Sonntag, Juni 29, 2008

Bahnbrechendes Studienergebnis: Schwarze denken nicht alle gleich

Ach was, da brauchte es offensichtlich eine breit angelegte Studie um festzustellen, dass Afro-Amerikaner nicht alle die gleichen Meinungen und Überzeugungen haben:
A study out Friday provides a nuanced portrait of black Americans' social views, consumer tastes and notions of identity, undermining the idea that most black Americans share a similar world view and life experience.
Wahnsinn, also sind sogar Schwarze Menschen individuell? Haben unterschiedliche Erfahrungswerte, Perspektiven und soziale Grundlagen. Was ist dann wohl mit den Schwarzen Menschen außerhalb der USA? Ob die schon wieder anders denken?
Man lernt nie aus.

Quelle: USA Today via Racialicious

Oury Jalloh: Bundesweiter Protest wegen Vertuschung

Mitteilung von The Voice:

Raus aus dem Gerichtsaal - Heraus auf die Straße!
nächste Kundgebungen vor das Landsgericht Dessau: 4. Juli und 31. Juli

Bundesweite Demo in Dessau gegen Vertuschung und rassistische Polizeigewalt: Samstag, 2. August, Treffpunkt 13Uhr Hbf
"Vertuschungen und verschwundene Beweismittel"
Der komplette Text HIER und HIER ein aufschlussreiches Interview zu dem Fall.

Bundestag lehnt Reparationen für Nama und Herero ab

"Der im Juni 2007 von der Fraktion Die Linke in Kooperation mit Herero-Paramount-Chief Kuaima Riruako in den Bundestag eingebrachte Antrag zur „Anerkennung und Wiedergutmachung der deutschen Kolonialverbrechen“ ist gestern in 2. Lesung abgelehnt worden."
Mehr hier

Freitag, Juni 27, 2008

Bundesweit erster Prozess wegen rassistischer Türpolitik

Hier die Pressemitteilung der Ombudsstelle Antirassismus an der Universität Oldenburg:
Pressemitteilung zum bundesweit ersten Prozess wegen ethnisierender/rassistischer Nicht-Einlaßpraxen in Diskotheken - Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

Am Montag, dem 30. Juni 2008, findet am Amtsgericht Oldenburg in der Elisabethstraße 8, 26135 Oldenburg in Saal 4 ab 11 Uhr 30 der Prozess gegen den Inhaber einer Oldenburger Diskothek statt, der von einem Studenten der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg verklagt wird, im Jahre 2007 ihn in Bezug auf die zugeschriebene Ethnie oder Rasse diskriminiert zu haben.

Interessierte Studierende, Bürgerinnen und Bürger sowie Journalistinnen und Journalisten können dieses öffentliche Verfahren begleiten.
Es wird also eine öffentliche Sitzung stattfinden, zu der möglichst viele Beobachter erscheinen sollten.


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UPDATE:

Hier die Pressemitteilung des Antidiskriminierungsverbands:
PRESSEMITTEILUNG

Berlin, 29. Juli 2008

Antidiskriminierunsverband Deutschland - advd -

begrüßt bundesweit erstes Prozessurteil nach AGG wegen rassistischer Nicht-Einlasspraxen in Diskotheken

Der advd (Antidiskriminierungsverband Deutschland) begrüßt im Grundsatz das Urteil des Amtsgerichts Oldenburg vom 23. Juli 2008 gegen den Inhaber einer Oldenburger Diskothek. Verklagt wurde dieser von einem Studenten der Universität Oldenburg. Dieser warf dem Discobetreiber vor, ihm im Jahr 2007 wegen rassistischer Zuschreibungen den Einlass verweigert und damit diskriminiert zu haben.
Weiter im Text

Mittwoch, Juni 25, 2008

Kurzer Hinweis: Hamburg bekommt neue Partnerstadt...

...und zwar Dar Es Salaam (Tanzania). Das steht im Koalitionsvertrag von CDU und GAL.
Welche Interessen dahinter stecken und ob die Stadt tatsächlich Partner wird (das bedeutet natürlich Kommunikation auf Augenhöhe!) wird sich noch zeigen.
Ich erinnere zu diesem Anlass an "Africa meets Europe" im letzten Jahr: klick

Maritimes Museum verklärt Kolonialismus und NS

Hamburg hat eine neue Attraktion, die heute u.a. von Bundespräsident Horst Köhler eingeweiht wurde: Das Internationale Maritime Museum, dessen Stücke aus einer Militaria-Privatsammlung stammen. Bis zur Eröffnung gab es kein inhaltliches Konzept, das in irgend einer Form nach pädagogischen oder historischen Gesichtspunkten geprüft werden konnte. Trotzdem gab es eine millionenschwere Geldförderung von der Stadt Hamburg und den Kaispeicher B für 99 Jahre mietfrei dazu. Kaispeicher B durch Vitamin B kostenlos und Kohle obendrauf.
Offenbar ist die Aufbereitung der Ausstellung so unkritisch, bzw. verherllichend, wie zuvor befürchtet. So schreibt Till Briegleb in der heutigen SZ (danke an afrika-hamburg für den Hinweis):
Die Kritik, die anlässlich dieser Entscheidung an der Qualität und dem pädagogischen Wert von Tamms Sammlung sowie an gewissen Berührungspunkten Tamms zu Personen von zweifelhafter demokratischerGesinnung geäußert wurde, schmetterte der Verlagspatriarch stets ab. (...)

Sachliche Information besteht aus unkritischer Kolonialgeschichte und ausführlichen Erinnerungen der kaiserlichen Admiralität, deren Ordensnachlass und Hutschachteln dazu noch prunkvoll inszeniert werden.

Statt die Gräueltaten der Herrenmenschen in Afrika und Europa zu dokumentieren, beschreibt die Ausstellung lieber in ermüdenderAusführlichkeit die technischen Details von Torpedos und Panzerschiffen. (...)

Dabei verrutscht das Deutsch aus Militaria-Katalogen, das die Hinweisschildchen dominiert, auch gerne mal ins technokratisch Entwürdigende, etwa wenn in der einen kleinen Schautafel, die die Sklaverei behandelt, ihre Notwendigkeit so erklärt wird: "Mit derEroberung amerikanischer Kolonien wuchs der Bedarf an billigen Arbeitskräften. Um die hohe Sterberate unter Indianern auszugleichen,bediente man sich bald afrikanischer Sklaven". (...)

Wenn Herrschaftsgeschichte wieder Opfergeschichte aus dem Museum verdrängt, ist Mahnung gefragt, nicht Salbung.

Schon vorab befasste man sich bei dem Projekt "Feld für Kunst" intensiv mit dem Projekt, wo auch bis zum 18.07. noch weitere Veranstaltungen stattfinden, bei denen man sich kritisch auseinandersetzen kann: klick

Dienstag, Juni 24, 2008

Wo Rassismus nicht geahndet wird...

...obwohl es jetzt endlich gesetzliche Grundlagen gibt, mit denen das sehr gut möglich wäre, ist: (Trommelwirbel) DEUTSCHLAND!

Heute berichten einige Zeitungen über die Einschätzung der EU, hier einige Ausschnitte aus der FR:
Bis Ende 2007 sei in der Bundesrepublik noch keinerlei Sanktion wegen einer Diskriminierung mit rassistischem Hintergrund verhängt worden, erklärte die Grundrechteagentur in ihrem am Dienstag in Brüssel vorgestellten Jahresbericht. Dagegen werde in Großbritannien und einigen anderen Staaten mit Geldbußen oder -strafen konsequent gegen solche Diskriminierungen durchgegriffen.
(...)
Die EU-Grundrechteagentur zeigte sich zudem besorgt darüber, dass der Rassismus in Europa auf dem Vormarsch sei. In den Jahren 2000 bis 2006 sei die Zahl rassistischer Straftaten in Europa gestiegen, heißt es in dem Bericht.
(...)
Deutschland lag 2006 dem Bericht zufolge mit 18.142 Delikten an zweiter Stelle nach Großbritannien mit rund 65.000 rassistisch motivierten Straftaten.
Keine große Überraschung, aber wohl eine kleine Meldung wert.

Donnerstag, Juni 19, 2008

Schimmelmann: Nur noch 3 Monate im Puvogel Garten

Nun steht ein Datum für die Entfernung des Versklaver-Schandmals: 30. September 2008. Man kann erwarten, dass die CDU-Fraktion auf einer erneuten Aufstellung an anderer Stelle bestehen wird. Doch laut Abendblatt wurde zumindest beschlossen, dass dies nur im Rahmen einer kritischen Würdigung passieren darf.

Ein klarer Erfolg für die Proteste der Schwarzen Community Hamburgs und all der Organisationen, die uns bei den Protesten unterstützt bzw. sich auch eigentständig eingebracht haben!

Dienstag, Juni 10, 2008

Nichts als Ungereimtheiten im Fall Oury Jalloh

Hier das komplette Statement der Oury Jalloh-Initiative zur Fortsetzung des Prozesses:
Im Fall Oury Jalloh hat es in den letzten Wochen einige neue Entwicklungen gegeben. Die wichtigste ist, dass am 25. April am Institut der Feuerwehr in Heyrothsberge bei Magdeburg ein Versuch unternommen wurde, das Feuer zu rekonstruieren, von dem angenommen wird, dass es Oury Jalloh getötet hat.
Der aufgrund der Erkrankung des angeklagten Polizisten Schubert und einer der Schöffen für etwa 8 Wochen ausgesetzte Prozess wurde am 2. Juni 2008 wiederaufgenommen.


Es folgt eine Erklärung der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

Nach wochenlangen Vorbereitungen haben am 25. April 2008 Brandtechniker am Institut der Feuerwehr in Heyrothsberge bei Magdeburg die Zelle Nr. 5 rekonstruiert. Unter Anordnung des Gerichts haben die Brandtechniker die Details der Gewahrsamszelle nachgebaut, um ein Feuer unter den Umständen zu errichten, unter denen Oury Jalloh angeblich ums Leben kam. Nach Aussage der Brandtechniker waren die Bedingungen in der Zelle exakt die gleichen wie die am schicksalhaften Tag des 7. Januar 2005.

Die Rekonstruktion des Feuers zielte jedoch nur auf die Bestimmung der Entwicklung der Hitze und der Flammen zu dem Zeitpunkt ab, als das Feuer tatsächlich zu brennen begann und nicht auf entscheidende Frage, wie das Feuer überhaupt ausbrach. Ziel des Versuchs war, die Temperatur in der Gegend um Oury Jallohs Kopf innerhalb der 6 1/2 Minuten zu bestimmen, nachdem er angeblich das Feuer auf seiner feuerfesten Matratze gelegt hatte.

Ursprünglich war die originalgetreue Rekonstruktion der Ereignisse in Zelle Nr. 5 als Teil der öffentlichen Anhörung im Prozess gegen Andreas Schuber und Hans-Ulrich März geplant. Sie sind beide angeklagt wegen Fahrlässigkeit bzw. weil sie vorgeblich das Feuerzeug übersehen haben, mit dem Oury Jalloh sich selbst angezündet haben soll. Die plötzliche Krankheit von Andreas Schubert brachte Richter Steinhoff jedoch dazu, die Rekonstruktion des Feuers ohne Beteiligung der Öffentlichkeit durchzuführen.

Der Presse wurde nur am Morgen des 25. Aprils der Zutritt erlaubt, während die Rekonstruktion an sich erst am Nachmittag stattfand. In dieser Zeit durften die Medienvertreter Fragen stellen und ein paar Fotos von der nachgestellten Zelle machen. Die Feuertechniker begannen ihre Arbeit jedoch erst, als nur noch die Anwälte beider Seiten, der Staatsanwalt und die Mitglieder des Gerichts anwesen waren.

Da der Prozess auf die These beschränkt ist, Oury Jalloh hätte das Feuer selbst gelegt, während er mit Händen und Füßen an eine feuerfeste Matratze gekettet war, begann die Rekonstruktion damit, die Matratze in Brand zu setzen. Die einzige Möglichkeit um die Matratze mit ihrer feuerfesten Oberfläche in Brand zu setzen ist, mit einem scharfen Gegenstand ein Loch von etwa 20 cm Durchmesser in den Überzug zu schneiden. Diesen Gegenstand jedoch gab es nicht in Zelle Nr. 5.! Zudem muss ein bestimmter Teil des Matratzeninneren entfernt werden, damit das Feuer überhaupt brennen kann.

Die Feuertechniker des Feuerwehrinstitut haben genau diese eben beschriebenen Vorrichtungen getroffen, um das Feuer in Zelle 5 zum Brennen zu bringen. Nachdem sich das Feuer im Inneren der Matratze ausbreitete, passierte etwas Bemerkenswertes: anstelle dessen, dass der Überzug der Matratze in Flammen aufging, verursachte die Hitze des Feuers unter der feuerfesten Matratze, dass der Überzug sich nach unten zusammenfaltete. Das Feuer ging infolge dessen von alleine aus. Die Brandtechniker mussten erneut in die Zelle gehen und die Matratze wieder anzünden, die diesmal leicht in Brand zu setzen war.

Nachdem die Matratze beim zweiten Versuch genau für die Zeit brannte, die das Gericht unter Richter Steinhoff als relevant für den Prozess betrachtet (etwa 6 1/2 Minuten), wurde das Feuer ausgelöscht. Nach unseren Quellen hat die Hitze in der Region um Oury Jallohs Kopf nicht 180 Grad erreicht, die jedoch notwendig gewesen wäre, damit Oury Jalloh in der vorgegebenen Zeit an Hitzeschock hätte sterben können (der offiziellen Todesursache).

Im Lichte dessen stellt die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh die folgenden Fragen:
· Welche Erklärung gibt es für die Tatsache, dass sich das Feuer durch das Zusammenrollen des feuerfesten Überzugs in Folge der Hitzeentwicklung selbst auslöschte?
· Würde eine Person, die angeblich bei Bewusstsein und in der Lage war,
normal zu sprechen (siehe die vielen Zeugenaussagen von Beate Höpfner) bei der ersten Bemerkung von Hitze nicht sofort reagieren, indem sie auf die Feuerquelle schlägt?
· Welche Erklärung haben die Behörden für die Tatsache, dass die Reinigungsfrau, die die Zelle Nr. 5 an diesem schicksalhaften Tag säuberte, ausgesagt hat, dass sie sich nicht an Schäden an der Matzratze erinnern könne?
· Warum ist es nicht wichtig zu sehen, wie viel Zeit für welche Temperaturentwicklung benötigt wird, obwohl von Beginn an das Gerichtsmedizinische Institut in Halle und der Staatsanwalt von einer Temperatur von 350 Grad sprachen?
· Welche Erklärung haben die Behörden für Oury Jallohs Tod, wenn er nicht in dem Gericht vorgegebenen Zeitrahmen an Hitzeschock gestorben ist und er auch fast keine Rußpartikel in seiner Lunge und seinem Herzen hatte?

Das Landgericht Dessau-Roßlau hat am 2. Juni 2008 einen neuen Brandversuch in Auftrag gegeben, da bei dem Versuch im April nicht alle Vorgaben des Gerichts eingehalten worden seien. Sollte dieses neue Gutachten jedoch nicht diese aufgeworfenen, für den wirklichen Tathergang am 07. Januar 2005 entscheidenden Fragen aufgreifen, ist es aus unserer Sicht sinnlos. Es wird noch einmal bestätigt, dass das Gericht nicht die Intention hat und es sie nicht interessiert, die wirkliche Ursache von Oury Jallohs Tod heraus zu finden und Verbrecher, die dahinter stecken zu verurteilen und konsequent zu bestrafen. Der Anklageschrift der Staatsanwalt ist falsch and damit der
ganze Prozess ein Farce.

Da wir den Gerichtsprozess als Farce betrachten werden wir als Initiative von nun an am jedem Prozesstag Protestkundgebungen vor dem Gerichtsgebäude abhalten um gegen diesen skandalösen Prozess und die staatliche Vertuschung und Verschleppung zu protestieren.

Fast 3 1/2 Jahre nach Oury Jallohs bestialischem Tod in Zelle Nr. 5 in Dessau und nach 43 Prozesstagen sagen wir weiterhin:

Oury Jalloh -- das war Mord!

und fordern:

BREAK THE SILENCE!

Wahrheit! Gerechtigkeit! Entschädigung!

Die Kundgebungen finden jeweils am Montag, den 16. Juni, Freitag, den 04. Juli und Donnerstag, den 31. Juli um 9:00 Uhr vor dem Landgericht Dessau statt.

Samstag, Juni 07, 2008

Presserat rügt Bild

Bild hat offensichtlich mal wieder Großartiges geleistet, als es um die Aufgabe ging, frei erfundene Klischees über ach so primitive und blutrünstige Afrikaner zu verbreiten. Hier ein Auszug aus der Rüge des Presserates (Hervorhebungen von mir):

BILD (Bremen) erhielt eine nicht-öffentliche Rüge wegen eines Verstoßes gegen die Ziffern 8, 2 und 1 des Pressekodex. Die Zeitung hatte berichtet, dass zwei Mädchen im Alter von eins und vier Jahren auf Veranlassung ihrer Mutter zur Beschneidung nach Afrika gebracht werden sollten, was aber durch den Vater und einen Polizeieinsatz habe verhindert werden können. [...]

Einen Verstoß gegen das Wahrheitsgebot aus Ziffer 1 des Pressekodex sah der Ausschuss zudem im Einstieg des Beitrages, wonach in einer dunklen Hütte in Afrika bereits ein Medizinmann auf die Mädchen gewartet habe. Dies war offenbar frei erfunden.

Die Zeitung verletzte außerdem die Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex. Als Quellen für den Bericht wurden neben der Polizeimeldung und den Aussagen des Vaters nicht auch die Aussagen der Mutter berücksichtigt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Mutter Beschneidungen ablehnt und ihre Kinder nicht zu diesem Zweck nach Afrika bringen wollte.

Quellen und weitere Infos bei BILDblog

Donnerstag, Juni 05, 2008

Die taz wird von Tag zu Tag "lustiger"

Ende letzten Monats gab es bei der taz unter der Rubrik "Die Wahrheit" einen Text, der so unterirdisch (im Sinne von rassistisch, beleidigend und unfassbar) war, dass ich mich entschieden habe, hier nicht darüber zu schreiben, weil ich das niemandem zumuten wollte.

Doch der linke und total witzige Rassismus bei der taz scheint System zu haben und daher nun doch einen Hinweis wert zu sein. SPIEGEL Online (und ja, auch der wurde in diesem Blog schon mehrmals als Negativ-Beispiel angeführt) berichtet heute über eine neue taz-Entgleisung und zu meiner Überraschung wurden tatsächlich Schwarze Menschen in Deutschland dazu befragt. Und dann sogar als Afrodeutsche bezeichnet. Ganz ohne Anführungszeichen. Wow! Ich bin begeistert!
Die taz zeigte das Weiße Haus als "Onkel Barracks Hütte." Dazu sagt Yonis Ayeh, einer der Vorstände der Initiative für Schwarze Menschen in Deutschland e.V. Folgendes:

Der "taz"-Titel sei "sehr problematisch", findet Yonis Ayeh, der im Vorsitz der Initiative für Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) sitzt und die Interessen der rund 500.000 Afrodeutschen vertritt. "Die Zeitung vergleicht Obama mit Onkel Tom, einem unterwürfigem Sklaven", sagt Ayeh, "ich bin sicher, dass sich Obama selbst nicht so sieht."

Der Begriff verbreite ein Bild von Schwarzen als unterwürfig und ungebildet "und das ist einfach nicht wahr", sagt Ayeh. Dass ausgerechnet eine linksliberale Zeitung eine solche Überschrift bringt, habe ihn jedoch nicht überrascht. "In der linken Szene gibt es einen heftigen Rassismus", sagt er, "und die 'taz' trägt dazu bei, wenn sie sich solche Pannen leistet."

Was die taz zu der internationalen Kritik sagt?
Ich bin sicher, dass 99 Prozent unserer Leser das richtig verstehen. Die anderen haben Pech gehabt. Man kann es nicht allen recht machen.
Zu "den anderen", denen die Pech haben, gehöre offensichtlich ich. Und die taz gehört offensichtlich neben Nazi-Foren und rechtsextremen Schmierblättern zu Lektüren, die man sich für die Momente vorenthalten sollte, in denen man sich ganz dringend übergeben möchte.

Und für ganz Hartgesottene hier ein Link zu der "Wahrheit" der taz von vorletzter Woche: klick

Nachtrag 14.08 Uhr:
Auch hier greift man sich an die Stirn: "Rassistischer Durchknaller" und hat hübsche Reaktionen zusammengestellt

Dienstag, Juni 03, 2008

Quote of the Day: "Innocent Racism"

Nachdem ein Text, der in dem Buch Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus ein Kapitel eröffnet, nun schon von diversen Bloggern veröffentlicht wurde (z.B. hier und hier), will ich ihn auch den Lesern von BLACKprint nicht länger vorenthalten:

INNOCENT RACISM

Wann immer ich meine Texte lese,
wann immer ich keine Lust habe.
Fragen nach meiner "Herkunft" zu beantworten.

Wann immer ich meine Meinung zu Worten wie Negerküssen, Mohrenköpfen und "Mulatten in gelben Sesseln" sagen soll.

Höre ich von euch, dass das alles kein Rassismus ist, dass ich zu empfindlich bin, wenn sich mir der Atem zuschnürt,
dass all das in der Vergangenheit liegt und heute in DEUTSCHLAND keine Bedeutung mehr hat,
dass ich froh sein kann über meinen Exoten-Bonus und all die Türen, die sich deswegen für mich öffnen.

Ich bin drei, als ich auf gut fränkisch höre "du darfst fei net mitspielen"
Ich bin sechs, als man mir einredet, dass ich wie ein Affe aussehe und lieber im Busch Bananen pflücken soll.
Ich bin acht, als man meiner Mutter auf der Straße "Negerhure" hinterherschreit.
Noch immer acht, als eine alte Frau in der Straßenbahn meinen Bruder und mich auffordert, doch endlich nach Hause zu gehen. Wie wären ja schließlich lang genug hier gewesen.
Ich bin 13, als ich zum ersten Mal von einem Fremden angegriffen werde, als ich mir beim Zeitungaustragen mein erstes eigenes Geld verdiene und vom einem äteren Mann erst im Hausflur rumgeschubst und schließlich auf die Straße geworfen werde.

Ich bin 15, als ich auf einer Party zum ersten Mal Bekantschaft mit einem Springerstiefel in meinem Gesicht mache.
Ich bin 18, als ein Typ-den ich verdammt noch mal vorher wochenlang gedatet habe, um sicherzugehen, dass er auch wirklich mich meint - nach dem ersten Sex sagt "Wow, das war jetzt das erste Mal, dass ich mit ner schwarzen Frau im Bett war"


Jetzt bin ich 25 und kann es noch immer nicht leiden, wenn Leute mich auf nem Gehweg warten lassen, weil man mich zu oft gefragt hat, was ein Blowjob kostet.
Ich bin verdammte 25 und fremde Menschen fassen noch immer ohne zu fragen meine Haare an und erzählen mir, wie süß doch "Schokokinder" sind und dass sie soooo gern selbst eins hätten.

Freunde von mir tun das auch und denken, das wär ein Kompliment.

Halten mir vor, dass ich doch nur, weil ich so "exotisch" aussehe in Musikvideos und Werbespots rumhüpfe.
Als wenn ich das nicht selbst wüsste.
Als würde das irgendwas besser machen.
Als gäbe es ein alternatives Ich ohne mein Afro-Optik. Und was sollte das sein?

Aber ja, ich bin doch dankbar dafür, dass Ehemänner ihre Frauen mit mir betrügen wollen, um ein bisschen Würze in ihre leben zu bringen, wenn das Madras Curry auf dem Küchenregal nicht mehr aussreicht
dafür, dass man mir in Sachen Musik, Party, Sex und Übersetzung völlig vertraut, ohne zu hinterfragen, ob ich tatsächlich ne Ahnung hab
dafür, dass man einfach weiß, dass ich Singen, Tanzen und extrem gut Sexen kann, weil es mir in die Wiege gelegt ist.

Und wie könnte ich euch böse sein?
Ich bin schließlich noch am Leben
wurde nicht halbtot geprügelt, während man mich dreckiger Nigger genannt hat
wurde nicht an Händen und Füßen gefesselt und auf der Polizeiwache verbrannt
Musste keine Schuhsolen ablecken und "Heil Hitler" schreien.
Sollte nicht in den Kantstein beißen, damit man danach wie in "American History X" auf meinen Hinterkopf treten kann.

Nein, mir geht es gut.
Ich bin - zumindest in Hamburg Altona - relativ sicher,
kriege Jobs, man kann mich nicht ausweisen.

Und euer Rassismus ist so unschuldig
weil ihr weder Böses wollt, meint, noch tut
und einfach nicht versteht,
was ihr Tag für Tag, Spruch für Spruch und Frage für Frage
anrichtet.

Aber ich bin genau so unschuldig wie ihr.
Und ich war unschuldig mit 3, 6, 8, 13, 15 und 18
und bin und war trotzdem
ständig konfrontiert
mit eurem
innocent racism.


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Innocent Racism - Spoken Word Poetry von Victoria B. Robinson steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 2.0 Deutschland Lizenz.