Einer, der im Atlantikhandel sehr gut verdiente, war der Baron Heinrich Carl von Schimmelmann. Er lebte von 1724 bis 1782 und galt als der reichste Mann Europas. Die Erinnerung an den erfolgreichen Unternehmer fand jedoch nicht den Weg ins All. Sie versteckt sich in Gestalt einer kleinen Bronzebüste auf einer dreieckigen Verkehrsinsel im unauffälligen Hamburger Stadtteil Wandsbek. Eine Texttafel neben dem Denkmal würdigt ihn als "Begründer der wirtschaftlichen Stärke Wandsbeks" und erläutert, er sei "auch durch den sogenannten Dreieckshandel (Kattun und Gewehre, Sklaven, Zuckerrohr und Baumwolle) zwischen Europa, Afrika und Amerika" zu seinem Reichtum gekommen. Dieses Geschäftsmodell hat seinen Namen von dem dreieckigen Kurs über den Atlantik, dem europäische Handelsschiffe mehr als zwei Jahrhunderte lang folgten. Im Falle Schimmelmanns bildete die Handelsroute zugleich eine in sich geschlossene, globale Produktionskette: Seine 14 Schiffe transportierten von Europa Kattungewebe, Gewehre und Alkohol zur Westküste Afrikas. Dort nahmen sie Sklaven an Bord und brachten sie in die Karibik, wo sie entweder auf Schimmelmanns Plantagen arbeiteten oder verkauft wurden. Für die Rückreise nach Europa luden die Schiffe Baumwolle und Rohzucker, die wiederum in Schimmelmanns eigenen Manufakturen zu Kattun und Branntwein für den Afrikatransport verarbeitet wurden.
Schimmelmanns Geschäftsbücher, die der Historiker Christian Degn akribisch durchgesehen hat ("Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel", Wachholtz Verlag), verzeichnen bereits fürs erste Jahr nach dem Erwerb der Plantagen, als dort noch viele Aufbauarbeiten ausgeführt werden mussten, eine Rendite von über zehn Prozent. Das war mehr als das Doppelte von dem, was Gutsbetriebe in Europa einbrachten. Viermal fuhr allein das Sklavenschiff "Fredensborg" zwischen 1778 und 1789 das Dreieck und verschleppte dabei 1552 Afrikaner auf die Jungferninseln. Ein auf die Brust gebranntes S in einem Herzen kennzeichnete sie als Eigentum der Handelskompanie. Ungefähr jeder Sechste starb noch während der Überfahrt. Auf den Plantagen wurden Fluchtversuche mit dem Abhacken eines Beins bestraft. Inventarlisten verzeichnen auffallend viele Sklaven "mit einem Holzbein".
Seit der Enthüllung des Schimmelmann-Denkmals im September 2006 hat es immer wieder Proteste provoziert. Mehrmals wurde es mit roter Farbe bespritzt. Der Ärger entzündet sich zum einen an der hanseatischen Diskretion, mit der hier die gewalttätigen Wurzeln der wirtschaftlichen Stärke Wandsbeks abgehandelt werden. Er hat aber auch damit zu tun, dass dieses Denkmal am falschen Ort errichtet wurde. Denn bei Schimmelmann geht es nicht um Regionalgeschichte. Der erfolgreiche Unternehmer, der die Sklavengeschäfte im Namen des dänischen Königs durchführte, steht für ein Geschäftsmodell, von dem ganz Europa profitierte. Die Erinnerung daran ist im unscheinbaren Puvogelgarten in Hamburg-Wandsbek völlig deplatziert. Sie gehört dorthin, wo sie zukünftigem Handeln eine Orientierung geben kann: auf die Raumstation.
Wer unter dem Namen Kolumbus auf Entdeckungsreise ins All geht, darf nicht vergessen, dass die europäischen Seefahrer in früheren Jahrhunderten nicht nur als Entdecker, sondern auch als Eroberer die Meere besegelten. Soll sich das jetzt im Sonnensystem fortsetzen? Die Logos der "Columbus"-Mission geben darauf keine Antwort. Dabei ist die Frage alles andere als theoretisch. Viele Wissenschaftler haben die begründete Hoffnung, auf dem Mars Leben zu finden. Wie gehen wir mit diesem Leben um, wenn sich, wie derzeit nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa, Russland und China geplant, ab etwa 2030 Menschen dort niederlassen? Einer der wenigen, die sich klar dazu geäußert haben, ist der britische Mikrobiologe Charles Cockell. Die Ehrfurcht vor dem Leben, schreibt er in seinem Buch "Space on Earth" (Macmillan Science), hindere uns nicht daran, irdische Pflanzen und Tiere zu töten, wenn es für uns von Nutzen ist. Was aber, wenn sich eine außerirdische Lebensform, die wir zunächst als nahrhafte, wohlschmeckende Pflanze wahrgenommen haben, als empfindsames, intelligentes Wesen entpuppt? Um interplanetaren Mord möglichst zu verhindern, statt ihn später zu bedauern, fordert Cockell: "Wir sollten von der höchsten moralischen Relevanz ausgehen und jedes außerirdische Leben als intelligent ansehen, bis das Gegenteil bewiesen ist." Er verweist auf die historisch überreichlich belegte menschliche Neigung, unvertraute Lebensformen, Kulturen und Völker zu zerstören, und gibt zu bedenken: "Wenn wir bei den Entdeckungsreisen der Vergangenheit einem Prinzip ,höchster moralischer Relevanz' gefolgt wären, hätten viel Leid und Zerstörung vermieden werden können."
Ein europäisches Weltraumlabor mit dem Namen Columbus ist nicht vollständig ohne ein Mahnmal für die Opfer der europäischen Expansion. Wir sollten die Schimmelmann-Büste mit einem der nächsten Transporter hinaufschicken. Auf der Erde könnte damit ein unfruchtbarer Streit beendet werden. Und im Orbit wäre der Bronzebaron für die ISS-Besatzung eine ständige Erinnerung daran, dass die von Kolumbus begründete Tradition nicht so schön und ungebrochen ist, wie es die Logos der bevorstehenden Weltraummission suggerieren. Ein so massiges und sperriges Objekt würde die Astronauten behindern und bei der Arbeit stören? Genau das soll es!