

Following the legal cases involving victims of the Nazi and Apartheid regimes, Switzerland must now look at this other chapter of its history.

In Deutschland wird dagegen weiter so getan, als hätte man mit all dem nie etwas zu tun gehabt und als wären die bösen Amerikaner (noch heute ist der größte Anteil aller US-Amerikaner deutsch-stämmig!) alleine für das Übel der Sklaverei verantwortlich.

Witzig ist da fast, dass in Hamburg Wandsbek gerade ein Denkmal für einen Heinrich Carl von Schimmelmann, den einstmals reichsten Mann Europas aufgestellt wurde.

Woher das viele Geld kam, mit dem er in Hamburg so viel Gutes getan hat, wird auf der Plakette erklärt: er profitierte vom sog. Dreieckshandel "(Kattun, Gewehre, Sklaven, Zuckerrohr und Baumwolle)"


Jetzt die Preisfrage: Welche dieser - hübsch in Klammern aufgeführten - Waren wurden dank dieses Menschen nicht nur entführt, sondern ausgebeutet, gefoltert, vergewaltigt, ermordet und auf jede erdenkliche Weise gequält und ihrer Menschlichkeit beraubt?

Berichtet haben die Hamburger Morgenpost und Hamburger Abendblatt.

Dienstag, September 12, 2006

RASSISMUS GUTMACHEN?

Laut Mopo ist der FC Hansa Rostock zuversichtlich, dass die Mannschaft beim nächsten Spiel wieder alles gutmachen kann (!!!)

Die Schmährufe gegen Asamoah hatten nach dessen Treffer zur 2:0-Führung in der 15. Minute eingesetzt. Aus seiner Enttäuschung machte der Nationalspieler nach dem Spiel keinen Hehl: «Ich dachte, diese Zeiten seien vorbei. Das hat mich sehr verletzt.» Schalkes Trainer Slomka forderte Konsequenzen: «Das ist einfach beschämend und abstoßend. Die Rostocker haben bald ein Länderspiel. Vielleicht kann man da etwas gut machen.»

Wie soll das denn funktionieren? Beim nächsten Mal sind die, die so niedlich "Dummköpfe" (nicht etwa Rassisten oder so) genannt werden, dann ganz brav, oder wie?! Na, wenn das so ist, ist die Welt ja wieder in Ordnung...

Montag, September 11, 2006

ACTIVISM

Wichtiger Protest-Aufruf vom Unrast-Verlag gegen die erbarmungslos stumpfsinnige Sat.1-Show "Wie die Wilden" den ich hundertprozentig unterstütze!

Nicht nur die inhaltliche Konzeption, drei deutsche Familien zu bestimmten Ethnien in Indonesien, Namibia und Togo zu schicken, um mittels der Sensation, wenn Europäer mit ihnen fremden Kulturen auf primitive Weise kollidieren, Zuschauerzahlen zu generieren, empfinden wir als anstößig. Sat1 wirbt sowohl in der Presse als auch bei den betroffenen Landesregierungen damit, von den Ethnien (z.B. die Himba in Namibia) durch dieses Format etwas über die Anpassung an ihren Lebensraum zu lernen. Es ist aber auf Grund der inhaltlichen Konzeption mehr als eindeutig, dass nicht ein Lernprozeß oder ein einander Kennenlernen angestrebt ist, sondern die Sensation aus der konstruierten Verschiedenheit des Europäers und des Wilden erwachsen soll, was ausführlich den jeweiligen Vorankündigungen auf die Sendung zu entnehmen war. Auch und besonders wehren wir uns gegen die Verwendung kolonialer Begrifflichkeit im Zusammenhang mit den Ethnien in den drei erwähnten Ländern. Sowohl der Untertitel Deutsche im Busch erinnert stark an die deutsche Kolonialzeit gerade in Namibia als es auch der rassistischen Terminologie der damaligen Zeit entspricht, Menschen als Wilde oder
Primitive zu bezeichnen. Es ist eindeutig und unmissverständlich, dass hier ein Gegensatz konstruiert wird zwischen den Deutschen, den Vertretern des entwickelten homo sapiens bzw. homo europaeus technicus, und z.B. den Himba, Vertretern des unterentwickelten, primitiven wie wilden homo africanus bzw. des Dritte-Welt-Menschen schlechthin.

Es würde mich sehr freuen, wenn auch der ein oder andere von euch sich daran beteiligt.

ME on TV

Die TIDE-Sendung Kulturbrücke Hamburg hat mich letzte Woche eingeladen, um über die Veranstaltung Respect My Culture! zu sprechen. Die Sendung wird dreimal ausgestrahlt: Sendezeiten auf Kabelkanal Tide TV / BBC World
Dienstag, 12.09. 19:30 - 20:00 Uhr
Freitag, 15.09. 18:30 - 19:00 Uhr
Samstag, 16.09. 17:00 - 17:30 Uhr

Seht's euch an und lasst mich wissen, was ihr denkt!

PS: Das Logo auf meinem Shirt ist ein Design von dem Fotograf und DJ Eric Anders. Thanks for the great work, honey!

Respect My Culture!

Am 15.09. ist es so weit: Ich werde zusammen mit fünf anderen starken Stimmen im Audimax der Universität Hamburg stehen und mit Schülern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen über "Respect" diskutieren: Mein aktuelles Baby

Ich freue mich sehr darüber, dass ich Noah Sow von "Der braune Mob" , den mehrfachen Kung Fu-Weltmeister Emanuel Bettencourt mit eigener Kampfsportschule, den Filmemacher Amir Hamz ("Sounds of Silence"), die Anwältin Ama-Pokua von Pereira und den Rapper D-Flame für die Veranstaltung gewinnen konnte und bin glücklich über jeden, der kommt, um mich und die ganze Aktion zu unterstützen!