Donnerstag, Juni 28, 2007

Was ich mich schon immer gefragt hab / MDR

Bei dem ein oder anderen öffentlich-rechtlichen Sender (bzw. einer Landesrundfunkanstalt der ARD) scheint man davon auszugehen, dass Deutschland noch nicht oder nicht mehr vollständig ist und im Osten nicht mit dem Osten, sondern mit "der Mitte Deutschlands" endet. Oder warum heißt die ostdeutsche Sendeanstalt MDR = Mitteldeutscher Rundfunk?

Laut Wikipedia wird der Begriff "Mitteldeutschland" u.a. im folgenden Kontext genutzt:
In nationalkonservativen und rechtsextremen Kreisen sowie von deutschen Vertriebenenverbänden wird „Mitteldeutschland“ häufig benutzt, um die Ansicht oder rechtliche Überzeugung auszudrücken, dass auch die inzwischen zu Polen und Russland gehörenden Gebiete des ehemaligen Deutschen Reichs weiterhin zu Deutschland gehören.
Hat jemand dazu sinnvolle Erklärungsversuche ("der MDR nannte sich auch "mitteldeutsch", bevor er 1934 zum "Reichssender Leipzig" wurde", gilt nicht...)?

Dienstag, Juni 26, 2007

Schwarze NS-Opfer

Ich wurde soeben auf eine Dokumentation aufmerksam gemacht, in der Serge Bilé einige Lebensläufe von Schwarzen Menschen verfolgt, die während der NS-Zeit in Konzentrationslagern verschwanden. Ein kurzes Interview mit dem Filmemacher ist hier zu sehen.

Außerdem hat Bilé ein Buch zum Thema verfasst: Das schwarze Blut meiner Brüder. Vergessene Opfer des Nationalsozialismus
Ein weiteres Buch, das sich mit dem Thema "Schwarze Menschen in der NS-Zeit" in einer autobiografischen Form beschäftigt, ist folgendes: Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein bist. Meine Jugend im Dritten Reich (Sachbuch), über dessen Titel ich natürlich nicht besonders erfreut bin.

Da ich in letzter Zeit häufiger zu NS-Themen befragt wurde, hier noch zwei weitere Buchtipps:

- Hitler's Black Victims: The Historical Experiences of Afro-Germans, European Blacks, Africans, and African Americans in the Nazi Era: The Historical Experience ... (Crosscurrents in African American History)

-Race After Hitler. Black Occupation Children in "Postwar Germany" and America: Black Occupation Children in "Postwar Germany "and America (beschäftigt sich dann eher mit dem rassistischen Erbe aus der Nazi-Zeit)


Mittwoch, Juni 20, 2007

Ach was?! Artikel aus der FTD

Auf dem rechten Auge blind
von Stephan Zimprich (Hamburg)

Eine Studie der Grünen hat die politische Einstellung von Bürgern im ländlichen Raum untersucht. Das Ergebnis: Rassismus und Antisemitismus sind nicht nur bei ausgewiesenen Neonazis zu finden, sondern reichen bis weit in der Mitte der Gesellschaft - ohne dass es jemand merkt.Nicht nur Skinheads zeigen in Deutschland rechtsextreme Einstellungen
Nicht nur Skinheads zeigen in Deutschland rechtsextreme Einstellungen
Ist die Nazi-Ideologie in Deutschland weiter verbreitet als gedacht? Diese Frage wirft eine aktuelle Studie der Grünen auf, die am Mittwoch in Berlin präsentiert wurde. In der Studie wurden zwei Kommunen, eine in Ostdeutschland, eine in Bayern, auf das Vorhandensein nationalsozialistischer Einstellungen in der Bevölkerung untersucht. Das Ergebnis: Für die nationalsozialistische Ideologie typische Haltungen wie Rassismus, Antisemitismus, Demokratiefeindlichkeit und Sozialdarwinismus sind in beiden Fällen weit verbreitet - ohne dass die jeweils Betroffenen sich selbst als "Nazi" oder "rechtsextrem" bezeichnen würden oder von ihren Mitbürgern entsprechend wahrgenommen würden.

Der Grund dafür liegt der Studie zufolge in einer weit verbreiteten Fehlwahrnehmung: Nazi sein kann nur, wer offen rechtsextrem ist. Alle anderen befinden sich im politischen Normalbereich und können deshalb per Definition keine Nazis sein. Die tatsächliche Einstellung spielt in dieser "Extremismuskonzeption" keine Rolle - wer sich nicht offen einer entsprechenden Subkultur zuordnet, ist eben kein Nazi.

Die Befunde gleichen sich in Ost und West. Lokale Initiativen gegen Neonazis haben der Studie zufolge in den betroffenen Gemeinden nur dann die Unterstützung der Gemeinde, wenn der Bürgermeister selbst sich an der Spitze engagiert hat. Schon diese Beobachtung allein werten die Autoren der Studie als Demokratiedefizit. Die Kommunalverwaltungen kooperierten in beiden untersuchten Gemeinden allerdings nicht aus Überzeugung: "In beiden sollte die Zusammenarbeit auch dazu dienen, die Auseinandersetzungen über die richtige Strategie aus der Öffentlichkeit zu holen", schreiben die Autoren. Eine offenen Disput könne die Gesellschaft in den Kommunen nicht ertragen.

In den vergangenen Jahren war es vor allem im Osten häufig zu Übergriffen gekommen. Kurz vor der Fußballweltmeisterschaft warnte der frühere Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye gar vor "No-Go-Areas" in den neuen Bundesländern, die vor allem dunkelhäutige Menschen meiden sollten. Kritik gab es immer wieder an der abwiegelnden Reaktion der Politik wie auch am zurückhaltenden Vorgehen der Behörden gegen die Neonazis. So schritt die Polizei nicht ein, als auf einer Feier in Pretzien das "Tagebuch der Anne Frank" verbrannt wurde. Auch im jüngsten Fall, einem Überfall auf Mitglieder einer Theatergruppe in Halberstadt, ließ die Polizei die Täter zunächst laufen und intensivierte erst nach massiver Kritik ihre Ermittlungsarbeit.

In der Beschränkung der Wahrnehmung auf die offene Neonazi-Szene liegt den Autoren zufolge eines der wesentlichen Probleme. In der Öffentlichkeit existieren Neonazis heute vor allem als Randgruppe oder Jugendsubkultur. An diesen abgrenzbaren Gruppen würde sich abgearbeitet, statt den Schwerpunkt auf die inhaltlichen Einstellungen der Bürger zu legen.

komplett geklaut bei FTD

Dienstag, Juni 19, 2007

Tag der Freiheit!

Today is the 142nd anniversary of Juneteenth, the annual celebration of Black freedom.

Even though the Emancipation Proclamation declared the official end of slavery on January 1, 1863, most enslaved Africans in America did not find out until much later. Among the last to find out were slaves in Galveston, Texas, who did not learn of their freedom until Union soldiers marched into town on June 19, 1865.

Upon hearing the news, Black people celebrated by laughing, crying, praying, and dancing in the streets for days.

Although Juneteenth is only officially recognized as a holiday in the state of Texas, people throughout the country use the day to honor the Black freedom struggle.

Let us use this day to reflect upon and give thanks for the freedoms that we have. Also, let us renew our commitment to fight against the various forms of unfreedom that undermine all of our prosperity.

May the ancestors be pleased with us.

geklaut bei Marc Lamont Hill

Sonntag, Juni 17, 2007

X - Das Magazin für AfroKultur

Toll, dass gerade so viele Afro-Projekte ausgebrütet werden - ein Küken ist soeben geschlüpft (und über die anderen, die in den nächsten Monaten folgen, wird BLACKprint ebenfalls berichten!):

Endlich! Der Vorläufer von X Das Magazin für AfroKultur, die Sonderedition zum Afrika Festival in Osnabrück, ist da. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Autoren und Wissenschaftlern ist an der Schnittstelle zwischen Afrika und Deutschland ein 96-seitiges Magazin entstanden, welches beispielhaft zeigt, dass Deutschland weitaus mehr zu bieten hat als Musikantenstadl, Lederhosen oder Eisbein mit Sauerkraut.

X, Deutschlands erstes Printmagazin für AfroKultur, fungiert als mediale Plattform von und für Afros und AfroKultur-Interessierte. Auf der Basis einer ethnisch-kulturellen Bedeutungsgeschichte wird rassistische Hautfarben-Kategorisierung überwunden, ohne dabei den entsprechenden Bedeutungsgehalt für und Einfluss auf Afros in Deutschland zu ignorieren. Somit ist X Ausdruck einer Kultur, die auch in Deutschland gewachsen und somit als Teilkultur der deutschen Kultur zu verstehen ist – ein einzigartig authentisches Magazin mit einer unverwechselbaren Zielgruppenansprache.

Mit seiner Sonderedition trägt X nicht nur zu einer ausführlichen Dokumentation der zahlreichen Veranstaltungen auf dem Osnabrücker Afrika Festival bei, sondern geht noch einen Schritt weiter: Die Geschichten, Reportagen, Essays und Interviews des Magazins reflektieren die vielfältigen Lebensrealitäten von Afros in Deutschland und artikulieren gleichzeitig deutsches Selbstverständnis.

Die Sonderedition von X Das Magazin für AfroKultur ist bei verschiedenen Veranstaltungen des Festivals, im Touristenbüro der Stadt Osnabrück, im Aktionszentrum Dritte Welt, der Lagerhalle oder unter fabulamedia.com erhältlich.

Samstag, Juni 16, 2007

Links - 16.06.2007

Nach so langer Zeit nun mal wieder Links und Hinweise:

- Der Ermyas-Fall endete mit Freisprüchen aus Mangel an Beweisen. Was bleibt, ist die Verwunderung darüber, in welcher Form seit letztem Jahr darüber berichtet wurde, sowohl inhaltlich, als auch in den Bezeichnungen für das Opfer, das beinahe starb und wohl nur wegen der nahenden WM überhaupt so viel Aufmerksamkeit bekam. Aktuell berichten u.a. Tagesschau.de Spiegel

- Während der afrikanische Kontinent, bzw. die Regierenden einzelner Länder oder die sog. afrikanische Kultur hierzulande immer wieder gerne mit Korruption, Polygamie und primitiven Sitten assoziiert werden, frage ich mich immer wieder, warum das nicht mit Deutschland, der Bundesregierung, Landesregierungen und all den großen deutschen/europäischen Unternehmen (Siemens, VW, Mercedes) passiert, in denen sich Korruptions- und Rotlichtskandale mit Betrugsvorwürfen überschlagen. Die mächtigen Christsozialen wie Söder und Seehofer haben Nebenfrauen nebst Nebenkindern, moralapostelnde Moderatoren paulo-pinkeln sich mit osteuropäischen Prostituierten und Koks in Hotelzimmern und sind - ähnlich wie beichtende Radrennfahrer - schnellstens wieder gesellschaftlich rehabilitiert. So tolerant ist Deutschland. Wer hebt hier eigentlich den Zeigefinger? Weitere Beispiele: "Deutsches Geld für Saddam Hussein", "Transparency beschwert sich bei Bundesregierung", "Schwere Vorwürfe gegen Bundesregierung", "Rechtmäßigkeit von Online-Durchsuchungen"

- Ku Klux Klan-Mitglied verurteilt: Einer der wenigen Fälle, in denen Täter für Lynchings in den USA zur Rechenschaft gezogen wurden - auch in diesem Fall seltsamerweise nicht wegen Mordes, aber immerhin. Viele Tausend Menschen fielen dieser barbarischen Praxis zum Opfer, ganze Familien sahen zu und es gab Postkarten mit Motiven von erhängten und gequälten Menschen.

- Goldabbau in Ghana: Einer der vielen Artikel, die sich in G8-Zeiten mit Wirtschaft in Afrika beschäftigten. Zumindest erwähnt wird hier, wer dahintersteckt, wer profitiert und wer leidet. Und jetzt?

- Religiöse Extremisten werden immer wieder in sehr unterschiedlichem Licht dargestellt, je nachdem, ob es sich um Muslime oder Christen handelt. Ein Artikel, der sich mit hasserfüllten christlichen und bombenbastelnden Rassisten und den Unterschieden in der Mediendarstellung zu islamischen Terroristen beschäftigt

- "Schwarze Rhetorik" kann man lernen:
Werden Sie zum Regelbrecher, denn diese beherrschen die Kunst sich artig Feinde vom Hals zu halten. Wer Schwarze Rhetorik verwendet, gewinnt!
[...]
Schwarze Rhetorik ist ein Rauschmittel und schlägt Wunden, die niemals vernarben.
Na, dann bin ich ja mit meinem Schwarzen Blog auf der sicheren Seite...

- Knast wegen Blowjob: Vor über zwei Jahren wurde Genarlow Wilson zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er als 17-Jähriger mit einer 15-Jährigen einvernehmlichen Oralsex praktiziert hat. Nach zwei Jahren sollte das Urteil nun aufgehoben und er - ein sportlicher Musterschüler, der nie aufgefallen ist - freigelassen werden. Die Freude des Justiz-Opfers und seiner Familie währte nur eine Stunde, der Staatsanwalt von Georgia legte sein Veto ein und will dafür sorgen, dass Genarlow die vollen zehn Jahre absitzt. Hier ist die Petititon zu seiner Freilassung



Donnerstag, Juni 14, 2007

"Die Verfolgung eines Wortes"

Diejenigen, denen die Brutalität des Apartheidregimes bewusst ist, können sich diese Situation nur allzu gut vorstellen: ein schwarzer Menschen ist auf eine Pritsche mit feuerfester Matratze an Händen und Füßen gefesselt. Stunden später ist dieser Mensch tot, sein Leichnam völlig karbonisiert, die oberen Teile seiner Finger komplett weggebrannt. Die offizielle These: Selbstmord.

Am 7. Januar 2005, ist Oury Jalloh unter genau diesen Umständen in Dessau gestorben. Am selben Tag wurde das Leben eines zweiten Afrikaners von der Polizei ausgelöscht: Layé Konde, der zehn Tage zuvor auf Grund eines gewalttätigen Brechmitteleinsatzes ins Koma gefallen war, verlor sein Leben ebenfalls am 7. Januar 2005. Keiner der verantwortlichen Polizeibeamten ist bisher verurteilt worden.

Seit diesem Tag sind eine Vielzahl von Flüchtlings-, MigrantInnen- und antirassistischen Initiativen zusammengekommen, um für Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung zu kämpfen. Unter dem Motto: BREAK THE SILENCE: OURY JALLOH DAS WAR MORD! organisierten wir uns in der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ um unseren Zielen Nachdruck zu verleihen.
Jedoch unsere Parole verursachte Angst und es folgte die Kriminalisierung unseres Kampfes seitens des Staates. Nach dieser Logik, ohne zu wissen was genau am 7. Januar in der Dessauer Polizeizelle geschehen war, ist es keine Straftat den Tod Oury Jallohs als Selbstmord zu bezeichnen, aber wer sagt, dass war Mord, soll verfolgt und bestraft werden.

Die Macht der Sprache, die Macht, Begriffe mit Bedeutung zu füllen, ist zugleich ein entscheidender und grundlegender Pfeiler der totalitären — und kolonialen — Macht. Diese wird ausgeübt, um Widerstand zum Schweigen zu bringen und um die Hegemonie über Wörter und Gedanken zu beherrschen.

Wir dürfen nicht vergessen, was die Geschichte uns lehrt. Wie oft und rücksichtslos wurde Genozid begangen, um die komplette Wahrheit zusammen mit den Opfern zu eliminieren, sowie es z.B. in Europa während der Nazizeit und bei der Sklaverei mit der Trennung von Mutter und Kind geschehen ist.

[...]

Am 27. März 2007, wurde ein Gerichtsverfahren gegen zwei Polizeibeamte, die möglicherweise für den Tod Oury Jallohs verantwortlich sind, in Dessau begonnen. Andreas Schubert und Hans-Ulrich Merz sind von der Staatsanwaltschaft Dessau jeweils angeklagt wegen Körperverletzung mit Todesfolge und fahrlässiger Tötung. Bei der Anklage der Staatsanwaltschaft – die einzige Instanz, die in Deutschland in so einem Fall klagen darf - spielt weder Rassismus noch irgendein anderer möglicher Hintergrund der Tat eine Rolle. Die Anklage geht ausschließlich von einer These aus:
Selbstmord. Ein gebrochenes Nasenbein und ein verletztes Mittelohr, Verletzungen, die bei der zweiten, von der Nebenklage finanzierten Obduktion entdeckt worden waren, gelten dabei nicht als Teil der gerichtlichen Beweislage.

Der bisherige Verlauf des Prozesses ist nicht mehr als die Bestätigung unseres tiefsten Misstrauens. Über zwei Jahre verurteilten wir ständig die Vertuschung und Verschleppung der Wahrheit in der Öffentlichkeit. Wie zu erwarten war, ähneln sich die Aussagen der vorgeladenen Polizisten auffallend: Alle können sich perfekt erinnern - außer an das was den Tod Oury Jallohs betrifft. Allerdings gibt es doch eine Ausnahme: alle können sich klar und deutlich daran erinnern, wie schnell Andreas Schubert, der auf der Anklagebank sitzt, weil die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft, nicht zügig genug reagiert zu haben, in den Todestrakt gerannt ist, dort wo Oury
Jalloh an Hände und Füße gefesselt, auf einer feuerfesten Matratze lag.

Jedoch ist das Thema Rassismus genauso abwesend wie die Wahrheit in den Worten der Angeklagten und der als Zeugen vorgeladenen Polizisten. Nur zwei Mal ist Rassismus als Thema überhaupt in den bisher zehn Verhandlungstagen angesprochen worden: Einmal, als ein Afrikaner aus dem Gerichtssaal rausgeworfen wurde, weil er – als der rassistische Dialog zwischen Arzt und angeklagtem Andreas Schubert vorgelesen wurde – „Was haben wir Euch jemals getan, das Ihr uns so behandelt!“ schrie, und ein zweites Mal als ein Aktivist der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ auf die Anklagebank gesetzt wurde, weil er angeblich ein anwesenden NPD-Kader beleidigt hatte.

[...]

Wir können und werden nicht zulassen, dass wir im Rahmen dieser verbrecherischen Normalität einfach weiterhin funktionieren, als Komplizen für Verfolgung und unseren eigenen Tod. Wenn wir das Schweigen nicht durchbrechen, wenn wir unsere eigene Meinung unterdrücken, leisten wir einen Beitrag zum Weiterbestehen unseres gemeinsamen Leidens.

Wir verweigern uns. Wir verweigern uns zu schweigen und wir verweigern uns, weiterhin Teil unserer eigenen Unterdrückung zu bleiben. Wir werden weder schweigen, noch zulassen, dass wir zum Schweigen gebracht werden. Diese Zeit ist vorbei.

MOBILISIERT EUCH! KOMMT NACH DESSAU AM 23. JUNI!

ORGANISIERT GRUPPEN IN EUREN STÄDTEN UM EINIGE TAGE ALS BEOBACHTER BEIM PROZESS IN DESSAU DABEI ZU SEIN.

STEH AUF! BREAK THE SILENCE!

Kompletter Text und Kontaktdaten HIER

Dienstag, Juni 12, 2007

Wole Soyinka und Henry Louis Gates in Berlin

Friedenskulturforum im Senatssaal der Humboldt-Universität am 13. und 14. Juni 2007

Wole Soyinka, Literaturnobelpreisträger aus Nigeria, wird am 14. Juni 2007 um 16.00 Uhr im Senatssaal der Humboldt-Universität mit dem Harvard-Professor Henry L. Gates über den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung und die Verhinderung von Völkermord in Afrika sprechen. Das Gespräch ist Teil des von Professor Amy-Diana Colin (Gründerin der Cité der Friedenskulturen) veranstalteten Friedenskulturforums am 13. und 14. Juni 2007 in Berlin unter dem Titel „Vom persönlichen Einsatz in der Gesellschaft und Geschichte“.
Weitere Ehrengäste und Key Note Speakers des Forums sind:

**UNESCO-Preisträgerin Yvonne Bezerra de Mello (Brasilien), Gründerin des Kinderhilfswerks PROJETO UERÊ in Rio de Janeiro, zum Thema „Straßenkinder und Kinder in Not“.

** UNESCO-Direktor Pierre Sané (Senegal/Frankreich), Beigeordneter General-Direktor für den Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften (UNESCO), früherer Generalsekretär von Amnesty International, zum Thema „Verteidigung der Menschenrechte“.

Dieses Friedenskulturforum geht von der Grundüberzeugung aus, dass der einzelne Mensch Verantwortung für die Gesellschaft trägt und die Möglichkeit hat, sich für die Lösung von politischen, sozialen und kulturellen Problemen unserer Zeit einzusetzen. Wole Soyinka hat in Nigeria unter Lebensgefahr für die Geltung der Menschenrechte gekämpft und die Festigung der Demokratie in afrikanischen Staaten gefördert; trotz wiederholter Einkerkerung und erzwungenem Exil. Professor Henry L. Gates und Pierre Sané haben sich eingehend mit den Folgen von Rassismus und Diskriminierung auseinandergesetzt. Yvonne Bezerra de Mello hat ihre in Afrika gesammelten Erfahrungen, Kindern in Not beizustehen, im eigenen Land erfolgreich angewandt und 1500 Kindern aus den Slums von Rio de Janeiro geholfen.
Professor Amy-Diana Colin hat die Cité der Friedenskulturen als internationales Netzwerk von ehrenamtlich tätigen Wissenschaftlern, Forschern und sozial engagierten Menschen gegründet, die sich durch ihr Leben und Werk für eine Kultur des Friedens einsetzen.

Weitere Informationen
Falls Sie Fragen haben, steht Ihnen Herr Joseph v. Radowitz unter info@peace-culture.org oder: 0172-30 760 30 zur Verfügung. Weitere Informationen zum Friedenskulturforum finden Sie unter peace-culture.org – Aktuelles und Nachrichten.

Programm des Friedenskulturforums
Veranstaltungen im Senatssaal der Humboldt-Universität

Mittwoch, 13. Juni 2007, 19:00 Uhr Thema: „Straßenkinder und Kinder in Not“
Vortrag von UNESCO-Preisträgerin
Yvonne Bezerra de Mello

Donnerstag, 14. Juni 2007, 10:00 Uhr Thema: „Verteidigung der Menschenrechte“
Vortrag von UNESCO-Direktor Pierre Sané

Donnerstag, 14. Juni 2007, 16:00 Uhr Thema: „Verhinderung von Völkermord, Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung“
Ein Gespräch zwischen Wole Soyinka und Henry L. Gates. Moderatorin: Amy-Diana Colin
Information zur Cité der Friedenskulturen

Die Cité der Friedenskulturen ist ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern, Künstlern und sozial engagierten Menschen, die sich durch ihr Leben und Werk für eine Kultur des Friedens in verschiedenen Disziplinen und Tätigkeitsbereichen einsetzen. Die Cité der Friedenskulturen ist ein Versuch, – angesichts der Kriege und Massenmorde, die das gesamte zwanzigste Jahrhundert markierten und den Beginn eines neuen Zeitalters überschatten – zur Völkerverständigung und weltweiten Zusammenarbeit beizutragen. Schwerpunkte der Forschungsprojekte sowie Lehr-, Trainings- und Veranstaltungsprogramme sind: Konfliktforschung, Koexistenz-Studien, Genozid-Studien, transdisziplinäre Studien und Hilfsaktionen für Kinder in Not. Weitere Informationen finden Sie unter: peace-culture.org


Dienstag, Juni 05, 2007

Da SPIEGELt sich ein bedenkliches Bild...

Nachdem der SPIEGEL vor Kurzem einen Untertitel benutzt hat, auf den ich über diesen Blog aufmerksam wurde, hat mein BraunerMob-Kollege Jean-Alexander Ntivyihabwa folgende Reaktion verfasst, der ich mich hiermit anschließe:
Schon wieder der Spiegel! Das scheint System zu haben. Wer hat denen bloß ins Hirn geschissen? Vielleicht war es der Berliner Aggro-Rapper B-Tight? Während man dem mit seinem Song "10 kleine..." mit sehr viel gutem Willen noch das Motiv der künstlerischen Provokation zu gute halten kann, outet sich der Spiegel einmal mehr als dumpfes Lightmedium. Da wird ein Kinderreim bemüht, der sich ursprünglich auf den Genozid an den Ureinwohnern Nordamerikas bezieht (Ten Little Indians, 1868)und in der Textversion "10 little Niggers" auch gern als Spottlied gegen schwarze Amerikaner gesungen wurde. In Deutschland taucht das Lied erstmals im Kinderbuch "Aus Kamerun" im Jahre 1885 auf. Da platzt ein "Negerlein", weil es zuviel bayerisches Bier getrunken hat, hahaha! Ist es doch die braune, rassistische Soße vom rechten Rand, die dem Spiegel erneut die Gehirnwindungen verklebt? Steht die Übertragung dieses rassistischen Kinderreims vielleicht in einem Zusammenhang mit der vorkolonialen, brutalen Ausbeutung Kameruns durch deutsche Kaufleute, wie z.B. Adolph Woermann? Oder dem Beginn der deutschen Kolonisation in Afrika? Mit der Berliner Konfrenz, bei der Afria unter den europäischen Großmächten aufgeteilt wurde, die im selben Jahr stattgefunden hat? Wie erklärt sich die Textzeile "Acht kleine Negerlein, / Die gingen und stahlen Rüben; / Den einen schlug der Bauer todt- / Da blieben nur noch sieben"? Dass der Bauer in der dazugehörigen Illustration ein Weißer ist, überrascht nicht wirklich. Denn hier handelt es sich nicht um einen harmlosen Kinderreim sondern um ein Propagandalied, mittels dessen der Geist von Rassismus, Kolonialismus und Völkermord in wilhelminische Kinderzimmer getragen werden sollte. Und genau in diese Tradition reiht sich der Spiegel ein. Für den Preis einer schlechten Pointe! Dabei ist die letzte Debatte um das unsägliche Lied gar nicht lange her:
http://www.antirassismus-telefon.de/zehnklein.php
Am Spiegel ist diese Debatte wohl vorbei gegangen. Schlechter Journalismus könnte man wohlmeinend annehmen. In Bezug auf die Afrika-Berrichterstattung im Spiegel leider zum wiederholten Male. Der Spiegel-Titel "Afrika- der Fluch des Paradieses. 350 Jahre nach ihrer Landung am Kap sollen weiße Farmer für das Elend des Kontinents büßen" ist mit das haarsträubendste was man in letzter Zeit über Afrika lesen konnte.Da wird die Kolonisation Afrikas auf fahrlässigste Art und Weise verharmlost. Im Spiegel Spezial zum selben Thema kommen glücklicherweise auch einige Gastautoren zu Wort, die den dämlichen, spalterischen und rückwärts gewandten Tenor der Hausautoren entlarven. Man hat fast den Eindruck, die hätten ihr eigenes Heft nicht gelesen. Oder nicht verstanden! Oder wollten nicht verstehen, sondern lieber mal herzerfrischend politisch inkorrekt sein. Den antirasitischen Gutmenschen mal richtig eins auswischen. Das hat vielleicht als Comedy bei Harald Schmidt´s Polenwitzen Mitte der 90er Jahre funktioniert. Und der hat sich als Notausgang immer noch die Tür der Ironie offen gehalten. Heute ist eine derart zynische Haltung einfach nur noch dumm, gefährlich und hochnot peinlich!