Montag, Oktober 30, 2006

Gedanken zum Brandanschlag

Offensichtlich sind nicht nur wir empört und schockiert über das, was die Hamburger/Wandsbeker CDU mit Hilfe von der parteilosen Kultursenatorin von Welck (die im Übrigen Politische Wissenschaften, Volkskunde, Germanistik, Altamerikanische Kulturen und Sprachen und Ethnologie studiert und sich demzufolge mit der Aktion noch mehr diskreditiert hat) angestellt hat (siehe black-hamburg.de).

Allerdings haben andere Menschen auch andere Methoden gewählt, um mit der Situation umzugehen:

Unbekannte haben sich bei einem Brandanschlag auf eine Altonaer Reederei auf das umstrittene Denkmal für den Sklavenhändler bezogen.
Die Täter hatten in der Nacht zum Montag zugeschlagen: Gegen 2.30 Uhr schlichen sich zwei Männer vom Elbhang an die Rückfront der Deutschen Afrika Linien (DAL). Sie zertrümmerten Scheiben, verschütteten Benzin und legten Feuer. Ein 120 Quadratmeter großer Büroraum wurde schwer beschädigt.
Auch wenn ich mit der in der Mopo abgedruckten Argumentation:
"Die koloniale Vergangenheit Hamburgs wird durch solche Aktionen verharmlost und gerechtfertigt. Die öffentliche Ehrung eines historischen Rassisten muss als rassistischer Akt verstanden werden."
aus dem der Mopo vorliegenden Bekennerschreiben konform gehe, unterstütze ich keine derartigen Aktionen.

Wir als Mitglieder der Black Community in Hamburg haben noch lange nicht alle juristischen und politischen Möglichkeiten ausgeschöpft und planen eine Vielzahl von Aktionen, die sich allerdings allesamt innerhalb der herrschenden Gesetze bewegen werden (zum Glück haben wir so viele Schwarze JuristInnen und Jura-Studierende unter uns, mit denen sich diese Rahmen stecken und absichern lassen).

Samstag, Oktober 21, 2006

We've only just begun: Juristische Konsequenzen

Einige von uns haben gestern Strafanzeige gegen den Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs und gegen die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck erstattet.

Weitere Anzeigen werden folgen.

Die Arroganz und Verachtung, mit der Herr Fuchs bei der letzten Bezirksversammlung und in der Presse mit uns umgegangen ist, wird ihm - und seinem Ansehen - also noch teuer zu stehen kommen.

Das Hamburger Abendblatt berichtet bereits heute

Pereira ist entsetzt, dass „eine Frau von diesem Format einem führenden Menschenhändler seiner Zeit ein ehrendes Andenken bereitet“, schließlich habe die Senatorin sogar Ethnologie studiert und deshalb Ahnung von der Materie. Das Gleiche gelte für den Bezirksamtschef, der immerhin Geschichtslehrer sei.

Das sehe ich natürlich ähnlich wie Ama von Pereira und bin sehr glücklich darüber, dass diese Initiative ergriffen wurde - an der ich mich natürlich beteiligen werde!

Montag, Oktober 16, 2006

Mopo für Ächtung von Nazis auf den Straßen

Die Hamburger Morgenpost berichtet heute über die Proteste gegen Neo-Nazi-Aufmärsche am Samstag und ruft dabei zu einer Ächtung und (friedlichen) Protesten auf den Straßen auf:

Nicht nachlassen!

FRANK WIEDING

2000 Gegendemonstranten, 1700 Polizisten - weil lächerliche 227 Neonazis ihren Hass auf die Straße tragen. Rechts liegen lassen, das braune Pack, meinen Sie, wäre besser? Keine Frage, auf die Idee könnte man kommen. Aber sie ist falsch! Im Osten unseres Landes können Sie immer öfter ablesen, was passiert, wenn Neonazis nicht öffentlich geächtet werden. Da feiern sie Straßen- und Stadtteilfeste, geben Kaffee und Kuchen aus - lassen die Kinder Schokoküsse futtern. Und keiner stört sich an dem braunen Bluff der Demokratie- und Ausländerfeinde. Nur hinterher ist plötzlich das Geschrei groß, wenn sie in die Parlamente einziehen. Das kann in Hamburg nicht passieren? Nur keine Arroganz. Auch bei uns saßen die Braunen schon in Bezirksversammlungen. Dass dies nicht von Dauer war und die Rechtsradikalen auch ansonsten schwer in Hamburg Fuß fassen können, liegt an der gesellschaftlichen Ächtung - und dazu gehört auch der (friedliche) Gegenprotest auf der Straße.

(MOPO vom 16.10.2006 / SEITE 2)

Schöne Sache, das. Die Frage ist nur, wie es dann passt, dass die Stadt Hamburg - und gerade der Bezirk Wandsbek (in dem Aufmarsch und Protest stattgefunden haben) - andere Zeichen setzen: dadurch, dass im Puvogel Garten einer der größten europäischen Versklaver seiner Zeit geehrt wird, zeigt sich deutlich, dass von Ächtung von rechtem Gedankengut auf institutioneller Ebene keine Rede sein kann.
Die Rechtfertigungsgrundlagen für die Versklavung von vielen Millionen Schwarzer Menschen decken sich mit den Ideologien, mit denen heute Neo-Nazis "argumentieren". Wenn man die Übel Rassismus, Faschismus und Nationalsozialismus ächten will, kann man nicht bei den aktuellen Entwicklungen - die auch Kontinuitäten aufzeigen! - anfangen, und gleichzeitig die Verbrecher von früher ehren und damit deren Taten noch einmal relativieren und legitimieren.

Ich hoffe, der Herr Fuchs und seine Kameraden kommen zur (rechten?) Besinnnung!

Freitag, Oktober 13, 2006

"Sklaven der eigenen Macht"

Artikel der Hamburger Morgenpost, 14.10.2006:

WANDSBEK

Sklaven der eigenen Macht
Warum mitten in Hamburg das Denkmal eines Menschenhändlers steht - und da bleibt

MATHIS NEUBURGER

Mit einem schnöden "Wir haben in den Anträgen Fehler gefunden. Deshalb stimmen wir nicht zu" beendete die CDU am Donnerstagabend die wochenlange Diskussion um den Abriss der Schimmelmann-Büste am Wandsbeker Markt. Der letzte Akt eines Lehrstücks, wie machtorientiert Politik schon auf den untersten Ebenen funktioniert. Und wie es im Hamburg des 21. Jahrhunderts möglich ist, dass ein Sklavenhändler ein Denkmal bekommt. Die Chronik der seltsamen Vorgänge:

Drei Büsten "verdienter Wandsbeker" hatte Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs am 10. September im Puvogel-Garten aufstellen lassen. Sie sollten, so die erste Begründung für das Denkmal, die Identifikation der Wandsbeker mit ihrem Stadtteil erhöhen. Mit dabei: Das Konterfei des größten Sklavenhändlers seiner Zeit, Heinrich Carl von Schimmelmann (1724-1782). Sofort folgte wütender Protest.

Doch weder die beteiligte Kultursenatorin Karin von Welck (CDU) noch Fuchs waren sich eines Fehlers bewusst. Stattdessen rühmte man sich - Begründung Nummer zwei -für das Denkmal - Schimmelmann zum ersten Mal in der Öffentlichkeit mit dem Sklavenhandel in Verbindung gebracht zu haben. Und in der Tat taucht auf einer Infotafel das Wort "Sklaven" auf - in Klammern am Ende des Textes. Im übrigen Teil wird seine Wohltätigkeit für die Wandsbeker gelobt. Geschichtsprofessor Andreas Eckert fiel zum Verhalten der Verantwortlichen im MOPO-Interview nur das Wort "naiv" ein.

Spätestens als neben der rot-grünen Opposition auch die "Black Community", ein Zusammenschluss afrikanisch-deutscher Initiativen, den sofortigen Abriss des Bronzekopfes forderte, wäre Zeit zum Umdenken gewesen. Doch das hätte gehießen, einen Fehler einzugestehen. Eine Tatsache, die die CDU sich und ihrem Bezirksamtsleiter unbedingt ersparen wollte. So kam es, dass CDU-Fraktionschef Eckard Graage erst der MOPO sagte, die Infotafel solle geändert werden. Dann aber einen Rückzieher machte: Alles solle bleiben wie es ist. Denn, und jetzt folgt die dritte und letzte Begründung für das Denkmal: Es hätte ja eine breite Diskussion über Schimmelmann eingesetzt - zum ersten Mal dank Fuchs und der CDU. Als hätten sie das von Anfang an gewollt.

Ein Fehler wird so in einen Verdienst verwandelt. Das Verdienst, dass in Hamburg das Denkmal eines Sklavenhändlers stehen bleibt.

(MOPO vom 14.10.2006 / SEITE 13)

Ohne Kommentar... erstmal

Hier der Artikel aus dem Hamburger Abendblatt von heute:


Schimmelmann-Büste bleibt

Die Schimmelmann-Büste im Wandsbeker Puvogel-Garten bleibt stehen. Die Bezirksversammlung Wandsbek stimmte bei der gestrigen Sitzung im Bundeswehrkrankenhaus mit der Mehrheit der CDU für den Erhalt der Büste. SPD- und GAL-Fraktion hatten den Antrag gestellt, die Bronze-Plastik des umstrittenen Hamburger Kaufmanns Heinrich Carl Graf von Schimmelmann (1724-1782) zu entfernen. Dieser hatte einen Großteil seines Vermögens mit Sklavenhandel erwirtschaftet.

Im Vorfeld der Bezirksversammlung demonstrierten Vertreter der "Black Community in Deutschland" gegen das "Denkmal für einen Rassisten, Entführer, Versklaver und Mörder von schwarzen Menschen". Etwa 50 Demonstranten zogen von der Schimmelmann-Büste im Puvogel-Garten zur Bezirksversammlung. Ihre Botschaft an den Bezirksamtsleiter: "Wandsbek und Herr Fuchs müssen mit uns rechnen, bis das Denkmal verschwunden ist."

Olaf Duge, Fraktionsvorsitzender der GAL Wandsbek, verlangte von der CDU: "Finden Sie einen Weg, die Gefühle der schwarzen Menschen nicht weiter zu verletzen. Nehmen Sie Rücksicht." Nach emotionaler Diskussion wurden die Anträge der SPD und GAL trotzdem abgelehnt.


Das Video der "Diskussion" gibt es bei Black-Hamburg.de

Dienstag, Oktober 10, 2006

News über unsere Protestaktion am Donnerstag

Durch unser Auftreten in den letzten Wochen, haben sich einige Neuerungen ergeben, die zeigen, dass es für manche langsam ungemütlich wird und sie versuchen, uns auf unterschiedliche, ziemlich perfide, Arten zu treffen.

Zum Beispiel wurde der Tagungsort der Bezirksversammlung verlegt. Zum ersten Mal in diesem Jahr (ich hab nur die Einladungen aus diesem Jahr gelesen) findet sie nicht in den regulären Sitzungsräumen statt, sondern wurde an einen anderen Ort verlegt.

Die Auswahl des Tagungsortes ist, gelinde gesagt, interessant. Es handelt sich um die Aula des Bundeswehrkrankenhauses.
Dies ist zum einen ein symbolischer Akt, der (unseren) Leuten Angst einjagen soll, zum anderen ändert sich dadurch auch die rechtliche Situation. Im Bundeswehr-Krankenhaus liegt das Hausrecht nicht bei der Versammlung, insofern kann es uns passieren, dass dort Ausweis-Kontrollen o.ä. durchgeführt werden. Eine weitere Taktik, um uns von der Teilnahme abzuschrecken bzw. uns so einzuschüchtern, dass wir dann doch die Klappe halten.

Auch die GAL sieht die Verlegung des Tagungsortes als gezielte Aktion.

Interessant ist nun auch die Tagesordnung, neben mehreren Anträgen, bei denen es um die Schimmelmann-Büste geht, findet sich unter TOP 5.26 folgender CDU-Antrag: "Schattenseiten einer Epoche abschließen".
Dieser Punkt wird laut Liste als erstes behandelt, wenn die öffentliche Fragestunde und die "Aktuelle Stunde" abgeschlossen sind. Was hinter diesem Antrag steckt, weiß man natürlich nicht genau, aber ich habe da so eine Vermutung...

Es haben ja einige CDU-Abgeordnete ebenso wie die Hamburger Kultursenatorin (parteilos) in den Medien und auf der letzten Kulturausschusssitzung immer wieder versucht zu behaupten, die Büste wäre da, um ein "kritisches Bewusstsein" und eine "Auseinandersetzung" mit dem Kolonialismus/der Versklavung zu schaffen. (Gleichzeitig wollte man uns erzählen, dass ein Denkmal keine Ehrung bedeutet und dass die "arrogante Kopfhaltung" der Büste ausdrücken soll, dass das ein schlimmer Mensch war...). Wahrscheinlich soll mit dem Antrag erreicht werden, dass die Büste stehen bleiben kann, weil damit ja Leute darauf aufmerksam gemacht werden, was der Herr Schimmelmann angerichtet hat.
Ich erinnere bei dieser Gelegenheit noch einmal an die Tafel: "AUch durch den so genannten Dreieckshandel (Kattun und Gewehre, Sklaven, Zuckerrohr und Baumwolle)[...] galt er als reichster Mann Europas" - so sieht kritische Aufarbeitung aus!

Einsichtige Redakteure...

...gibt es auch manchmal. Was zeigt, dass sich das dauernde Leserbriefe-Schreiben lohnen kann (Mails natürlich auch).

Habe heute auf einen Artikel auf www.dw-world.de reagiert, in der Kofi Annan als "erster Schwarzafrikaner" dargestellt wird, der das Amt des UN-Generalsekretärs erreicht hat.

Ich hab mich dezent über die Benennung beschwert und auf den Journalisten-Leitfaden hingewiesen, den Noah Sow vom Braunen Mob erarbeitet hat.

Folgende Antwort habe ich soeben erhalten:

Sehr geehrte Frau Robinson,

vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben natürlich völlig Recht! Ich werde den Text gleich ändern. Ich hoffe, dass Sie wenigstens mir nicht noch mal einen Brief wegen eines so groben Fehlers schreiben müssen. Den Leitfaden, den Sie mir empfehlen, werde ich mir ansehen.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Harjes - Redaktion / Deutsch

Also, steigt mit ein und schreibt (auch bei "Kleinigkeiten" - aus denen natürlich die großen Strukturen bestehen)...

Die Top 10 der meist überschätzten weißen US-Amerikaner

Mein Lieblings-Blogger und zukünftiger Ehemann *kicher* Marc Lamont Hill hat eine Liste von zehn Leuten zusammengestellt, die dort sehr viel Zuspruch findet.

Hier ein paar Ausschnitte:

Bill Clinton – Despite bombing Africa and the Middle East regularly, approving the Welfare Reform Bill, and “three strikes” legislation, Black folk regularly regard Clinton as a messianic figure. He may be better than Bush, but Slick Willie was far from a savior.

Elvis Presley – Elvis didn’t write his own songs, barely played the guitar, and was a worse actor than the entire cast of Belly. Despite being a cheap facsimile of Little Richard, he is still known as the “King of Rock ‘n Roll.” Only in America.

Eminem – Without question, Marshall Mathers is a dope MC. His first two LPs (particularly the second) will go down as classics. Still, the genius label is too quickly attached to Em at the expense of more significant old school rappers like Kool G Rap and Big Daddy Kane, as well as contemporaries like Black Thought, Kool Keith, and Common.

Common, mein zweiter zukünftiger Ehemann... ;-)

Von dessen Freund Mos Def (Ehemann Nummer drei und ein Veganer, genau wie Common) stammt der Textausschnitt, den ein Kommentator dort gepostet hat:
Elvis Presley ain’t got no soul (huh)
Chuck Berry is rock and roll (damn right)
You may dig on the Rolling Stones
But they ain’t come up with that style on they own (uh-uh)
Elvis Presley ain’t got no SOULLLL (hell naw)
Little Richard is rock and roll (damn right)
You may dig on the Rolling Stones
But they ain’t come up with that shit on they own (nah-ah)

Guess that’s just the way shit goes
You steal my clothes and try to say they yo’s (yes they do)
Cause it’s a show filled with pimps and hoes
Tryin to take everything that you made or control (there they go)
Elvis Presley ain’t got no SOULLLL
Bo Diddley is rock and roll (damn right)
You may dig on the Rolling Stones
But they ain’t the first place the credit belongs…

-Mos Def,
Album: Black on Both Sides
Single: Rock N Roll

Und weil Videos-Posten so einen Spaß macht und ich zwei von meinen Jungs in einem Vid gefunden hab (außerdem, weil es für uns hier in Deutschland so wichtig ist, zu sehen, wo HipHop herkommt und hin gehört und dass das alles nichts mit "Bitches, Hos, Blingbling und Pimps" zu tun hat), hier noch mal ein Goodie:

Sonntag, Oktober 08, 2006

Goodies!

Hier zwei ganz spezielle Videos, die ich in den Weiten des WWW gefunden hab:




Das Ganze zur Einstimmung auf die nächste Protestaktion der Black Community Hamburg.

Be there or be square! We're "bereit" to "fight the power"!