Mehr zur kolonialen Vergangenheit Hamburgs
Presse-Information des Eine Welt Netzwerks Hamburg:
„Tansania-Park“ oder Postkolonialer Erinnerungsort?
Eine Welt Netzwerk Hamburg kritisiert Vorgehensweise des Beirats und lädt zum
Rundgang durch die ehemalige Lettow-Vorbeck-Kaserne am 5. Mai
Der Bezirk Wandsbek hat einen Beirat berufen, der ein Konzept für die zukünftige Gestaltung des umstrittenen „Tansania-Parks“ entwickeln soll. Beteiligt sind VertreterInnen der Bezirksfraktionen, von Hamburger Behörden, dem Völkerkunde-Museum, der Bundeswehr-Universität und des Eine Welt Netzwerks Hamburg.
Zwar zeichnen sich nach langen Verhandlungen erste konkrete Schritte ab, doch das Eine Welt Netzwerk Hamburg kritisiert das Vorgehen des Beirats in mehreren Punkten:
• Ein historischer Parcours soll entwickelt werden, der die Denkmäler und weitere Baulichkeiten des Kasernengeländes durch Text- und Bildtafeln in ihren historischen Entstehungskontext stellt. Eines der Kasernengebäude zeigt beispielsweise ein Porträt von Lothar von Trotha, der 1904 den Befehl zum Völkermord an den Herero in Deutsch-Südwestafrika gab. Im Mittelpunkt des Parcours soll die Darstellung der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika stehen.
Ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht genug, findet Heiko Möhle vom Eine Welt Netzwerk Hamburg. „An diesem Ort wurden jahrzehntelang die Vorkämpfer eines aggressiven Kolonialregimes geehrt, die bis zum Völkermord gingen. Es reicht nicht, an dieser Stelle Geschichte darzustellen, sondern hier muss ein würdevolles Gedenken an die Opfer von Kolonialismus und Rassismus ermöglicht werden“.
• Einige Beiratsmitglieder ziehen es vor, die heutigen, positiven Beziehungen zwischen Hamburg und Tansanias Hauptstadt Daressalam in den Vordergrund stellen. Zur Gegenwart gehöre aber auch, dass Menschen in Hamburg noch heute aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden. Die Problematisierung dieses „kolonialen Erbes“ dürfe in der zukünftigen Erinnerungsstätte nicht fehlen, so Möhle.
• Kritik übt das Eine Welt Netzwerk auch an der Besetzung des Beirats. „Unsere Forderung, die ‚Black Community Hamburg’ zur Beteiligung einzuladen, wurde mehrfach von der Mehrheit im Beirat abgelehnt“, so Möhle. „Damit bringt sich das Gremium selbst um seine Legitimation“.
Zum Hintergrund: 1999 zog die Bundeswehr aus der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld (Bezirk Wandsbek) aus. Seit 2003 gibt es auf dem Gelände den „Tansania-Park“. Die kleine Grünanlage präsentiert Denkmäler aus der NS-Zeit, die von der Wehrmacht errichtet worden waren, um das koloniale Militär des Kaiserreichs zu verherrlichen. Gegen die bizarre Idee, diese
nationalsozialistischen Kolonialdenkmäler zu Symbolen deutsch-afrikanischer Völkerfreundschaft zu erklären, hat es in der Vergangenheit immer wieder Proteste gegeben.
Öffentlicher Rundgang am 5. Mai 2007
Auf einem Rundgang durch das für die Öffentlichkeit kaum zugängliche Kasernengelände erläutert Heiko Möhle vom Eine Welt Netzwerk Hamburg den Entstehungskontext der Denkmäler und führt in den Konflikt zwischen militaristischer Traditionspflege und postkolonialer Erinnerungskultur ein.
Zeit: Samstag, 5. Mai 2007, 15:00 Uhr
Ort: Kaserneneingang Wilsonstr. 49 (Bus Kuehnstraße Ost)
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Preis: Die Teilnahme ist entgegen früherer Ankündigungen kostenlos!
3 Kommentare:
off topic... :
INTEGRATIONSPROBLEME
Der Hochmut des Westens
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,481268,00.html
Vielen Dank für den Hinweis!!!
paßte nicht dahin,
aber die mechanik mit "fremden" dingen umzugehen, fand ich interessant formuliert - und übetragbar.
Kommentar veröffentlichen