Dienstag, Oktober 23, 2007

Ein Hotel bekennt Farbe

Weil's so nett ist, hier der komplette Text ohne weiteren Kommentar:

DRESDEN. Es gibt sie anscheinend noch, die Zivilcourage. Die NPD-Landtagsfraktion in Sachsen bekam zum Wochenende einen Brief mit folgendem Wortlaut:

"NPD Fraktion im Sächsischen Landtag
Herren H. Apfel und A. Delle
Bernhard-von-Lindenau-Platz 1
01067 Dresden

Dresden, 18. Oktober 2007

Ihre Zimmerreservierung im Holiday Inn Dresden

Sehr geehrter Herr Apfel,
sehr geehrter Herr Delle,

wir erhielten heute Ihre über www.hotel.de getätigte Reservierung für den 7. November 2007 und sind einigermassen erstaunt, dass Sie ausgerechnet ein amerikanisches Hotelunternehmen mit ausländisch klingendem Namen bevorzugen.

Da Sie in unserem Hause nicht willkommen sind und ich es auch meinen Mitarbeitern nicht zumuten kann, Sie zu begrüssen und zu bedienen, haben wir hotel.de gebeten, die Buchung zu stornieren.

Sollte dies aus vertraglichen Gründen nicht möglich sein, darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich sämtliche in unserem Hause durch Sie getätigten Umsätze unmittelbar als Spende an die Dresdner Synagoge weiterleiten werde. Betrachten Sie dies als kleinen Beitrag zur Wiedergutmachung für die Schäden, die Ihre damaligen Gesinnungsgenossen der Synagoge und vor allem ihren früheren Besuchern zugefügt haben.

Eine Kopie dieses Schreibens leiten wir an die Dresdner Presse weiter.

In der Hoffung, daß Sie eine zu Ihnen passende Unterkunft finden und uns Ihr Besuch erspart bleibt verbleiben wir

mit freundlichen Grüssen
MACRANDER HOTELS GmbH & Co. KG

Johannes H. Lohmeyer
Geschäftsführer


[Mit Dank an Sonja für den Hinweis]


Mügeln aus afrodeutscher Perspektive Teil 2

Nach dem ersten Interview mit der Antirassismus-Trainerin Manuela Ritz, gibt es nun in der ZEIT eine Reportage über Manuelas Rückkehr nach Mügeln, wo sie in ihrer alten Schule einen Antirassismus-Workshop durchgeführt hat.
Ausschnitt:
„Diskriminierung funktioniert nur, wenn es eine Mehrheit gibt, die nichts sagt“, sagt Ritz. „Qui tacet, consentire videtur“, lautet daher ein alter Rechtsgrundsatz: „Wer schweigt, scheint zuzustimmen.“

Wenn sie die Übung mit Erwachsenen mache, erzählt Manuela Ritz, höre sie oft den Satz: „Wenn das echt gewesen wäre, nicht nur ein Spiel, hätte ich was gemacht.“ Das, sagt sie, finde sie interessant. „Sie hatten nichts zu verlieren außer ihrem Platz neben den Getränken und den Snacks. Wenn sie sich draußen einmischen, ist die Gefahr echt, dort kann man etwas verlieren. Ich frage mich daher schon, ob man dieser Aussage glauben kann.“

Bis zu 50 Mügelner sollen zugesehen haben, wie 12 andere drohten, die Pizzeria „Piccobello“ zu stürmen und die dort hineingeflüchteten Inder zu verprügeln. Es ist nicht klar, ob sie dafür oder dagegen waren, sie applaudierten den Schlägern wohl nicht, doch taten sie auch nichts, um sie aufzuhalten.

[Mit Dank an Nicola für den Hinweis]

Montag, Oktober 15, 2007

Schönes Ding: Hagenbeck baut Kolonial-Hotel

Die Hagenbeck-Dynastie hat ja so einige schöne Dinge nach Hamburg gebracht (Beispiel) und nun wird diese Tradition auf besonders geschmackvolle Weise fortgesetzt:
Das Hamburger Abendblatt meldet 11.10.2007 unter der Überschrift "Hagenbeck-Hotel im Kolonialstil":
"... 2009 soll die Eröffnung des 159-Zimmer-Hauses gefeiert werden. Das Lindner-Park-Hotel Hagenbeck... soll das 'erste Tierpark-Themen-Hotel der Welt' werden. So wird das Haus, das nur wenige Meter vom Hagenbeck-Haupteingang entfernt liegt, im Kolonialstil gestaltet. Die Stockwerke sollen mit Materialauswahl und Inneneinrichtung die Kontinente Afrika, Asien und Südamerika widerspiegeln. ..." Familien und Geschäftsreisende fänden dabei ein "außergewöhnliches Ambiente in Stadtnähe", so das Abendblatt.

www.abendblatt.de/daten/2007/10/11/803417.html

Der Hamburger Impresario Carl Hagenbeck gilt als der Erfinder der 'Völkerschauen', die er im großen Stil weltweit veranstaltete und die Menschen aus 'fremden' Kulturen in entwürdigender Weise in Tierparks und (Welt)Ausstellungen vor Pappmaché-Kulisse zur Schau stellten. Die Zoo-Besucher imaginierten sich in exotische Welten hinein, die mit dem Alltag der Darsteller nichts zu tun hatten. "Dass ganze Völker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerieten, ist eng verbunden mit der Ausbreitung des Kolonialismus. ... Völkerschauen haben wohl nicht unwesentlich zu einer Verfestigung rassistischer Haltungen beigetragen." Zitat aus wikipedia -> mehr Wie hochsensibel das Thema bis heute ist, zeigt eine neuliche kontroverse Debatte: 2005 sah sich die Direktorin des Augsburger Zoos mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert, als dort die Afrika-Schau 'African Village' präsentiert wurde. -> mehr u.a.: www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/682/54628

In diesem Jahr feiert der Tierpark in Hamburg-Stellingen sein 100jähriges Jubiläum. Bisher blieb kritischen Forschern das Hagenbeck-Archiv verschlossen. Noch heute werden im Zoo sog. 'Dschungelnächte' präsentiert unter Einsatz von Mensch und Tier mit "tropischen Klängen, Shows und Exotik". Der Neubau eines Hagenbeck-Hotels im Kolonialstil scheint in fragwürdig ungebrochener Tradition zu stehen.

Der 'Kolonialstil' hat auch anderweitig Hochkonjunktur: ob in zahlreichen Möbelgeschäften oder in der schicken Compagnie Coloniale in Hamburgs City.

[via afrika-hamburg, mit Dank an Romao für den Hinweis]

Dienstag, Oktober 09, 2007

Montag, Oktober 08, 2007

Brothers Keepers sprechen über die Kampagne gegen Aggro

In folgendem Video sind Ausschnitte aus der Pressekonferenz auf der Popkomm mit dem Thema "Hip Hop - Quo vadis?" zu sehen, bei der u.a. die Brothers Keepers Adé Bantu und Torch ebenso wie Noah Sow, die Sängerin Abisara Machold und Murat Güngör sich zu der Kampagne gegen Rassismus und Sexismus im deutschen Hip Hop äußern. Hingehen und anschauen!

[Mit Dank an Eric Anders für den Hinweis]

Kurze Geschichte des Wortes "Nigga" in den USA

Dienstag, Oktober 02, 2007

Mehr über den Black European Women's Congress

Berichterstattung, Fotos und Videos vom Kongress gibt es bei Black Women in Europe

Die Vienna Declaration - Black European Women's Congress

Letzte Woche habe ich als eine von über 80 Schwarzen Frauen aus Europa (dort vertreten: 16 EU-Länder und die Schweiz), am ersten "Black European Women's Congress" teilgenommen. Dort wurde folgende "Vienna Declaration" mit Forderungen und Handlungsempfehlungen an die EU erarbeitet (hier die englische Originalversion, da die deutsche Version leider abweicht):
Declaration of the Black European Women´s Congress
Vienna, 27 – 29th September 2007
We Black European Women from 16 EU Member States, and Switzerland, gathered in Vienna from 27 – 29th September 2007 within the framework of the European Year for Equal Opportunities for All; under the initiative of AFRA – International Center for Black Women’s Perspectives (Austria) and coorganised by Tiye International, (The Netherlands) hereby announce the creation of the Black European Womens Network (BEWNET)

We, Black European Women, insist on the recognition of the crucial role played by Black Women economically, politically, culturally and socially in the European context. We are determined to implement and mainstream Black Women´s Empowerment in Europe as a core policy issue

Our gathering here is an indication of the necessity for the EU to dialog with Black Women’s Organisations EU-wide. The European Year for Intercultural Dialog therefore presents an opportunity to initiate and strengthen partnerships and alliances. We welcome purposeful efforts to engage with the EU in the implementation and in consequence in the securing and exercising of our Rights as full citizens of the EU and EEA

Black European Women Congress 2007 Recommendations to the EU

1. Identity and Empowerment
• Despite the legal framework, forms of multiple discrimination, including gendered racism, continue to exist. The Black European Women Congress recommends the enforcement and implementation of Article 13 to eradicate all forms of discrimination across all member states.

2. Challenges faced by Black youths
• Educational System and Civil Services must incorporate Anti-Racism training and qualification for personnel at all levels and recruit Black professionals. In addition, we recommend to set up legal guidelines for all public and corporate educational institutions to offer anti-racist material, services and curriculum

3. Psychological conflicts affecting black communities especially Black women and children
• The Black European Women Congress recognizes mental health as a primary issue pertaining to Black communities dealing with racism. Government must provide financial and structural means to allow the establishment of autonomous institutions that provide mental health care for Black people dealing with the effects of racism

4. Current Barriers of Black Women to the European Labour Market
• Companies and employers are required to implement Human Resources measures and tools designed to recruit Black personnel reflecting the diversity they express in their mission statements

5. Political Participation
• Development of programs which assure, support and include appropriate political representation and participation of Black women

Saturday, Sep 29, 2007


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