Mittwoch, März 19, 2008

Lüneburger wollen rassistischen Straßennamen behalten

via afrika-hamburg.de aus dem Hamburger Abendblatt:

Carl Peters hielt Schwarze für minderwertig
Straße nach Rassist benannt

Eine Umbenennung wurde nach dem Krieg übersehen. Die Anwohner der Carl-Peters-Straße wollen keinen neuen Namen, weil das Geld kostet.

Von Carolin George

Lüneburg - Er war Rassist, ließ Afrikaner hängen und wurde letztlich unehrenhaft aus
dem deutschen Reichsdienst entlassen: der Begründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika Carl Peters, geboren 1856 in Neuhaus, heute Landkreis Lüneburg. Im Lüneburger Stadtteil Goseburg ist noch heute eine Straße nach ihm benannt. Die Stadtverwaltung will das ändern, stößt aber auf Widerstand bei den Anwohnern.

"Vor Jahren untersuchte eine wissenschaftliche Kommission sämtliche Lüneburger Straßennamen nach möglichen Überbleibseln aus dem Dritten Reich, die nicht bereits direkt nach dem Krieg korrigiert wurden", sagt Daniel Steinmeier aus dem Pressereferat der Stadt. "Entdeckt wurde einzig die Carl-Peters-Straße." Die hatten die Nationalsozialisten laut dem Bürgervereinsvorsitzenden Rüdiger Schulz 1937 "bei Nacht und Nebel und ohne Ratsbeschluss benannt", denn Carl Peters wurde von den Nazis quasi als Urvater nationalsozialistischer Ideen wiederentdeckt.

Laut Internet-Lexikon Wikipedia hatte Peters in der "Kolonialpolitischen Correspondenz" die sogenannten "nicht-weißen Rassen" als minderwertig bezeichnet, als einzige Existenzberechtigung habe er ihnen ein Dasein als Arbeitskräfte unter der Herrschaft weißer Bauern zugebilligt. Seine Entlassung 1897 war mit der unwürdigen Behandlung der Eingeborenen begründet. Rüdiger Schulz: "Man nannte ihn Hänge-Peters, weil er Schwarze nach seinem Belieben hat hängen lassen."

Als Vorsitzender des Bürgervereins spricht Schulz sich für eine Umbenennung der Straße aus, weiß aber auch: "Das wird auf massiven Widerstand der Anwohner stoßen. Die müssten schließlich sämtliche Angaben, Briefpapier und Visitenkarten ändern." Daniel Steinmeier: "Wir haben eine Anwohnerbefragung durchgeführt, und die Mehrheit war dagegen. Wir arbeiten daher weiter an einer Problemlösung."

Zu viel Wind um die Sache wähnt Hans-Peter Breidenbach, Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft Lüneburg, die in der Carl-Peters-Straße zahlreiche Wohnungen vermietet. "Das ist ein Name, der auf einem Schild steht. Weiter wird das nicht zur Kenntnis genommen. 99,5 Prozent wissen nicht, wer das war, niemand identifiziert sich damit." Eine Umbenennung wäre bürokratischer Aufwand und würde nichts bewirken.

Ein möglicher Kompromiss wäre eine kleine Tafel am Straßenschild mit Informationen über Peters. Entscheiden über den Straßennamen muss der Stadtrat.

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