Montag, Februar 26, 2007

Virginia bedauert Versklavung von Afrikanern

Ausschnitte zu der letzten Samstag einstimmig verabschiedeten Resolution, in der "tiefes Bedauern" über die Versklavung ausgedrückt wurde. Weiterhin wurde "Sklaverei als abscheulichste aller Menschenrechtsvereltzungen" bezeichnet. Wie man auch in Virginia nach fast 400 Jahren zu dieser Weisheit kommt und wie diese Resolution einzuordnen ist? Lasst mich doch an Euren Gedanken dazu teilhaben!

FAZ:

Entschuldigung nach 388 Jahren

Von Katja Gelinsky, Washington



Sklaven, wie hier im Film „Amistad”, wurden in Ketten nach Amerika verschifft
25. Februar 2007
Vierhundert Jahre ist es her, dass auf einer Insel im Fluss James, im heutigen Bundesstaat Virginia die erste dauerhaft besiedelte Kolonie der Engländer in Amerika entstand. Zwölf Jahre später wurden die ersten in Ketten gelegten Afrikaner nach Jamestown gebracht. Doch es vergingen 388 Jahre bis schließlich am Samstag das Parlament von Virginia einstimmig eine Resolution verabschiedete, in der die Volksvertreter ihr „tiefes Bedauern“ über die Sklaverei ausdrücken.

Die Entschuldigung für „die schrecklichste aller Menschenrechtsverletzungen“, wie des in der Entschließung heißt, hat nicht nur für den Südstaat historische Bedeutung. Denn Virginia ist der erste amerikanische Bundesstaat überhaupt, der sich offiziell für die Sklaverei entschuldigt.

Bürgerrechtler fordern seit langem eine Entschuldigung

Auch von diesen fünf ehemaligen Präsidenten gab es nie eine offizielle Entschuldigung

Auch der Kongress in Washington hat dies bislang nicht getan; entsprechende Initiativen blieben bislang ohne Erfolg. Den größten Schritt in diese Richtung ging der Senat vor zwei Jahren, als er eine Resolution zur Praxis des Lynchens verabschiedete. Darin entschuldigte sich die Kammer bei den Tausenden Lynchopfern und deren Nachkommen.

Schwarze Bürgerrechtler haben auch immer wieder amerikanische Präsidenten zu einer offiziellen Entschuldigung für das Unrecht der Sklaverei aufgefordert. Gegner einer derartigen Maßnahme sagen indes, eine förmliche Entschuldigung sei nicht nötig, da mehrere Präsidenten zu verschiedenen Anlässen die Sklaverei in scharfen Worten verurteilt und ihr Bedauern darüber ausgedrückt hätten - so auch George W. Bush, als er 2003 die ehemalige Sklavenfestung Goree Island in Senegal besuchte.

Teil eines „Heilungsprozesses“

Dass die Vereinigten Staaten sich schwer damit tun, sich für das Verbrechen der Sklaverei offiziell zu entschuldigen, hat nicht nur mit Abwehrreaktionen Konservativer im tiefen Süden zu tun. Es gibt auch Stimmen von später Eingewanderten die sagen, dass sie sich nicht für Taten entschuldigen könnten und wollten, die weder sie noch ihre Vorfahren begangen hätten.

Ferner gibt es Befürchtungen, dass eine offizielle Entschuldigung Forderungen schwarzer Aktivisten nach Reparationszahlungen Vorschub leisten könne. Auch im Parlament von Virginia wurden derartige Argumente vorgetragen. Doch letztlich konnte man sich darauf verständigen, dass die Resolution Teil eines „Heilungsprozesses“ sei, der auch 388 Jahre nach Ankunft der ersten Sklaven in Jamestown erforderlich sei.

Auf diesen Heilungsprozess scheint man in Deutschland verzichten zu wollen, was zum Beispiel die Aufstellung, feierliche Einweihung und erbitterte Verteidigung der Schimmelmann-Büste in Hamburg-Wandsbek illustriert (zur Erinnerung: Carl Graf Heinrich von Schimmelmann war zu seiner Zeit der reichste Mann Europas und dieser Reichtum basierte darauf, dass er auch der größte europäische Versklaver mit eigenen Plantagen war und jährlich ca. 80,000 Afrikaner als Waren verschiffte)...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Interessante Wortwahl; man "bedauert" eine Tatsache die man nicht absichtlich getan hat z.B. Oma's Vase umkippen, eine Delle an der Haube des Nachbars Wagen oder eine Bevölkerungsgruppe unabsichtlich beleidigt zu haben (sehe Bundespresident Lübke in Liberia). Es ist "bedauerlich" aber nicht mehr zu korrigieren.

In diesem Fall ist es keine rightige Entschuldigung um die Brennende Frage der finanziellen Entschädigungen nicht mal auf dem Tisch haben zu müssen. Somit werden Minderheiten mit einer scheinbaren Tat einfach gestillt, für blöd verkauft da die herschenden Meinungsmachern plötzlich meinen "wieso, wir haben uns doch entschuldigt, wer erkennen unsere Rolle in der Sklaverei doch an, was wollt ihr bitte schön mehr?"