Sonntag, Februar 04, 2007

Das Abendblatt findet Schwarz schön...

...nennt uns aber lieber "Farbige":

"Das Wort "Farbiger" hat in den Augen der meisten Deutschen bis heute eher keinen diskriminierenden Beigeschmack, anders als in den USA. Dennoch finde ich es wichtig, mit gewählten Begriffen jene nicht zu verletzen, die damit beschrieben werden sollen."
Zu den "meisten Deutschen" gehören wir offensichtlich nicht, denn der Begriff ist - auch und gerade im Deutschen - sehr wohl diskriminierend. Zu den Gründen verweise ich jetzt der Einfachheit halber (wie so oft und gerne) auf den Braunen Mob. Dort gibt es unter dem Button "Fragen/Sprachliches" nicht nur sorgfältig ausgearbeitete Leitfäden für Journalisten, sondern auch Erklärungen zu allen möglichen und unmöglichen Bezeichnungen, die uns im alltäglichen Leben so begegnen.

Den Leitfaden sollten wir natürlich als Erstes dem Abendblatt und deren Autoren Menso Heyl zukommen lassen, der in seinem Text - einer Reaktion auf einen Leserbrief, in der sich jemand zu Recht über die Überschrift "Die erste Frau - oder der erste Farbige?" beschwert hat - noch folgenden undifferenzierten Schwachsinn zur Rechtfertigung geleistet hat:

"Wie ungenau auch diese Wortwahl ist, zeigt sich sofort.

Barack Obama ist der Sohn einer "weißen" Mutter und eines "schwarzen" Vaters. Ist er deswegen schwarz, obwohl er - wie man doch auf den Fotos sehen kann - ziemlich hellhäutig ist?

Die ganze Farbenlehre, je nach Lage politisch korrekt oder unkorrekt, ist in Wirklichkeit ein sprachliches Monstrum. Doch ist es sicherlich am besten, Menschen so zu bezeichnen, wie sie selbst bezeichnet werden wollen.

Nennen wir Obama also "schwarz".

Besser wäre es allerdings, wir entwickelten uns ganz davon weg. "Wir leisten uns die Einsicht, dass Hautfarbe und Herkunft über einen Menschen nichts aussagen, was der Erwähnung wert wäre", schreibt der Sprachexperte Wolf Schneider in der "Süddeutschen Zeitung". "Oder: Wenn wir darauf hinweisen wollen, dass das törichte ,Schwarz' in den USA noch immer wichtig ist, so könnten wir sagen: ,Der hellhäutige Kandidat, den die Amerikaner einen ,Schwarzen' nennen', oder ,Der Senator, dessen Vater aus Kenia stammt'."

Leider passt dies alles nicht in eine Überschrift."

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