Montag, April 23, 2007

Schimmelmann-Relativismus

Bei den Kieler Nachrichten hat sich mal wieder jemand - diesmal eine Bettina Albrod - die Mühe gemacht, Schimmelmann (den größten europäischen Versklaver afrikanischer Menschen seiner Zeit und dementsprechend der ehemals reichste Mann Europas) als Gutmenschen, bzw. als "einerseits... andererseits...-Person" darzustellen.

Während bisher nicht in Frage stand, dass er höchstens weißen Menschen gegenüber wohltätig war (wobei sich auch an diesem Punkt die Historiker darüber streiten, ob er sich z.B. um Hamburger Waisenkinder gekümmert, oder sie nur in seinen Fabriken wie der Kattunbleiche als billige Arbeitskräfte ausgebeutet hat), geht man in diesem Artikel ein ganzes Stück weiter und behauptet, er hätte "[a]ndererseit (...) jungen Farbigen Bildung und ein Leben in Freiheit" ermöglicht.
Wenn jemand, sagen wir mal, 1000 Menschen als versklavte Arbeiter, zur Zucht und mit eigenem Brandzeichen hält und mehrere zehn- bis hunderttausende Menschen unter desaströsen Umständen verschiffen und sie in eine noch desaströsere Existenz zwingen lässt, ist Lob und Relativismus sicherlich angebracht, wenn im Gegenzug, sagen wir mal zehn Menschen, "ein Leben in Freiheit ermöglicht" bekommen.
Wer ist ein dänischer Adliger, um einem anderen Menschen ein Leben in Freiheit ermöglichen zu können?!

Dass die "Bildung", die er einigen "seiner" versklavten Menschen zukommen ließ, natürlich dazu diente, die Erträge auf seinen Plantagen zu steigern und dass diese Investitionen auch deswegen vor der Seuche gerettet werden sollten, liegt wohl auf der Hand. Sollte man meinen. Die Kieler Nachrichten sehen das offensichtlich anders...
Einen Glückwunsch an die Imtech GmbH und Gerhard Fuchs für die erfolgreiche Pressearbeit (die Zusammenarbeit zwischen Imtech, Fuchs und Schimmelmann-funktioniert ja schließlich auch bestens)!

Dass es in dem Artikel von rassistischem Vokabular nur so wimmelt, wird wohl nicht überraschen, ist aber keiner eingehenden Analyse würdig. Wer sich über rassismusfreie Berichterstattung bemüht, dem sei, wie immer, Der Braune Mob empfohlen.

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