Mittwoch, Mai 09, 2007

Viele traurige Anlässe/Linksammlung

Nicht nur, dass hier in Hamburg gerade diffuses Chaos ausbricht, weil G8-Gegner kategorisch kriminalisiert werden, es gibt auch in den Weiten des world wide web und der Medienwelt Dinge zu berichten, die mich nur mit einem hilflosen Kopfschütteln zurücklassen.

Hier geht's los:

- NPD-Entgleisung in Dresden: Da, wo die NPD schon im Landtag ist, wird deren Gedankengut nicht nur laut verbreitet, sondern auch kommentarlos von der CDU hingenommen (bzw. reagiert man dann erst im Nachhinein, wenn andere sich beschweren):

Ziel der anderen Parteien sei es, so Apfel weiter, eine "entwurzelte Masse ethnokultureller Kastraten zu schaffen". Es müsse den Verantwortlichen immer klar gewesen sein, "dass man N**** und Tatarenstämme nicht einfach in Deutschland integrieren" könne.
Für zusätzliche Verärgerung sorgt das Verhalten von Landtagspräsident Erich Iltgen. Der CDU-Politiker hatte die Äußerungen Apfels stillschweigend hingenommen.
(...)
Landtagspräsident Iltgen reagierte auf die Kritik und erteilte dem Fraktionschef der rechtsextremen NPD, Apfel, einen nachträglichen Ordnungsruf. Apfel habe die in Deutschland lebenden Ausländer und Asylbewerber pauschal verunglimpft und beleidigt. Iltgen sprach von ungeheuerlichen Äußerungen, die den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllten.
Von all den offensichtlichen Ungeheuerlichkeiten abgesehen, ist auch in puncto "Kritik" noch anzumerken, dass die Menschen, die auf rassistische, nicht hinnehmbare Weise als "N****" bezeichnet werden, nicht automatisch "Ausländer und Asylbewerber" sind, sondern mitunter (seit einigen Jahrhunderten) auch deutsche Staatsbürger. [Dieser Hinweis bedeutet keine Distanzierung zu Flüchtlingen und Menschen nicht-deutscher Nationalität!]
Im Übrigen vielen Dank an den MDR, der die Aussprüche des NPD-Apfels auch in dem Audio-Beitrag vollständig zitiert!

- CSU in Regensburg: Um gleich mal zu der Partei zu kommen, die mir im Zusammenhang von NPD und CDU als nächstes einfällt, auch bei der CSU zeigt sich einmal mehr die rechts-nationalistische, von einem rassistischen Verständnis geprägte Seite:
Seit Jahren sind führende Mitglieder mit dem Vorwurf des Rechtsradikalismus konfrontiert. Im Brennpunkt: CSU-Stadtrat Thomas Fürst.
(...)
Jetzt gehen die Fürst-Kritiker in die Offensive: Sieben CSU-Ortschefs, die sich als "die jungen Ortsvorsitzenden der Regensburger CSU" titulieren, haben ein 33-Seiten-Dossier über "rechte Umtriebe" im eigenen Kreisverband zusammengestellt, das SPIEGEL ONLINE vorliegt.
Darin werfen sie Thomas Fürst vor, er habe im Jahr 2003 ein Mädchen, das in der Jungen Union mitarbeiten wollte und deren Großvater schwarzer Hautfarbe war, mit einem perversen rassistischen Schimpfwort bedacht. "Thomas Fürst schrieb alle Vorschläge auf seinem Block mit. Statt den Namen des oben genannten Mädchens aufzuschreiben, schrieb er: (es folgt der Begriff)", erinnert sich ein Zeuge in seiner schriftlichen Aussage für das Dossier.
Auch, wenn ich dem Spiegel in diesem Fall einmal sehr dankbar dafür bin, dass der rassistische Begriff nicht reproduziert wurde, kenne ich den Wortlaut von anderer Stelle und kann nur sagen, dass mir nicht klar ist, wie eine Partei, die sich als sozial und demokratisch versteht (ganz zu schweigen von christlich, aber dieses Adjektiv lässt sich ja sehr unterschiedlich auslegen), solche Führungspersönlichkeiten halten/schützen/verteidigen kann.

- "Der Hochmut des Westens": Der Spiegel mit einem Artikel über die scheinheilige Behandlung/Auslegung des Islam im Vergleich zum Christentum. Der Text wurde zwar aus der FAZ übernommen, aber das ist ja schon mal ein Schritt hin zu einer etwas ausgewogeneren Darstellung:
Das Bemühen, den Islam zu kommentieren und unserem Bild gemäß zu korrigieren, übertrumpft derzeit die gebotene Zurückhaltung im Umgang mit einer Religion, der man nicht angehört, und verstellt vor allem den Blick auf die gegenwärtig besorgniserregenden Probleme und Perversionen in den westlichen Demokratien.
Ich will hier gar nicht so viel zitieren, dafür gibt es zu viele sehr interessante Punkte in dem Artikel, bitte einfach hingehen und lesen. Komplett! [Danke an Jean-Luc für den Tipp]

- Unschuldiger nach 25 Jahren Haft freigesprochen: Einer der vielen Fälle, in denen ein unschuldiger Mensch über Jahrzehnte sein Leben unter schlimmsten Erniedrigungen und Einschränkung all seiner Rechte in einer Zelle fristet.
Miller hatte stets seine Unschuld beteuert und aus dem Gefängnis hunderte Briefe an Anwälte, Journalisten und Bürgerrechtsorganisationen geschrieben. Die Initiative "Innocence Project" setzte schließlich die DNA-Analyse durch. Anwälte der Initiative sehen in Millers Fall ein Paradebeispiel für die Fehler bei Zeugenaussagen - vor allem in Fällen, in denen das Opfer weiß und der Täter schwarz sei.
- Soul-Food: Zum Schluss noch etwas Großartiges, das uns allen Mut machen soll. Mut, zu sprechen!

1 Kommentar:

jeanluc hat gesagt…

... Rassismus ist ja ein weltweites Phänomen...

Hierzulande ist das ja auch ein langer Prozeß. Aber ich glaube, wir sind den Tatsachen öffentlich schon ein wenig näher gerückt, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist, daß man damit aktiv umgehen muß. Schengen ist ein Magnet.

Wenngleich kaum darüber berichtet wird, daß es schwieriger ist, als jemals zuvor nach Deutschland kommen zu können - die Einwanderunsgzahlen sind sehr stark gesunken in den letzten Jahren. Oder. Ein Dramatisierung der Einwanderung ist also totaler Quatsch.