Donnerstag, August 28, 2008

Quote of the Day - Vorbilder

Each of us, famous or infamous, is a role model for somebody, and if we aren't,
we should behave as though we are: cheerful, kind, loving, courteous. Because
you can be sure someone is watching and taking deliberate and diligent notes.
Maya Angelou

Heimlich, still und leise...

...wurde das Schimmelmann-Schandmal vor Kurzem abgebaut. Nachdem die Bezirksversammlung endlich beschlossen hat, das hässliche Teil zu entfernen, hat sich jetzt plötzlich auch die Imtech GmbH als Eigentümerin zu Wort gemeldet und die Leihgabe an den Bezirk Wandsbek zurückgenommen. Grund war angeblich der "Aufruhr, den es im Bezirk wegen der Skulptur gegeben hatte" (Quelle). Warum dieser "Aufruhr" die Imtech in den letzten zwei Jahren nicht gestört hat und die Firma jetzt kurz vor der Entfernung durch den Bezirk eingreift, bleibt natürlich ein Rätsel. afrika-hamburg sagt dazu:
"Sollte die mit obrigkeitlichem Gestus erfolgte Installation der Büste einen Sklavenhändler zur imageträchtigen Heimatfigur stilisieren, so sollte die klammheimliche Demontage nun offenbar eine angemessene Dokumentation dieses merkwürdigen Vorgangs verhindern. Forcierte Mythisierung und Verdrängung liegen nahe beieinander."
So bleibt auf der einen Seite Freude darüber, dass dieses Schandmal endlich entfernt ist und unsere Proteste etwas bewirkt haben, andererseits hinterlässt dieser Vorgang einen sehr faden Beigeschmack.

Und im Bezirk Wandsbek? Da hat man ganz große Sorgen:
"Sie befürchtet jedoch, dass die Diskussion über die Kolonialgeschichte nun abreiße. "Wenn der Anstoß fehlt, wird vielleicht gar nicht mehr darüber geredet." Eine Umbenennung der Straßen, die nach Schimmelmann benannt sind, sei nicht geplant."(Quelle)
Diese Sorgen sind allerdings nicht begründet, schließlich gibt es in Hamburg so viele Spuren von Kolonialismus, dass es leider noch sehr lange sehr viele Anstöße dazu geben wird, Rassismus und Kolonialismus zu thematisieren. Traurig, aber wahr...

Donnerstag, August 21, 2008

Verstärkt positive Nachrichten...

...hatte ich mir eigentlich vorgenommen, aber leider kam mir (mal wieder) Spiegel Online dazwischen...

Den Artikel gibt es hier, die Überschrift ist eine rassistische Frechheit, die leider im Text nicht thematisiert wird. Hier der Ausschnitt aus dem Bericht, auf den sich die Überschrift bezieht:
Sozialdemokrat Krüger, Potsdam-West ist sein Ortsverein, sann auf Abhilfe. Vor der Stadtführung fuhr er den Generalkonsul nach dessen Erinnerung an: "Wir brauchen einen Neger, der den Rollstuhl schiebt." Heute, so Krüger zum SPIEGEL, mag er "nicht ausschließen, dass ich das gesagt habe. Wenn die so ein famoses Gerät angeschleppt hatten, dann sollten sie wenigstens mit anfassen".
Dass man hier Schwarzer Mensch und Diener gleichsetzt, fällt dem Autor gar nicht auf. Dass mit der Überschrift Menschen beleidigt werden, nimmt man dann auch gerne in Kauf.

So geht mein Plan leider nicht auf...

Trotzdem vielen Dank an N.N. für den Hinweis!

Dienstag, August 19, 2008

2 Jahre Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz

Aus der Pressemitteilung des Antidiskriminierungsverbands Deutschland:
Berlin, 18. August 2008

Nach 2 Jahren Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz zieht der Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) ein verhaltenes Resumee. Wenngleich das AGG langsam in die gesamtgesellschaftlichen Strukturen Einzug gefunden hat, wurden viele Chancen verpaßt - meist auf Kosten von Betroffenen.
(...)
Zwei Jahre nach Inkrafttreten des AGG hält der Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) immer noch an seiner Kritik fest: Der Betroffenenschutz kommt zu kurz!

Der advd begrüßt, dass die Ergebnisse der von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingerichteten wissenschaftlichen Kommission nun endlich mit dem Mythos der Millardenbelastung für die Wirtschaft aufräumen. Doch mit Sorge beobachtet der advd auch, dass trotz der im letzten Jahr aufgezeigten Mängel des Gesetzes und den von der EU-Kommission eingeleiteten Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland, der Gesetzgeber an einem unzureichenden Diskriminierungsschutz festhält.

Der advd kritisiert auch, dass weder die Bundesregierung noch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bisher der europarechtlichen Verpflichtung nachgekommen ist, Betroffene ausreichend über ihre Rechte zu informieren. So kennt ein Großteil der Ratsuchenden das AGG und seine konkreten Rechtsschutzmöglichkeiten nicht.

"Es ist daher an der Zeit, eine breit angelegte, bundesweite Informationskampagne zu starten, die potentiell von Diskriminierung Betroffene über ihre Rechte aufklärt, aber auch die Bürger und Bürgerinnen für Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung sensibilisiert." so Banu Bambal, Vorstand im advd.
Ganzer Text: klick

Mit Dank an Fabulamedia für den Hinweis

Dienstag, August 05, 2008

Rassistische Türpolitik - Interview

Im Anschluss an das erste Urteil zu rassistischen Einlasspraxen in Diskotheken (BLACKprint hat berichtet: klick) gibt es jetzt ein aktuelles Interview mit dem Kläger. Ausschnitt:
Yango: Ich hoffe einfach, dass sich die Leute künftig mehr Gedanken machen. Wir haben ein Exempel statuiert. Es ging uns nicht um das Recht, jeden Tag in eine Disco gehen zu können - sondern darum, dass auch kleine Vorfälle berücksichtigt werden müssen. Es ist eine echte Belastung, wenn man sich jeden Tag diskriminiert fühlen muss.

(...)

SPIEGEL ONLINE: Im Gerichtsverfahren wurden Ihnen ein Vergleich und 1000 Euro angeboten. Warum sind Sie nicht darauf eingegangen?

Yango: Mir ging es nicht um die Entschädigung, sondern um Gerechtigkeit. Darum haben wir den Vergleich abgelehnt, zumal der Discobetreiber seine Schuld nicht eingestehen wollte. Wir wollten eine deutliche Entscheidung und ein Grundsatzurteil. Das Geld werde ich für die antirassistische Arbeit spenden.

(...)

SPIEGEL ONLINE: Bisher haben Sie immer darauf bestanden, anonym zu bleiben - aus Angst vor Bedrohungen?

Yango: Ich fürchte mich überhaupt nicht, aber die Diskriminierung von Ausländern ist ein allgemeines Problem. Wenn ich mit dem Namen hier stehe, sieht es aus, als ob es nur mein eigenes Problem wäre. So ist es nicht, viele haben dieses Problem. Darum spielt mein Name eigentlich keine Rolle. Aber schreiben Sie ruhig, dass ich Achu Yango heiße.

Volles Interview: klick

Samstag, August 02, 2008

Blacknowledgment: Grada Kilomba, pt. 1

Während ich gerade an einem Artikel arbeite und alte Notizen durchgehe, fallen mir immer wieder Zitate in die Hände, die ich mal für meine Magisterarbeit herausgesucht habe und die zu relevant sind, um in meinen Ordnern zu verstauben.
Daher werde ich nun von Zeit zu Zeit ein paar Zeilen aus wisschenschaftlichen Beiträgen hier veröffentlichen.

Als erstes kamen mir Worte von Grada Kilomba unter, deren neues Buch ich sehnsüchtig erwarte: Plantation Memories
Hier ein paar Ausschnitte aus dem Beitrag "Die Kolonisierung des Selbst - der Platz des Schwarzen" aus Spricht die Subalterne deutsch?: Migration und postkoloniale Kritik:
Nicht wissen zu wollen, was Rassismus denen bedeutet, die ihn erfahren haben, ist eine Weise, eine andere "Wahrheit" zu erfinden, in der die Schwarze Perspektive nicht existent ist. Nicht zu wissen oder das Wissen gar nicht für nötig zu halten, bezeichnet Paul Mecheril als ein doppeltes Ignoranzkonstrukt, d.h. gleichzeitig zu "ignorieren und ignorant zu sein".

Zwei Texte von Grada Kilomba findet ihr hier:
"Wo kommst du her?"
"Don't you call me N*! - Das N-Wort, Trauma und Rassismus"

Freitag, August 01, 2008

Protest gegen platt rassistischen Werbespot

via derbraunemob blog

Bitte wendet euren Protest zahlreich an die im Folgendem aufgeführten Personen/Stellen:

Hier ist der Spot von ATU (auf TV-Spot klicken)

Hier der Brief von der braune mob e.V. mediawatch an ATU, zum Download

Wer mit dieser Werbung nicht einverstanden ist, sollte dies auch kundtun, damit die Unternehmen nicht denken, sie handelten im Namen aller potentiellen KundInnen.

Verantwortliche bei der Werbeagentur Heye & Partner:
Markus Goetze: Geschäftsführer Beratung
Jan Okusluk: Creative Director
Martin Winter: Management Supervisor

Der Clip stammt von Heye / München
Linrupstraße 16
80335 München
Tel.: +49 89 665321900
Fax: +49 89 665321910
info@heye.de

Verantwortliche bei A.T.U Auto-Teile-Unger Handels GmbH & Co. KG sind:

Dr. Dietmar Geppert: Leiter Marketing und Direkt Sales
Hueseyin Dereli: Leiter Kommunikation
Ulla Kraus: Leiter Kommunikation
Ralf Schalkhaußer: Leiter Media

Tel.: +49 800 50 35 470
Fax: +49 961 – 306 5929
Beschwerdemanagement@cc.atu.eu

Kontakt zum Regisseur:
Tel. +49-(0)40- 43 21 61 12
stertz@funke-stertz.de

Erinnerung: Morgen große Demonstration!

02. August, 13 Uhr, Hauptbahnhof Dessau
Weitere Infos bei Break the Silence
Bisherige BLACKprint-Posts zum Thema: klick

Bio-Deutsche sind dümmer...

...so oder so ähnlich ("Deutsche Gene machen dumm") würde meine Schlagzeile wohl lauten, wenn ich auf Springer-Niveau veröffentlichen würde, aber nach den in der Frankfurter Rundschau veröffentlichten Studienergebnissen drängt sich der Verdacht geradezu auf:
Klassenbeste kommen aus dem Ausland

Eingebürgerte Migranten sind offenbar schlauer als ihre deutschstämmigen Altersgenossen: Eingebürgerte Jugendliche erlangen häufiger das Abitur als hier geborene Ur-Deutsche. Knapp ein Drittel von ihnen, nämlich 30 Prozent, schaffen die Hochschulreife, bei den hier Geborenen sind es drei Prozent weniger. Das belegt der neue Integrationsbericht der Landesregierung aus Nordrhein-Westfalen, in dem die Autoren die neuen Staatsbürger bei Schulabschlüssen extra berücksichtigt haben.
[...]
Internationale Studien zeigen sogar, dass das deutsche System auch eine Kluft zwischen den hier lebenden Türken und ihren Verwandten in der Türkei produziert: Dort haben Cousins und Nichten oft bessere Schulabschlüsse als die Ausgewanderten. Um dies zu ändern, müssten laut Forschern wie Hurrelmann das dreigliedrige Bildungssystem geändert werden. "Wer einmal als schlechter Schüler einsortiert wurde kommt aus dieser Box nie mehr heraus", so Hurrelman.

Laschet puscht die Erfolgsmigranten nun mit Werbung: Der CDU-Mann will mit einer bald startenden Kampagne Zugewanderte zur Einbürgerung bewegen. Dann dürfte die Bildungsstatistik der Ur-Deutschen ganz abschmieren.
Danke an Jonas für den Hinweis!

Tell 'em, Sam!

Der Hamburger Rapper Samy Deluxe im Interview mit der taz (auf die ich immer schlechter zu sprechen bin, die bauen ja permanent Bockmist, wie auch auf anderen Blogs und hier zu lesen ist: klick, klick):
Was stört Sie denn an der heutigen Welt?

Wenn man durch die Straßen geht, sieht man: Dieses Land wird immer bunter. Wenn man aber den Fernseher einschaltet, dann ist Deutschland immer noch weiß. Das muss sich ändern. Deshalb habe ich mir was Neues für das Kürzel BRD ausgedacht: Nicht mehr Bundesrepublik Deutschland, sondern: Bunteres, reiferes Deutschland.

Inwiefern reifer?

Das Problem in Deutschland ist: In Deutschland heißt "nicht deutsch aussehen" auch "nicht deutsch sein". Das kann sich nur ändern, wenn Leute mit Migrationshintergrund in Positionen sind, wo das Land sie überall sieht. Nicht in Positionen wie "das ist mein türkischer Gemüsemann an der Ecke", sondern "ah, der ist Nachrichtensprecher, der hat einen türkischen Migrationshintergrund". Das will ich sehen, wenn ich den Fernseher anschalte.

Die Interviewerin Kübra Yücel konnte es leider nicht lassen, Samy als "Farbigen" zu bezeichnen. Für die weniger aufmerksamen BLACKprint-Leser an dieser Stelle nochmals der Verweis auf die Info von derbraunemob e.V. mediawatch zum Thema "Es gibt keine Farbigen": klick