Donnerstag, November 30, 2006

800 Euro für Schimmelmann

Die Reinigungsaktion des Denkmals hat laut Hamburger Abendblatt etwa 800 Euro gekostet. Interessant.
Und schade, dass das Abendblatt es nicht für nötig gehalten hat, über unsere Protestaktion zu berichten, aber jetzt dem "Farbanschlag" eine Meldung widmet und dabei auch die heute stattfindende Protestaktion von der weißen Hamburgerin Gisela Walk erwähnt.
Wie dem auch sei, ich bin jedenfalls mit dem Abendblatt darauf gespannt, wie Herr Fuchs reagiert, wenn er am Donnerstag aus dem Urlaub kommt. Man kann ihm übrigens gern Faxe oder E-Mails zukommen lassen oder ihn direkt am Donnerstag anrufen, um ihn willkommen zu heißen.
Hier der Artikel:

Farbanschlag auf Schimmelmann-Büste

Blutrot leuchtete gestern die Büste von Heinrich Graf Carl von Schimmelmann im Wandsbeker Puvogelgarten. Unbekannte hatten Acrylharzlack über das Kunstwerk gegossen, um gegen die Aufstellung der Büste des Hamburger Kaufmanns zu protestieren, der sein Geld unter anderem mit Sklavenhandel verdient hat. Damit erreicht der Streit um die Schimmelmann-Büste (wir berichteten) eine neue Dimension.

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Seit gestern ist Maler und Lackierer Marcel Dorn im Auftrag des Bezirksamtes mit der Reinigung der Büste beschäftigt. Eine langwierige Prozedur. Etwa zwei Tage lang wird er dafür brauchen. "Zuerst trage ich Speziallöser auf, damit sich die Oberfläche des Acrylharzlackes löst." Danach geht die Arbeit erst richtig los: Mit Drahtbürste und Wasser muss Marcel Dorn jede einzelne Fuge bearbeiten, ohne dabei das Kunstwerk zu beschädigen.

Insgesamt wird die Reinigung das Bezirksamt und damit den Steuerzahler etwa 800 Euro kosten. Ordnungsamt und Polizei erkundigten sich vor Ort über die Fortschritte der Säuberung. Einen Tatverdächtigen gibt es bisher nicht. Strafanzeige wurde erstattet.

Bereits heute Nachmittag ist die nächste Protestaktion geplant. Unter der Überschrift "Wir erwürgen Schimmelmann, wir hängen ihn auf!" will Bürgerin Gisela Walk gegen die Büste demonstrieren.

Die Mitarbeiter des Bezirksamtes warten auf die Rückkehr von Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU), um über eine mögliche Reaktion zu beraten. Fuchs kommt am Donnerstag aus dem Urlaub zurück.
rek

erschienen am 29. November 2006

Mittwoch, November 29, 2006

Schimmelmann und kein Ende

Einmal mehr hat die Black Community am Wochenende protestiert. Kurz zuvor haben Unbekannte die Büste mit roter Farbe übergossen (Photo mit freundlicher Genehmigung von www.afrika-hamburg.de).
Es hat ganze drei Tage gedauert, bis diese Farbe wieder entfernt wurde.

Nun hat die GAL Folgendes angekündigt:

Die GAL Wandsbek wird die Botschaften aller afrikanischen Staaten, deren Bewohner Opfer von Sklavenhandel waren, über die umstrittene Büste des Sklavenhändlers Heinrich Carl von Schimmelmann informieren.

Mittlerweile sind mehr als zweieinhalb Monate vergangen, seitdem der Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs das Denkmal (das im Grunde ein Mahnmal sein müsste) hat aufstellen lassen und es zusammen mit der Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck feierlich eingeweiht hat. Bei diesen Personen kann man natürlich jetzt seinen Protest deutlich machen. Ebenso kann man sich mit Protest-Mails auch an den Hamburger Bürgermeister Ole von Beust wenden.

Was mir bei der Suche nach einem Direktkontakt zu der Kultursenatorin untergekommen ist, ist die Original-Pressemitteilung zur Einweihung des Denkmals vom 28.08.2006. Darin zeigt lässt sich ganz eindeutig nachweisen, dass es der Kulturbehörde in keiner Weise um eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit des Herrn von Schimmelmann ging, wie behauptet wird, seit wir protestieren. Hier der komplette Text (wer darin Hinweise auf Schimmelmanns Tätigkeit als Versklaver findet, dem sei mein Erstgeborenes versprochen):


Tag des offenen Denkmals

Die Schlossbewohner kehren zurück

Nachdem der neu gestaltete Puvogel-Garten am 16. August 2006 eingeweiht und der restaurierte Puvogel-Brunnen wieder in Betrieb genommen wurde, wird die kleine Grünoase im Herzen Wandsbeks mit weiteren Kunstwerken ausgestattet:

Am Sonntag, den 10. September 2006,

am Tag des offenen Denkmals,

um 14.00 Uhr

findet im Puvogel-Garten gegenüber der Christuskirche Wandsbek in Anwesenheit der Kultursenatorin Frau Prof. Dr. Karin von Welck und des Bezirksamtsleiters Gerhard Fuchs die Übergabe von drei Bronze-Plastiken statt.

Diese Skulpturen wurden von drei jungen Künstlern aus Süddeutschland – Antje Jakob, Matthias Rodach und Simone Weik – erschaffen, die auch während des 1. Wandsbeker Kunst- und Kulturmarktes am 08. und 09. September 2006 auf dem Wandsbeker Marktplatz bei ihrer Arbeit bestaunt werden können.

Dabei stellen die übergroßen Bronze-Köpfe – eine Leihgabe der in Wandsbek ansässigen IMTECH GmbH an den Bezirk – drei der bedeutendsten Bewohner des Wandsbeker Schlosses dar: Graf Heinrich Rantzau, Baron Heinrich Carl von Schimmelmann und den berühmten Astronom Tycho Brahe.

Diese Leihgabe ist die „Revanche“ für eine dauerhafte Leihgabe des Bezirksamtes Wandsbek an die IMTECH GmbH: Die Originale der Löwenskulpturen, die ursprünglich die Zufahrt zum Wandsbeker Schloss zierten, haben in der großzügigen Eingangshalle der IMTECH GmbH an der Hammer Straße einen neuen, witterungsgeschützten Platz gefunden.

Graf Rantzau, mächtiger Statthalter des dänischen Königs und Wandsbeker Gutsherr von 1564 bis 1598, ließ um das Jahr 1568 die Wandseburg errichten, in deren Burgturm in den Jahren 1597 und 1598 der berühmte Astronom und entfernter Verwandter von Heinrich Rantzau, Tycho Brahe, lebte und ihn als Observatorium genutzt hatte. Heinrich Carl von Schimmelmann, der 1762 dem dänischen König das Gut Wandsbek abkaufte, entschied sich jedoch für den Bau eines neuen Herrenhauses, ließ die Wandseburg mit Ausnahme des Turmes niederreißen und baute an Stelle der Burg das prachtvolle Wandsbeker Schloss.


Rückfragen an:

Bezirksamt Wandsbek / Verwaltungsamt
Allgemeine Abteilung - Gremienbetreuung/Öffentlichkeitsarbeit
Sonja Feßel
Tel: (0 40) 4 28 81 - 30 18
Fax: (0 40) 4 28 81 - 20 60
E-Mail: PressestelleWandsbek@Wandsbek.Hamburg.De

Freitag, November 24, 2006

Mauern bauen...

...erschien manchen Gruppen von Menschen in der Geschichte immer wieder wie eine gute Idee und auch im Moment versuchen sich sowohl die USA von den "schlimmen illegalen Immigranten" abzuschotten, wie auch Europa, um die "Massen-Anstürme" abzuwenden (beschrieben z.B. hier, hier oder hier).

Doch was wäre, wenn auch People of Color diesen Weg angewandt hätten?

Sonntag, November 19, 2006

Ein Statement zur Hip Hop-Kultur...

...und dem, was Aktivisten wie Malcolm und Martin und Hip Hop-Pioniere wie Afrika Bambaataa und Kool Herc uns eigentlich hinterlassen wollten, gibt es in Form des folgenden Videos:



Natürlich ist die Sprache genau wie der Titel "Yall Should All Get Lynched" ebenso wie die Benutzung von N-Worten nicht wirklich mein Style, doch es ist definitiv ein durchdachtes, gesellschaftskritisches Statement, das die destruktiven Auswüchse der Glorifizierung eines Ghetto-/Hustler-Lifestyles, von billigem Sexismus und einer Ja-Sager-Attitüde klar anspricht und mit - nicht immer erträglichen - Bildern untermauert. Natürlich ist die Praxis des Lynchens, genau wie Aufrufe dazu, in jeder Form zu verurteilen, allerdings scheinen auch viele vergessen (verdrängt?) zu haben, was vor gar nicht allzu langer Zeit Gang und Gäbe war (eine Praxis, die sich der Comedian Michael Richards offensichtlich zurückwünscht).

Unabhängig davon, durch wen die dargestellten Images kreiert und popularisiert wurden, liegt es heute in unserer Verantwortung sie zu hinterfragen und nicht einfach weiter zu tradieren oder diese Perpetuierung zuzulassen.
Es gibt schließlich so viele positive Vorbilder, auf die wir uns beziehen können, auf Helden und Vorkämpfer aus den verschiedensten Epochen und geographischen Räumen - falls euch niemand einfällt: einige Beispiele werden in dem Video genannt.

Hinweis: Das Video wurde von Youtube verbannt, ist kontrovers und nicht jugendfrei. Seht es euch nur an, wenn ihr volljährig seid und euch zutraut den Clip zu unterbrechen, falls ihr seelischen Schaden befürchtet!

Sonntag, November 12, 2006

Anders überlegt: kleines Goodie

Ich komm offensichtlich doch nicht darum herum, euch an meinen Web-Touren teilhaben zu lassen.
Hier ein paar Ausschnitte aus der Liste 25 ways to tokenize or alienate a non-white person around you:

1. walk up to that black girl you barely know in the co-op and say "what do you think of the new (insert hip-hop artist here) album."
4. in a big group of many activists, say "black people don't have the time to care about trees".
8. picture a violent, irrational arab everytime the word "terrorist" is mentioned. ignore the arabs who do not fit into this stereotype.
12. use the identity of white anti-racist as a shield against accusations of racism.
13. ask an arab you don't know what they think about the war in iraq.
16. pit light-skinned non-white people against each other based on how they identify racially and what you think is most correct.
18. when a multiracial native person tells you their heritages, say "what a magical mix."
19. tell a racially mixed black person, "you don't act black."
25. if you're white and confronted on your racism, cry.

Viel los...

Erstmal ein kleines "SORRY" für mein Schweigen - es sind gerade so viele Projekte in der Pipeline, die alle toll sind, aber noch nicht so weit ausgereift, dass man sie hier verkünden könnte...
Spätestens ab dem 21. gibt es aber bahnbrechende News!

Bis dahin ist u.a. die Hamburger Black Community wieder aktiv und organisiert eine Demo und Protestaktion am 25.11. Diesmal werden auch Vertreter von politischen Parteien Redebeiträge machen und einige andere (auch nicht-Schwarze) Organisationen werden mit eingebunden. Näheres/Offizielles dazu kann/darf ich allerdings erst übermorgen weitergeben.

Also, Gnade mit mir - die Stille liegt ganz sicher nicht daran, dass nichts passiert!