Dienstag, Juni 05, 2007

Da SPIEGELt sich ein bedenkliches Bild...

Nachdem der SPIEGEL vor Kurzem einen Untertitel benutzt hat, auf den ich über diesen Blog aufmerksam wurde, hat mein BraunerMob-Kollege Jean-Alexander Ntivyihabwa folgende Reaktion verfasst, der ich mich hiermit anschließe:
Schon wieder der Spiegel! Das scheint System zu haben. Wer hat denen bloß ins Hirn geschissen? Vielleicht war es der Berliner Aggro-Rapper B-Tight? Während man dem mit seinem Song "10 kleine..." mit sehr viel gutem Willen noch das Motiv der künstlerischen Provokation zu gute halten kann, outet sich der Spiegel einmal mehr als dumpfes Lightmedium. Da wird ein Kinderreim bemüht, der sich ursprünglich auf den Genozid an den Ureinwohnern Nordamerikas bezieht (Ten Little Indians, 1868)und in der Textversion "10 little Niggers" auch gern als Spottlied gegen schwarze Amerikaner gesungen wurde. In Deutschland taucht das Lied erstmals im Kinderbuch "Aus Kamerun" im Jahre 1885 auf. Da platzt ein "Negerlein", weil es zuviel bayerisches Bier getrunken hat, hahaha! Ist es doch die braune, rassistische Soße vom rechten Rand, die dem Spiegel erneut die Gehirnwindungen verklebt? Steht die Übertragung dieses rassistischen Kinderreims vielleicht in einem Zusammenhang mit der vorkolonialen, brutalen Ausbeutung Kameruns durch deutsche Kaufleute, wie z.B. Adolph Woermann? Oder dem Beginn der deutschen Kolonisation in Afrika? Mit der Berliner Konfrenz, bei der Afria unter den europäischen Großmächten aufgeteilt wurde, die im selben Jahr stattgefunden hat? Wie erklärt sich die Textzeile "Acht kleine Negerlein, / Die gingen und stahlen Rüben; / Den einen schlug der Bauer todt- / Da blieben nur noch sieben"? Dass der Bauer in der dazugehörigen Illustration ein Weißer ist, überrascht nicht wirklich. Denn hier handelt es sich nicht um einen harmlosen Kinderreim sondern um ein Propagandalied, mittels dessen der Geist von Rassismus, Kolonialismus und Völkermord in wilhelminische Kinderzimmer getragen werden sollte. Und genau in diese Tradition reiht sich der Spiegel ein. Für den Preis einer schlechten Pointe! Dabei ist die letzte Debatte um das unsägliche Lied gar nicht lange her:
http://www.antirassismus-telefon.de/zehnklein.php
Am Spiegel ist diese Debatte wohl vorbei gegangen. Schlechter Journalismus könnte man wohlmeinend annehmen. In Bezug auf die Afrika-Berrichterstattung im Spiegel leider zum wiederholten Male. Der Spiegel-Titel "Afrika- der Fluch des Paradieses. 350 Jahre nach ihrer Landung am Kap sollen weiße Farmer für das Elend des Kontinents büßen" ist mit das haarsträubendste was man in letzter Zeit über Afrika lesen konnte.Da wird die Kolonisation Afrikas auf fahrlässigste Art und Weise verharmlost. Im Spiegel Spezial zum selben Thema kommen glücklicherweise auch einige Gastautoren zu Wort, die den dämlichen, spalterischen und rückwärts gewandten Tenor der Hausautoren entlarven. Man hat fast den Eindruck, die hätten ihr eigenes Heft nicht gelesen. Oder nicht verstanden! Oder wollten nicht verstehen, sondern lieber mal herzerfrischend politisch inkorrekt sein. Den antirasitischen Gutmenschen mal richtig eins auswischen. Das hat vielleicht als Comedy bei Harald Schmidt´s Polenwitzen Mitte der 90er Jahre funktioniert. Und der hat sich als Notausgang immer noch die Tür der Ironie offen gehalten. Heute ist eine derart zynische Haltung einfach nur noch dumm, gefährlich und hochnot peinlich!

2 Kommentare:

jeanluc hat gesagt…

Ha ha, hab ich wohl nix verpaßt, das Heft noch nicht gekauft zu haben.

Ich glaub', die können das nicht anders. Die verkaufen ihre Heft ja auch nur mit populistisch provozierenden Slogans.

Schade ist das, weils das größte Nachrichtenmagazin des Landes ist und die die unterschwellige Meinung in der Bevölkerung damit mit bilden.

jeanluc hat gesagt…

Bono mit Christiansen im Fernsehen, das war auch schlimm. Cui Bono Vox? komische Nummer der Tüp.