Von alten und neuen Parolen
Ganzer Text"Hilfe!" von Dennis Kazooba
Ich hatte immer Angst vor Nazis. Ich brauchte im aufgeklärten West-Berlin nicht viel befürchten, aber trotzdem habe ich die Entwicklung im Berliner Umland und dem Rest der neuen Bundesländer immer mit einer Mischung aus Ekel und Zukunftsangst verfolgt. Ein Spruch der Rechten hat mich dabei immer sehr beschäftigt, Wahlplakate mit dem Slogan “Kriminelle Ausländer raus”.
Ich fragte meine Mutter und die sagte mir, dass damit gemeint sei “Ausländer raus” und das Wörtchen “kriminelle” nur da stehen würde, weil es sich sonst um Volksverhetzung handele. Ich hingegen hielt den Spruch für eine Art Kompromissvorschlag. Zum damaligen Zeitpunkt war ich vielleicht 14 Jahre alt, zwar politisch interessiert, aber höchst naiv. Beispielsweise las ich immer mit einer gewissen Faszination die “Bild”-Zeitung, von einer irgendwie gearteten reflektierten Bildung konnte also keine Rede sein.
Die Zeiten haben sich geändert. “Kriminelle Ausländer raus” ist jetzt ein Wahlspruch der Union, die sich ja auch christlich nennt. Und an der Bild fasziniert nur noch, dass sie tatsächlich von Akademikern gemacht wird. Und von vielen Millionen Menschen gelesen wird, was alleine schon Grund für eine breit angelegte Bildungsdebatte wäre. Darum, die Zukunft zu gestalten, scheint es den Initiatoren der aktuellen Debatte über Jugendkriminalität eh nicht zu gehen. Der hessische Ministerpräsident, der hübsche Roland, will die baldige Wahl gewinnen, das ist wohl die Triebfeder seiner desaströs dümmlichen Aussagen. (...)
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