Montag, Mai 28, 2007

Afrikanischer Tag gegen den G8-Gipfel/Veranstaltung Berlin

Am 01.06.2007 , Alte Feuerwache, Berlin
ab 12.00 Uhr
Rassissmus gegen Schwarze und seine Konsequenzen in Afrika.
Mit Yonas Endrias aus Eritrea/Deutschland; N.N: Platform for Reflection and Action against Anti-Black Racism, Schweiz.
14.15 - 16.00 Uhr
Kontinuität von Ausbeutung und Plünderung von Afrika.
Mit Barounga Abdel Kader, Kamerun/Deutschland; Carole Crawford, Paris.
16.15 - 18.00 Uhr
Entschuldigung und Entschädigung für koloniale Verbrechen und Sklaverei.
Mit Mawete Yo Teka Sala, Angola/England; Njeri Yebiemen, Jamaica/England.
18.15 - 20.00 Uhr
Afrikanische Migration in die G8-Staaten und ihre tötlichen Konsequenzen.
Mit Theophilus Osezua Emiowele aus Nigeria/Deutschland, Secretary of European Refugee Advocacy Organisation; Wayne Farah, London.

Zum Inhalt:
Seit über 500 Jahren stellen die Beziehungen zwischen den westlichen Staaten und Afrika eine Kontinuität an Plünderungen und „Anschwärzungen“ des afrikanischen Kontinentes und seiner Bevölkerung durch die WeststaatlerInnen dar. Ein kritischer Mangel an Arbeitskräften ließ die EuropäerInnen nach Afrika stürmen und nach ArbeiterInnen für die Produktion von z.B. Tabak, Zucker, Baumwolle, Kaffee und Gold suchen. Dies wurde durch die grausame Versklavung der AfrikanerInnen realisiert und unterstützt. Dies war unauslöschlich die erste unmenschliche Gewalttat, die an den Menschen Afrikas durch EuropäerInnen und AmerikanerInnen begangen wurde.
Währen dieser Zeit wurden AfrikanerInnen durch die EuropäerInnen brutal gefangen genommen, entführt und unter schlimmsten Bedingungen transportiert. Dies führte zum Verlust von Millionen von Leben. Die, die lebendig Europa und Amerika erreichten, mussten in Plantagen und anderen gefährlichen Bereichen arbeiten wo die oben erwähnten Güter billig produziert und in Europa und Amerika verkauft werden. Die Profite waren enorm und haben entscheidend zum Reichtum dieser Kontinente beigetragen.
Ein anderes Verbrechen gegen die afrikanische Bevölkerung und ihren Kontinent fand ab Jahr 1884 statt. In diesem Jahr starteten die Europäer die zweite große Welle in Richtung Afrika. Diese Bewegungen wurden als Kolonisation bezeichnet. EuropäerInnen wie z.B. PfarrerInnen, HändlerInnen, FarmerInnen und VerwalterInnen sahen in Afrika ein billiges Sprungbrett um
der damaligen Armut in Europa zu entkommen und nach einem besseren Leben zu suchen. Diese Entscheidung, die Länder Afrikas ein zweites Mal auszubeuten, wurde in Deutschland getroffen, auf einem Treffen, das als die Berliner Konferenz von 1884 in die Geschichte einging. Damals, am 15.11.1884 lud Reichskanzler Otto von Bismarck die anderen europäischen und amerikanischen „Mächtigen“ zu dieser Konferenz ein. Während der Konferenz fiel die unkluge
und rassistische Entscheidung zur Aufteilung Afrikas „wie ein Stück Kuchen“. Diese Entscheidung erleichterte das Gedrängel der EuropäerInnen um Afrika. Das Gedrängel um Afrika und die Sklaverei haben Afrika politisch, ökonomisch und kulturell destabilisiert und endlose Kriege und Schmerz herbeigeführt. Dadurch verloren Millionen von AfrikanerInnen ihr Leben. Die ursprüngliche Zivilisation Afrikas hat ihren Kurs verloren; Afrika ist hin- und hergerißen zwischen den Welten. In der ersten Welt wird Afrika trotz aller natürlichen Ressourcen, als der ärmste, kränkste und unterentwickeltste Kontinent der Welt porträtiert, welcher endlos (Entwicklungs-)Hilfe aus Europa und Amerika benötigt. In der zweiten Welt sind Amerika und Europa die RetterInnen Afrikas; sie lösen dessen Konflikte, leihen dem Kontinent Geld, verteilen ihre „Zivilisation“ und entscheiden, wie Wirtschaft und Politik zu funktionieren haben.
So wie sich die destruktive und patriarchische Dynamik der Dekonstruktion und Verunglimpfung fortsetzt, realisieren Europa und Amerika ihre alten Strategien. Wenn die alten Strategien überholt sind, beginnen sie ein neues, satanisches Spiel, um mit einem Vorschlaghammer den letztes Nagel in den Kopf Afrikas zu schlagen.
Dies wird heute als Globalisierung genannt wird. Die Globalisierung hat Afrika als Geisel genommen. Dabei wird durch den Internationalen Währungsfond (IWF) und die Weltbank die globale Kontrolle über die afrikanische Wirtschaft noch verstärkt. Diese Institutionen haben so genannte wirtschaftliche Aufschwungprojekte (AfrikanerInnen nennen es „Wirtschaftliche Regressionsprojekte“) eingeführt. Ein Beispiel ist das wirtschaftliche Angleichungsprogramm (ESAP), welches nicht mit den kulturellen, politischen und ökonomischen Realitäten des Kontinentes einhergeht. Dieses Projekt hat mehrere politische und wirtschaftliche Krisen und Zusammenbrüche von Staaten verursacht.
Die ausbeuterischen, patriarchalen und rassistischen Strategien der westlichen Welt haben seit langem dazu beigetragen, die Zahl der AfrikanerInnen, die auf der Suche nach Schutz nach Europa kommen, ansteigen zu lassen. Einen Schutz, den sie aber in den westlichen Ländern nicht bekommen können. Im Gegenteil, afrikanischen Menschen wird mit Rassismus und Anfeindungen begegnet, sie werden als zweitklassige BürgerInnen betrachtet. Sie werden ermordet, verbrannt und brutal von der westlichen Politik, Polizei und Zivilgesellschaft behandelt.
Vor kurzem haben die EuropäerInnen eine Methode initialisiert, welche AfrikanerInnen davon abhalten soll, nach Europa zu gelangen. Sie werden in Camps festgehalten, die von den europäischen Regierungen gesponsert werden. Diese Camps befinden sich in allen Anrainerstaaten Nordafrikas, wie z.B. Lybien, Marokko, Algerien und Tunesien.
Im Gegensatz zu den AfrikanerInnen können EuropäerInnen jederzeit nach Afrika kommen oder aus Afrika ausreisen, wie sie wollen.
Wir, das sind AfrikanerInnen in Deutschland, Europa, Afrika, Amerika und anderen Teilen der Welt sehen, diesen Prozess als rassistisch, destruktiv, ausbeuterischen und inhuman an. Deshalb müssen wir zusammenkommen um gegen die G8 zu demonstrieren und dabei auch unsere nicht verhandelbaren Forderungen veröffentlichen. Wir nutzen diese Konferenz, um zur Schaffung eines „Internationalen Gerichtes zur Verfolgung von Verbrechen gegen die afrikanische Bevölkerung“ (ITRAP) aufzurufen. Dieses Gericht soll in Deutschland im Juni 2007 eingesetzt werden. Deutschland, als der Tatort, an dem die Kolonisation begonnen hat, muss auch wesentlich zur Wiedergutmachung beitragen. Das Internationale Gericht wird Form und Ablauf nach internationalen Standards schaffen und EuropäerInnen sowie AmerikanerInnen verpflichten, ihre Verbrechen gegen Afrika und dessen Bevölkerung zu bekennen und später Reparationszahlungen zu leisten.
Darüber hinaus haben wir noch weitere unverhandelbare Forderungen.
Unsere Forderungen:
1. Schluss mit dem Aufbürden westlicher Ideen auf Afrika
2. Bezahlung und Reparation
3. Schuldenerlass
4. Stoppt alle Kriege in Afrika
5. Nein zum Vorschlag der deutschen Kanzlerin für Afrika

Ausführungen auf Deutsch und Englisch hier

Sonntag, Mai 27, 2007

Bild in Zeiten der G8-Proteste

Gestern berichtete "Bild" in ihrer Hamburg-Ausgabe über "erste Festnahmen von G8-Gegnern in Hamburg"* und schrieb groß über einem Foto:

Die ersten Festnahmen – Hier liegen zwei Autonome am Boden. Sie hatten radikale Parolen gesprüht

Wie "Bild" darauf kommt, dass es sich bei den beiden jungen Männern um "Autonome" handelt, ist uns ein Rätsel.

Beim Radiosender NDR-Info hieß es dazu jedenfalls gestern:

Tatsächlich aber handelt es sich bei den Festgenommenen (…) um stadtbekannte Neonazis, die nichts mit der autonomen Szene zu tun haben [und] einschlägig auch dem Verfassungsschutz bekannt sind. (…) Gegen die beiden ermittelt der Staatsschutz. Die "Bild"-Zeitung beruft sich auf Informationen der Hamburger Polizei. Die aber erklärt gegenüber NDR-Info, die "Bild"-Reporter hätten nach dem politischen Umfeld der Festgenommenen überhaupt nicht gefragt.

Auch die "taz" berichtet über den "Irrtum" heute unter der Überschrift "Zu früh gefreut 'Bild'-Zeitung". Und uns bestätigte die Hamburger Polizei, bei den "radikalen Parolen" der Festgenommenen handele es sich um "ein Hakenkreuz und die Worte 'Zionisten sind Mörder'".

geklaut auf bildblog.de

Donnerstag, Mai 24, 2007

Schimmelmann revisited

Es war still um das Schimmelmann-Schandmal, doch das heißt nicht, dass sich seit dem Arte-Beitrag nichts getan hat. Hier eine kleine Zusammenfassung:
Zunächst einmal erfuhren wir, dass die Gedenktafel am Schimmelmann-Mausoleum durch die Kulturbehörde dahingehend erweitert wurde, dass die lukrativste Schimmelmann-Unternehmung, der Handel mit versklavten Menschen und deren Ausbeutung, in einem kurzen Satz erwähnt wird:
Seinen Reichtum hatte der Wandsbeker Guts- und Fabrikbesitzer und königlich dänische Schatzmeister u.a. durch Handel mit Kattun, Gewehren, Zuckerrohr, aber auch mit Menschen als Sklaven zwischen Europa, Afrika und Amerika (atlantischer Dreieckshandel) erlangt.
Natürlich sind wir froh darüber, dass auch an dieser Stelle nicht einfach komplett ausgeblendet wird, was dieser Kerl angerichtet hat, ebenso natürlich reicht ein "aber auch" als Distanzierung bei Weitem nicht aus. Man kann den Vorgang natürlich als leicht durchschaubare Aktion enttarnen, mit der man bzw. Frau nun auf Landesebene ihr Gesicht wahren/wiedererlangen will. Netter Versuch, Frau von Welck!

In der Zwischenzeit befreite die Hamburger Staatsanwaltschaft sich von den unbequemen Strafanträgen gegen die Hamburger Kultursenatorin Karin v. Welck und den nunmehr zum Staatsrat beförderten Gerhard Fuchs vom 18.10.2006 mal schnell mit fadenscheinigen Argumenten (mit denen man auch das Aufstellen eines Hitler-Denkmals begründen und verteidigen könnte) und sah von einer Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ab. Ich zitiere:
Die Erwähnung der "Sklaven" im Zusammenhang mit dem sog. Dreieckshandel galt der Beschreibung des Wirkens von Schimmelmann, wenn dies auch - aus nachvollziehbaren Gründen - umstritten ist.
"Umstritten" ist ein etwas milder Ausdruck für einen "Menschen", der mit anderen Menschen wie mit seelenlosen Waren handelte, sein eigenes Brandzeichen in ihre Körper brennen ließ und für unsäglich viel Leid, Morde, Vergewaltigungen, der Entmenschlichung einen beträchtlichen Anteil hatte. "Die Erwähnung" in den Klammern, neben den anderen Waren ist natürlich keine objektive Beschreibung, sondern gleichermaßen eine Bewertung der Ware "Schwarzer Mensch", die neben Kattun, Gewehren, Zuckerrohr und Baumwolle in einer Klammer landet.
Der nächste Absatz ist dann auch sehr interessant:
Vielmehr ist vorliegend zu berücksichtigen, dass durch den Text der Gedenktafel dem Leser geschichtliche Tatsachen zur Kenntnis gebracht werden. So erfährt der Leser, dass zu Zeiten Schimmelmanns der Handel mit Sklaven noch weit verbreitet war und Schimmelmann sein Vermögen, das u.a. aus Sklavenhandel stammte, für den Kauf des Guts Wandsbek und Zuwendungen an die Bewohner Wandsbeks einsetzte. Der Leser erfährt weiter, dass Schimmelmann mit dem Bezirk Wandsbek eng verbunden war und diesen entscheidend geprägt hat.
WTF?!

So wurde gegen diesen Bescheid natürlich Beschwerde eingereicht. Ein kurzer Auszug:

Hätte der Text unter dem Schimmelmann-Denkmal lediglich historische Aufklärungsfunktion gehabt, hätte er keinesfalls unkommentiert die Taten des Verbrechers neben dessen angebliche Wohltaten stellen dürfen. Im Gegenteil hätte der Text dann gerade besonders geißeln müssen, daß Schimmelmann mit dem schmutzigen Geld aus dem Sklavengeschäft sich in Hamburg noch als Quasi-Wohltäter profiliert und seinen Ruhm gemehrt hat.
Nach heutigem Verständnis erfüllt dieses Verhalten mehr als nur den Straftatbestand der Geldwäsche. Kein vernünftiger Mensch wird schließlich bestreiten, daß die Aussagen über Schimmelmann durch Büste, Tafel und Presseäußerung keine den Sklavenhandel verherrlichende Aussage oder kein Lob für dessen Verbrechen darstellten. Im übrigen verweisen wir hierzu auf unsere Ausführungen im Schriftsatz vom 18.10.2006.
Am Ende der Beschwerde:
Die Äußerungen der Beschuldigten, einiger Hamburger Politiker und nicht zuletzt der sachbearbeitenden Staatsanwältin zeugen gerade davon, daß Schimmelmann mit seinem infamen Verhalten ganze Arbeit geleistet und die Hamburger Bevölkerung bis in die heutige Zeit hinein verhetzt hat. Den Bezeichneten kommt gar nicht in den Sinn, daß an den Taten Schimmelmanns nichts Gutes zu finden ist. Abermals fehlt uns das Verständnis eines Unterschieds zum deutschen Diktator von 1933 bis 1945.

Nun warten wir alle einmal mehr gespannt darauf, was wohl passiert. Und was sagt der Bürgermeister?
Es gehe nicht um juristische Fragen, sondern «um die moralische Pflicht, um die historische Verantwortung und um menschlichen Anstand», erklärte von Beust. Er erinnerte in diesem Zusammenhang auf die Talmud-Tora-Schule, die der Senat an die jüdische Gemeinde zurückgegeben hatte, ohne juristisch dazu verpflichtet zu sein.
Leider geht es bei dieser Aussage nicht um Schimmelmann und die Proteste der Black Community und aller klar denkender Menschen, sondern um den Streit um die Rückgabe einer überraschend preiswert erworbenen Immobilie an jüdische Gemeinden.
Schade, dass der blonde Herr nicht in allen Fällen genug Rückgrat beweist, um auf moralische Pflicht, historische Verantwortung und menschlichen Anstand zu pochen!

Dienstag, Mai 15, 2007

Zum Entspannen...

...hab ich in Hamburg ein besonderes Juwel entdeckt: African-Spa

Dies ist keine Werbung, sondern eine echte Empfehlung, Agatha Jockers hat mir, nachdem ich einen weiteren großen - und stressigen - Schritt in meinem Leben gemeistert habe, wieder Energie und Ruhe eingehaucht. Nachdem das Dinge sind, die gerade kritisch denkende Menschen sehr dringend brauchen und immer wieder pflegen müssen, ist das mein Tipp für euch!

Montag, Mai 14, 2007

Hamburg: Veranstaltungen zu/für/über Mumia

Der afro-amerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal wurde am 9. Dezember 1981 wegen angeblichen Polizistenmordes verhaftet und im Sommer 1982 aufgrund manipulierter Beweise von einer fast ausschließlich weißen Jury und einem rassistischen Richter zum Tode verurteilt. Seitdem sitzt er in der Todeszelle und kämpft unermüdlich um die Wiederaufnahme des Verfahrens, um seine Unschuld beweisen zu können. Nach fast 25 Jahren hat er zum ersten Mal den Hauch einer Chance, dieses Ziel zu erreichen. Doch dieser Kampf um seine Freiheit ist mit einem hohen Preis verbunden: Die Chance auf ein neues Verfahren ist genauso groß wie die Gefahr, hingerichtet zu werden. Deshalb braucht Mumia unsere Solidarität. Schon zwei Mal ist es aufgrund internationaler Proteste gelungen, seine Hinrichtung zu verhindern.

Am 17. Mai 2007 findet vor dem 3. Bundesberufungsgericht in Philadelphia die mündliche Anhörung im Verfahren um die Wiederaufnahme des Prozesses statt, danach befinden die Richter über Leben und Tod von Mumia. Niemand weiß, wie lange die Richter sich beraten werden, denn sie sind an keine zeitlichen Vorgaben gebunden.Wir möchten uns in dieser entscheidenden Phase mit Mumia solidarisieren und rufen alle auf, sich daran zu beteiligen.
Neben einer bundesweiten Demonstration in Berlin am 12.Mai 2007 wird es in Hamburg verschiedene Aktivitäten geben:

Mo., 14.Mai 07, 20h, The Eye of the Rainbow, Film über die Black-Panther-Aktivistin Assata Shakur, Cuba 1998. Internationales Zentrum B 5, Brigtitenstraße 5, 20359 HH

Do., 17.Mai 07, ab 16h: Mumia-Café in der B5 mit Kulturprogramm (u.a.: Rolf Becker und Peter May lesen Texte von Mumia, Ulrich Mentz liest Peter Hacks, etc) und direkter
Verbindung zur Prozessbeobachtungsgruppe nach Philadelphia.Mit Kaffee und Kuchen und persischen Spezialitäten. Internationales Zentrum B 5, Brigittenstraße 5, 20359 HH.

Sa., 26.Mai 07, 14h: Von Mumia - Für Mumia, Prominente lesen Texte von Mumia Abu-Jamal, Solidaritätskundgebung vor dem US-Konsulat, mit Rolf Becker, Peter Gutzeit, Peter
May, Ulrich Mentz, Harry Rowohlt und vielen, vielen anderen.

Mo., 11. Juni 07, ab 18 h, Mumia-Café in der B 5. aktuelle Informationen zum Fall.

So., 24. Juni 07, 12h: Wettlauf gegen den Tod - Der Fall Mumia Abu-Jamal, eine Veranstaltung im Rahmen der Rote-Möwe-Matinée, mit Robert Bryan, Anwalt von Mumia Abu-
Jamal (angefragt), Rolf Becker (liest Texte von Mumia) und Abi Wallenstein (Solikonzert). Moderation: Birgit Gärtner.
Ort: Polittbüro, Steindamm 45, 20099 HH.

Eine Veranstaltungsreihe des Mumia Café in der B 5 und der Roten Hilfe Hamburg, unterstützt von Sozialistische Partei Iran (SPI), Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen, VVV/BdA, DKP, PDS/WASG sowie den Bundestagsabgeordneten der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Luc Jochimsen und Norman Paech.

ABSCHAFFUNG DER TODESSTRAFE!
FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN!

Veranstaltung Hamburg: "Mord und Vertreibung im Sudan"

15.05.2007 • Werkstatt 3 • 19:30 h • 2 €

In Darfur tobt seit 2003 ein mörderischer Konflikt. Die Opfer sind schwarz, die Täter arabische Reitermilizen, die offensichtlich von Regierungssoldaten unterstützt werden. Hunderttausende Menschen sind den Kampfhandlungen direkt oder indirekt bereits zum Opfer gefallen. Ein Massenmord, von dem die ganze Welt weiß, und den sie dennoch nicht zu stoppen in der Lage zu sein scheint.

Mit: Ulrich Delius (Gesellschaft für bedrohte Völker) und
Ahmed Musa Ali (Darfur-Hilfe e.V.)
Moderation: Thomas Mösch (Deutsche Welle Radio, Initiative Pro Afrika)
Link

Mittwoch, Mai 09, 2007

Viele traurige Anlässe/Linksammlung

Nicht nur, dass hier in Hamburg gerade diffuses Chaos ausbricht, weil G8-Gegner kategorisch kriminalisiert werden, es gibt auch in den Weiten des world wide web und der Medienwelt Dinge zu berichten, die mich nur mit einem hilflosen Kopfschütteln zurücklassen.

Hier geht's los:

- NPD-Entgleisung in Dresden: Da, wo die NPD schon im Landtag ist, wird deren Gedankengut nicht nur laut verbreitet, sondern auch kommentarlos von der CDU hingenommen (bzw. reagiert man dann erst im Nachhinein, wenn andere sich beschweren):

Ziel der anderen Parteien sei es, so Apfel weiter, eine "entwurzelte Masse ethnokultureller Kastraten zu schaffen". Es müsse den Verantwortlichen immer klar gewesen sein, "dass man N**** und Tatarenstämme nicht einfach in Deutschland integrieren" könne.
Für zusätzliche Verärgerung sorgt das Verhalten von Landtagspräsident Erich Iltgen. Der CDU-Politiker hatte die Äußerungen Apfels stillschweigend hingenommen.
(...)
Landtagspräsident Iltgen reagierte auf die Kritik und erteilte dem Fraktionschef der rechtsextremen NPD, Apfel, einen nachträglichen Ordnungsruf. Apfel habe die in Deutschland lebenden Ausländer und Asylbewerber pauschal verunglimpft und beleidigt. Iltgen sprach von ungeheuerlichen Äußerungen, die den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllten.
Von all den offensichtlichen Ungeheuerlichkeiten abgesehen, ist auch in puncto "Kritik" noch anzumerken, dass die Menschen, die auf rassistische, nicht hinnehmbare Weise als "N****" bezeichnet werden, nicht automatisch "Ausländer und Asylbewerber" sind, sondern mitunter (seit einigen Jahrhunderten) auch deutsche Staatsbürger. [Dieser Hinweis bedeutet keine Distanzierung zu Flüchtlingen und Menschen nicht-deutscher Nationalität!]
Im Übrigen vielen Dank an den MDR, der die Aussprüche des NPD-Apfels auch in dem Audio-Beitrag vollständig zitiert!

- CSU in Regensburg: Um gleich mal zu der Partei zu kommen, die mir im Zusammenhang von NPD und CDU als nächstes einfällt, auch bei der CSU zeigt sich einmal mehr die rechts-nationalistische, von einem rassistischen Verständnis geprägte Seite:
Seit Jahren sind führende Mitglieder mit dem Vorwurf des Rechtsradikalismus konfrontiert. Im Brennpunkt: CSU-Stadtrat Thomas Fürst.
(...)
Jetzt gehen die Fürst-Kritiker in die Offensive: Sieben CSU-Ortschefs, die sich als "die jungen Ortsvorsitzenden der Regensburger CSU" titulieren, haben ein 33-Seiten-Dossier über "rechte Umtriebe" im eigenen Kreisverband zusammengestellt, das SPIEGEL ONLINE vorliegt.
Darin werfen sie Thomas Fürst vor, er habe im Jahr 2003 ein Mädchen, das in der Jungen Union mitarbeiten wollte und deren Großvater schwarzer Hautfarbe war, mit einem perversen rassistischen Schimpfwort bedacht. "Thomas Fürst schrieb alle Vorschläge auf seinem Block mit. Statt den Namen des oben genannten Mädchens aufzuschreiben, schrieb er: (es folgt der Begriff)", erinnert sich ein Zeuge in seiner schriftlichen Aussage für das Dossier.
Auch, wenn ich dem Spiegel in diesem Fall einmal sehr dankbar dafür bin, dass der rassistische Begriff nicht reproduziert wurde, kenne ich den Wortlaut von anderer Stelle und kann nur sagen, dass mir nicht klar ist, wie eine Partei, die sich als sozial und demokratisch versteht (ganz zu schweigen von christlich, aber dieses Adjektiv lässt sich ja sehr unterschiedlich auslegen), solche Führungspersönlichkeiten halten/schützen/verteidigen kann.

- "Der Hochmut des Westens": Der Spiegel mit einem Artikel über die scheinheilige Behandlung/Auslegung des Islam im Vergleich zum Christentum. Der Text wurde zwar aus der FAZ übernommen, aber das ist ja schon mal ein Schritt hin zu einer etwas ausgewogeneren Darstellung:
Das Bemühen, den Islam zu kommentieren und unserem Bild gemäß zu korrigieren, übertrumpft derzeit die gebotene Zurückhaltung im Umgang mit einer Religion, der man nicht angehört, und verstellt vor allem den Blick auf die gegenwärtig besorgniserregenden Probleme und Perversionen in den westlichen Demokratien.
Ich will hier gar nicht so viel zitieren, dafür gibt es zu viele sehr interessante Punkte in dem Artikel, bitte einfach hingehen und lesen. Komplett! [Danke an Jean-Luc für den Tipp]

- Unschuldiger nach 25 Jahren Haft freigesprochen: Einer der vielen Fälle, in denen ein unschuldiger Mensch über Jahrzehnte sein Leben unter schlimmsten Erniedrigungen und Einschränkung all seiner Rechte in einer Zelle fristet.
Miller hatte stets seine Unschuld beteuert und aus dem Gefängnis hunderte Briefe an Anwälte, Journalisten und Bürgerrechtsorganisationen geschrieben. Die Initiative "Innocence Project" setzte schließlich die DNA-Analyse durch. Anwälte der Initiative sehen in Millers Fall ein Paradebeispiel für die Fehler bei Zeugenaussagen - vor allem in Fällen, in denen das Opfer weiß und der Täter schwarz sei.
- Soul-Food: Zum Schluss noch etwas Großartiges, das uns allen Mut machen soll. Mut, zu sprechen!

Dienstag, Mai 08, 2007

Schwarze und Tiere nicht mehr in Wildnis gefangen

Arno Makowsky von der sueddeutsche.de interviewt Joachim Weinlig-Hagenbeck, Chef vom Zoo.

“SZ: Zur Geschichte von Hagenbeck gehören auch Menschenschauen mit “Eingeborenen” am Anfang des 20. Jahrhunderts. Es gibt Fotos, auf denen Kaiser Wilhelm II. zu sehen ist, wie er eine Schau mit Äthiopiern beobachtet.

Hagenbeck: Um das zu beurteilen, muss man sich in die damalige Zeit versetzen. Es war nur denkbar in einer Epoche, in der die Europäer die Welt erobert haben - und ist in den zwanziger Jahren aufgegeben worden. Vieles daran wird heute falsch dargestellt. Etwa so, als wäre man nach Afrika gefahren und hätte Menschen in Ketten gelegt, um sie hier im Zoo auszustellen. Das stimmt nicht. Viele Schwarze sind über Jahre und Jahrzehnte immer wieder nach Deutschland gekommen, weil sie gut verdient haben. Zum Glück ist das alles längst vorbei. So wie man heute auch keine Tiere mehr für den Zoo in der Natur einfängt.”

geklaut bei Riemer-O-Rama, Hervorhebung von mir, weitere Worte fehlen...

Veranstaltung Berlin: Freiheit für Mumia!

"FREIHEIT FÜR MUMIA ABU- JAMAL !
ABSCHAFFUNG DER TODESSTRAFE WELTWEIT !

KUNDGEBUNG UND DEMONSTRATION AM 12.MAI 2007 IN BERLIN

Mumia Abu-Jamal ist seit über 25 Jahren in der Todeszelle – im Sommer 1982 wurde der afroamerikanische Journalist und Repräsentant der historischen „Black Panther Party for Selfdefense“, wegen Mordes an einem weißen Polizisten zum Tode verurteilt. Zahlreiche Untersuchungen haben längst bestätigt, was Mumia von Anfang an gesagt hat: dass er an diesem Mord nicht beteiligt war.

Für den 17.Mai 2007 ist in Philadelphia die alles entscheidende Anhörung vor einem US-Bundesgericht angesetzt.
Mumia Abu-Jamals Verteidiger Robert R. Bryan erklärte dazu: „Dabei geht es jetzt um die drei Hauptpunkte, warum das Verfahren von 1982 gegen meinen Mandanten gegen die Verfassung verstößt: 1. rassistische Motive bei der Geschworenenauswahl, 2. rassistisches Verhalten der Anklage und des vorsitzenden Richters im Prozess und schließlich 3. die Todesstrafe.“

Nach dieser Anhörung wird das Gericht innerhalb weniger Wochen/Monate einen Beschluss darüber fällen, ob Mumia hingerichtet wird, den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen muss , oder endlich das neue Verfahren bekommt, das seine Verteidigung seit vielen Jahren fordert – und das für Mumia jetzt der einzige Weg in die Freiheit ist !

Der Kampf um Mumias Leben und Freiheit wird im Lauf der kommenden Monate entschieden und es hängt jetzt alles davon ab, welchen öffentlichen Druck die internationale Solidaritätsbewegung entwickelt.
In Berlin hat sich deshalb im April 2007 ein Bündnis gebildet, dessen nächstes Ziel eine Kundgebung und Demonstration am 12.Mai 2007 vor der US-Botschaft ist.
Wir fordern alle, die den drohenden Justizmord an Mumia Abu- Jamal verhindern wollen, auf, aktiv zu werden – JETZT !

Nur ein breites, offensives Bündnis wird durchsetzen können, was seit über einem Vierteljahrhundert verweigert worden ist: GERECHTIGKEIT UND FREIHEIT FÜR MUMIA ABU-JAMAL !

Kundgebung am 12.5.2007 ab 13 Uhr Unter den Linden, Ecke Neustädtische Kirchstraße, nahe der US-Botschaft mit Musik und Beiträgen; ab 15 Uhr Demonstration.
Quelle: Political-Prisoners.net

Am Abend des 12. Mai gibt es auch noch eine Vortragsveranstaltung mit Rachel Wolkenstein, ehemaliges Mitglied des Verteidigungsteams von Mumia. Näher Infos dazu: Flyer

Sonntag, Mai 06, 2007

Rückblick: Der "Bundeswehr-Skandal"

Es ist ja schon positiv festzustellen, dass rassistische Vorgänge ab und an selbst in diesem Land als solche benannt und mit dem Titel "Skandal" versehen werden. Diesmal wurden also bei der Bundeswehr-Ausbildung Afro-Amerikaner in der New Yorker Bronx zur imaginären Zielscheibe, die bei jedem Schuss als "Motherf***er" beschimpft werden sollen. Was für ein Glück, dass solche Dinge mittlerweile ab und an auf Video eingefangen werden und dann über YouTube & Co. ihre Kreise ziehen - so dass auch Afro-Amerika darauf reagieren kann.

Hier einige Links:

- ursprünglicher Spiegel-Artikel vom 13.04.2007 inklusive Video (interessant, dass man es beim Spiegel schafft, über "Afroamerikaner" zu schreiben, an "Afrodeutschen" aber grandios scheitert. Hätten konsequenterweise ja auch "farbige Amerikaner" oder "Schwarzafrikaner mit amerikanischem Pass" sein können, oder?!

- Spiegel am 15.04.: "Bundeswehr-Video empört Amerikaner":

Der Grünen-Verteidigungspolitiker Winfried Nachtwei zeigte sich ebenfalls empört und sagte: "Was da deutlich wird, sind Fälle von rassistischem Killertum." Der Vorfall sei unvereinbar mit den Werten, denen auch die Bundeswehr verpflichtet sei. "Solche Ausbilder haben eindeutig in der Bundeswehr nichts zu suchen."

Jürgen Rose, Oberstleutnant und Vorstandsmitglied des Darmstädter Signals, einer Vereinigung kritischer Soldaten, sagte der Agentur AP, dass von einem Einzelfall keine Rede sein könne. "Wir haben seit Beginn der Bundeswehr eine ganze Reihe der so genannten Einzelfälle." Er verwies unter anderem auf die Totenschädelbilder aus Afghanistan und die Foltervorfälle in Coesfeld, die zurzeit vor Gericht verhandelt werden. Sein Fazit lautete: "Der Staatsbürger in Uniform hat ausgedient, man braucht anscheinend den 'archaischen Kämpfer'."

- Stern.de vom 16.04.: "Offiziersanwärter wurde nicht strafversetzt":

Grund für die reguläre Versetzung des Fahnenjunkers war vielmehr das Ende seines Praktikums an der betroffenen Feldwebel-Schmid-Kaserne im schleswig-holsteinischen Rendsburg, so Oberstleutnant Peter Paluch, Kommandeur der Kaserne, zu stern.de.

- Spiegel am 17.04.:
Peinliche Einladung für die Bundeswehr: Der Bürgermeister der Bronx würde deutsche Soldaten wegen eines rassistischen Videos gern in New York empfangen - um ihnen die Wirklichkeit zu zeigen.
- PR-Inside 19.04.: Kaum überraschend:
"Wehrdienstleistender verteidigt Ausbilder nach Rassismus-Vorfall"

Rückblick: Don Imus

Die Themen, die ich nicht aktuell geschafft habe, versuche ich ab sofort in kurzen - selektiven - Rückblicken zusammenzufassen.
Den Anfang mache ich mit dem Fall des weißen US-amerikanischen Radio-Moderators Don Imus, der die Spielerinnen der College-Basketball-Mannschaft der Rutgers University als "nappy-headed hos" bezeichnet hat. Nach einem großen Aufruhr wurde er von CBS und NBC gefeuert.

Hier die Links zu verschiedenen Phasen der Kontroverse:

- Media Matters 04.04.2007: Der Anfang der Geschichte inklusive des Videos mit Imus' Entgleisungen

- CNN, 10.04.2007: "Rutgers Players describe how Imus' remarks hurt"

- CBS NEWS 12.04.2007: "CBS fires Imus over racial slur"
Jackson called the firing “a victory for public decency. No one should use the public airwaves to transmit racial or sexual degradation."
Said Sharpton: “He says he wants to be forgiven. I hope he continues in that process. But we cannot afford a precedent established that the airways can commercialize and mainstream sexism and racism."
- CNN 14.04.2007: "Newly fired Imus meets with Rutgers players"

- Afro-Netizen 18.04.2007: "Who's to blame? Thoughts on Imus & HipHop"

Samstag, Mai 05, 2007

Mehr zur kolonialen Vergangenheit Hamburgs

Presse-Information des Eine Welt Netzwerks Hamburg:

„Tansania-Park“ oder Postkolonialer Erinnerungsort?
Eine Welt Netzwerk Hamburg kritisiert Vorgehensweise des Beirats und lädt zum
Rundgang durch die ehemalige Lettow-Vorbeck-Kaserne am 5. Mai

Der Bezirk Wandsbek hat einen Beirat berufen, der ein Konzept für die zukünftige Gestaltung des umstrittenen „Tansania-Parks“ entwickeln soll. Beteiligt sind VertreterInnen der Bezirksfraktionen, von Hamburger Behörden, dem Völkerkunde-Museum, der Bundeswehr-Universität und des Eine Welt Netzwerks Hamburg.

Zwar zeichnen sich nach langen Verhandlungen erste konkrete Schritte ab, doch das Eine Welt Netzwerk Hamburg kritisiert das Vorgehen des Beirats in mehreren Punkten:
• Ein historischer Parcours soll entwickelt werden, der die Denkmäler und weitere Baulichkeiten des Kasernengeländes durch Text- und Bildtafeln in ihren historischen Entstehungskontext stellt. Eines der Kasernengebäude zeigt beispielsweise ein Porträt von Lothar von Trotha, der 1904 den Befehl zum Völkermord an den Herero in Deutsch-Südwestafrika gab. Im Mittelpunkt des Parcours soll die Darstellung der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika stehen.
Ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht genug, findet Heiko Möhle vom Eine Welt Netzwerk Hamburg. „An diesem Ort wurden jahrzehntelang die Vorkämpfer eines aggressiven Kolonialregimes geehrt, die bis zum Völkermord gingen. Es reicht nicht, an dieser Stelle Geschichte darzustellen, sondern hier muss ein würdevolles Gedenken an die Opfer von Kolonialismus und Rassismus ermöglicht werden“.
• Einige Beiratsmitglieder ziehen es vor, die heutigen, positiven Beziehungen zwischen Hamburg und Tansanias Hauptstadt Daressalam in den Vordergrund stellen. Zur Gegenwart gehöre aber auch, dass Menschen in Hamburg noch heute aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden. Die Problematisierung dieses „kolonialen Erbes“ dürfe in der zukünftigen Erinnerungsstätte nicht fehlen, so Möhle.
• Kritik übt das Eine Welt Netzwerk auch an der Besetzung des Beirats. „Unsere Forderung, die ‚Black Community Hamburg’ zur Beteiligung einzuladen, wurde mehrfach von der Mehrheit im Beirat abgelehnt“, so Möhle. „Damit bringt sich das Gremium selbst um seine Legitimation“.

Zum Hintergrund: 1999 zog die Bundeswehr aus der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld (Bezirk Wandsbek) aus. Seit 2003 gibt es auf dem Gelände den „Tansania-Park“. Die kleine Grünanlage präsentiert Denkmäler aus der NS-Zeit, die von der Wehrmacht errichtet worden waren, um das koloniale Militär des Kaiserreichs zu verherrlichen. Gegen die bizarre Idee, diese
nationalsozialistischen Kolonialdenkmäler zu Symbolen deutsch-afrikanischer Völkerfreundschaft zu erklären, hat es in der Vergangenheit immer wieder Proteste gegeben.

Öffentlicher Rundgang am 5. Mai 2007
Auf einem Rundgang durch das für die Öffentlichkeit kaum zugängliche Kasernengelände erläutert Heiko Möhle vom Eine Welt Netzwerk Hamburg den Entstehungskontext der Denkmäler und führt in den Konflikt zwischen militaristischer Traditionspflege und postkolonialer Erinnerungskultur ein.
Zeit: Samstag, 5. Mai 2007, 15:00 Uhr
Ort: Kaserneneingang Wilsonstr. 49 (Bus Kuehnstraße Ost)
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Preis: Die Teilnahme ist entgegen früherer Ankündigungen kostenlos!

Donnerstag, Mai 03, 2007

Workshop Berlin: Gegen Rassismus argumentieren

AG gegen Rassismus Berlin in Zusammenarbeit mit Helle Panke e.V. veranstalten:

*Rhetorik-Workshop: Gegen Rassismus argumentieren*
Referentin: Grada Kilomba (Psychologin, Postkoloniale Theoretikerin,
Autorin)

Der Workshop fokussiert rhetorische Strategien, die Dynamik zwischen Sprechen und Schweigen, Macht und Ohnmacht. Im Workshop wird gelernt, rassistische Argumentationweisen und weiße Abwehrstrategien zu identifizieren und Mechanismen von Macht zu demontieren. Vor diesem theoretischen Hintergrund wird das eigene Sprechen und Argumentieren entwickelt und geübt.

Er richtet sich an antirassistisch engagierte bzw. interessierte Menschen, die sich mit Rassismus, Postkolonialer Theorie bzw. Kritischem
Weißsein schon auseinandergesetzt haben.

Die Konzeption des Workshops sieht eine begrenzte Anzahl von weißen Teilnehmer_innen (max. 13 von 26) vor.
Bitte gebt bei Eurer Anmeldung an, in welche politische Kategorie (Person of Color, Schwarz, weiß) ihr Euch einordnet.


Datum: 12./13. Mai 2007, jeweils 11-17 Uhr

Anmeldung: aggr@jpberlin.de (unbedingt erforderlich)

Beitrag: 10 € (Essen & Trinken inklusive)

Internet: www.aggr.org

Wir freuen uns auf Eure Anmeldung!
Eure AGgR

Mittwoch, Mai 02, 2007

Falsche Ehre für Fanta 4

Wegen der erleichterten Auffindbarkeit über Suchmaschinen (und weil ich nicht will, dass dieser Post in einer Linkliste untergeht), hier noch einmal der Post von gestern separat:

In manchen ignoranten Medienprodukten scheint sich ein Irrglaube zu halten, dem jeder vehement widerspricht, der sich mit der Geschichte des deutschen Hip Hop auseinandergesetzt hat: die Fanta 4 hätten ihn erfunden:
"Anfang der Neunzigerjahre waren es Smudo, And.Ypsilon, Dee Jot Hausmarke alias Michi Beck und Thomas D. die Begründer und, über mehr als ein Jahrzehnt hinweg, die Speerspitze des deutschsprachigen Hip-Hop. Bis dahin kamen Rapper aus Amerika, waren schwarz und erzählten finstere Ghetto-Geschichten."
Also, dass die Rapper Schwarz waren und in "Ghettos" in der Bronx lebten, hat Hip Hop als Kultur und Artikulationsform hervorgebracht - dies war die Grundlage von Rap und den Schwester-Disziplinen Graffiti, Breakdance und DJaying. Auch in Deutschland waren es Jugendliche mit Migrationshintergrund, die als erste im Hip Hop/Rap ein Medium fanden, um sich auszudrücken. MC Torch war wohl der erste, der auf einer Jam auf Deutsch gerappt hat und in den 1980er Jahren fing Rap in Deutschland mit afrodeutschen, türkischstämmigen und anderen migrantischen Gruppen und Künstlern an. Dass die Fantastischen Vier die ersten mit einem Major-Deal waren, hängt nun mal wieder damit zusammen, wen die weiße Mainstream-Öffentlichkeit vermarkten bzw. sehen und hören will. Zur Erinnerung an die Pioniere des deutschen Hip Hop hier ein Video von Advanced Chemistry:



Mehr Infos:
- Online-Dossier über deutschen HipHop

- TheBlackBook. Deutschlands Häutungen

- ... represent what. Performativität von Identitäten im HipHop

- Fear of a Kanak Planet. HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap. Mit Diskografie

- 25 Jahre HipHop in Deutschland

Dienstag, Mai 01, 2007

Alles neu macht der Mai...

...und hier sind ein paar Links der letzten Wochen:

- Masai-Walking: Neue Sportart gefällig? Dafür hat man sich einen ganz besonderen neuen Trend ausgedacht: "Ausgeführt wird diese Walkingtechnik in einem speziellen MBT-Schuh. In diesem Schuh geht man barfuss wie auf Moos oder auf einem Sandstrand. Durch abwechslungsreiche Übungen mit verschiedenen Hilfsmitteln (z.B. Seile) macht Masai Walking auch noch Riesenspaß und fördert die Kraft, Koordination und die Ausdauer."

- Popstars-Syndrom: Da verschwinden mal wieder ein paar Sternchen in der Versenkung und der Popstars-Produzent hat folgende Erklärung: "Hinzu kommt auch noch, dass die drei Mädchen nicht unbedingt der Prototyp der blonden Deutschen sind”, erklärte Roost-Macias." So weit, so gut und ein Argument, über das man einmal nachdenken könnte. Doch der Autor widerlegt sofort: "Ein komisches, fast schon Rassismus unterstellendes Argument (...)"
Interessant, wie der Kardinalfehler immer wieder ist, Rassismus zu unterstellen und nicht, dass er existiert (ob das nun in diesem Fall eine Rolle spielt, mag ich nicht zu beurteilen, aber es ist ein schönes Beispiel dafür, wie diese Argumente sofort vom Tisch gefegt werden)

- "Regierung stellt sich blind und taub": Nichts Neues, aber dafür mal auf den Punkt und hochoffiziell: für die Bundesregierung sei Rechtsextremismus offenbar nur dann ein Problem, wenn er dem Image Deutschlands im Ausland schade. Man scheine nach der Maxime zu handeln: "Je weniger die faschistische Gefahr in der Öffentlichkeit bekannt wird, desto besser. Darum wird verharmlost, wo es nur geht."

- Hip Hop Summit Action Network: Rund um Russell Simmons werden HipHop-Artists, Produzenten und Medien dazu aufgefordert, die frauenfeindlichen und rassistischen Begriffe "ho", "bitch" und "ni***" zu unterlassen bzw. zu beepen oder auszublenden. Bin ja mal auf die Umsetzung gespannt. Und natürlich auch darauf, ob solche Messages sich auch auf den europäischen Hip Hop auswirken, wo die gleichen Worte ja mal einfach unreflektiert übernommen werden.

- Falsche Ehre für Fanta 4: Die Fantas sagen zwar selten "Ho" (wobei ich mich an ein Lied erinnere, das mit "1 und 1, Kondom nehm ich keins" beginnt und nicht gerade frauenfreundlich weitergeht, aber das nur nebenbei), aber in manchen ignoranten Medienprodukten scheint sich ein Irrglaube zu halten, dem jeder vehement widerspricht, der sich mit der Geschichte des deutschen Hip Hop auseinandergesetzt hat: die Fanta 4 hätten ihn erfunden: "Anfang der Neunzigerjahre waren es Smudo, And.Ypsilon, Dee Jot Hausmarke alias Michi Beck und Thomas D. die Begründer und, über mehr als ein Jahrzehnt hinweg, die Speerspitze des deutschsprachigen Hip-Hop. Bis dahin kamen Rapper aus Amerika, waren schwarz und erzählten finstere Ghetto-Geschichten."
Was es dazu von mir zu sagen und zeigen gibt, seht ihr hier