Mittwoch, Mai 02, 2007

Falsche Ehre für Fanta 4

Wegen der erleichterten Auffindbarkeit über Suchmaschinen (und weil ich nicht will, dass dieser Post in einer Linkliste untergeht), hier noch einmal der Post von gestern separat:

In manchen ignoranten Medienprodukten scheint sich ein Irrglaube zu halten, dem jeder vehement widerspricht, der sich mit der Geschichte des deutschen Hip Hop auseinandergesetzt hat: die Fanta 4 hätten ihn erfunden:
"Anfang der Neunzigerjahre waren es Smudo, And.Ypsilon, Dee Jot Hausmarke alias Michi Beck und Thomas D. die Begründer und, über mehr als ein Jahrzehnt hinweg, die Speerspitze des deutschsprachigen Hip-Hop. Bis dahin kamen Rapper aus Amerika, waren schwarz und erzählten finstere Ghetto-Geschichten."
Also, dass die Rapper Schwarz waren und in "Ghettos" in der Bronx lebten, hat Hip Hop als Kultur und Artikulationsform hervorgebracht - dies war die Grundlage von Rap und den Schwester-Disziplinen Graffiti, Breakdance und DJaying. Auch in Deutschland waren es Jugendliche mit Migrationshintergrund, die als erste im Hip Hop/Rap ein Medium fanden, um sich auszudrücken. MC Torch war wohl der erste, der auf einer Jam auf Deutsch gerappt hat und in den 1980er Jahren fing Rap in Deutschland mit afrodeutschen, türkischstämmigen und anderen migrantischen Gruppen und Künstlern an. Dass die Fantastischen Vier die ersten mit einem Major-Deal waren, hängt nun mal wieder damit zusammen, wen die weiße Mainstream-Öffentlichkeit vermarkten bzw. sehen und hören will. Zur Erinnerung an die Pioniere des deutschen Hip Hop hier ein Video von Advanced Chemistry:



Mehr Infos:
- Online-Dossier über deutschen HipHop

- TheBlackBook. Deutschlands Häutungen

- ... represent what. Performativität von Identitäten im HipHop

- Fear of a Kanak Planet. HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap. Mit Diskografie

- 25 Jahre HipHop in Deutschland

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